Gemeinsam riefen der Verein „Weissach Klimaschutz konkret“, die Gemeinde Weissach im Tal und der Kreisjugendring Rems-Murr ein Bürgerbeteiligungsprojekt ins Leben. Im Oktober 2018 fiel der Startschuss. Im September 2022 soll es zum Abschluss kommen. Bei einem Abend mit dem Titel „Marktplatz Weissacher Tal 2022“ waren nun die Bürger aufgerufen, ihre Ideen einzubringen.
Silke Müller-Zimmermann bat die Besucher, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Foto: T. Sellmaier
Von Hans-Christoph Werner
WEISSACH IM TAL. Wer das Zeitgeschehen aufmerksam verfolgt, der weiß, dass alles bekannt ist. Der Klimawandel ist Realität. Aber er kann auch aufgehalten oder zumindest gemildert werden. Nur müssten dazu alle in einer gemeinsamen Anstrengung ihre Gewohnheiten ändern. In Weissach will man sich in dieser Sache auf den Weg machen. Ein Förderaufruf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit ist dort nicht ohne Reaktion verhallt.
Gerne hätte man der Veranstaltung mehr Beteiligung gewünscht. Nur etwa 35 Personen kamen ins Bildungszentrum Weissacher Tal. Rund um die Sitzmulde waren Tische zu den einzelnen Themenbereichen aufgebaut. Nach einleitenden Worten von Silke Müller-Zimmermann und Geraldine Höbel waren die Teilnehmer dazu aufgerufen, ihre Ideen auf großen Papierbögen zu notieren. Wichtig war es, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Und nicht gleich ins Diskutieren, wie Müller-Zimmermann betonte, abzugleiten. In einem zweiten Schritt sollten die Teilnehmer an jedem Thementisch dann das einkreisen, was ihnen am wichtigsten sei. Im Gespräch wurden in einem weiteren Schritt die Herausforderungen des zuoberst Genannten erörtert. Und erst dann war Gelegenheit, die Umsetzungsschwierigkeiten anzusprechen.
Jeder Teilnehmer konnte Ideen zu drei Themenbereichen einbringen. Eine Fülle von Plakaten, die am Schluss des Abends an einer Leine aufgereiht wurden, zeugte von der Kreativität der Beteiligten. Moderatoren der einzelnen Themenbereiche stellten das Ergebnis der Ideensammlung abschließend vor. In allem sollte es darum gehen, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Weitere Aspekte waren Fotovoltaikanlagen und Energieeinsparung. Dies klang bei allen Themenbereichen durch, dass durch eine bescheidenere und rücksichtsvollere Lebensweise aller viel getan werden könnte. Ibrahim Joubaili hob beim „Konsum“ den Plastikeinsatz als ein zentrales Thema hervor. Simone Maile brachte für den Bereich „Wirtschaft“ als einen Punkt die Idee einer Gemeinwohlökonomie ins Spiel.
Roland Rauleder brachte beim Thema „Ressourcen“ eine Reduzierung der Lebensmittelverschwendung als ein zentrales Anliegen ein. Immer wieder ergaben sich Überschneidungen. So ergänzte Geraldine Höbel zum Letztgenannten das sogenannte Foodsharing: Teilen überschüssiger Lebensmittel mit anderen oder Weitergabe an Bedürftige. Aber auch das in England erstmals praktizierte Guerilla Gardening wurde genannt: auf öffentlichen Flächen sollten Lebensmittel angebaut werden. Bürgerprotest wie auch Erntenutzen würden sich auf diese Weise öffentlichkeitswirksam verbinden.
Großen Zuspruch hatte der Themenbereich Mobilität. Ein Ausbau des Nahverkehrs wurde genannt, die Mitnahme von Fahrrädern in Bussen vorgeschlagen, durchgängige Fahrradwege und mehr Mitfahrgelegenheiten angeregt. Gerade ein vermehrter Umstieg auf das Fahrrad hätte vielfältige Wirkung. Die Fitness des Fahrradfahrers, die Entschleunigung des Lebens, bessere Luft und weniger Flächenverbrauch für Parkplätze. Auch die Schwierigkeiten einer solchen Mobilitätsumstellung wurden nicht ausgespart. Wie bringt man auf dem Fahrrad den Großeinkauf nach Hause? Wie den Unbilden des Wetters trotzen? Sind alte Leute für das Fahrradfahren zu gewinnen?
Vorschläge werden jetzt noch auf ihre Umsetzbarkeit geprüft
Michaela Loth von der Gemeinde Weissach wies zum Schluss noch auf den Fortgang des Bürgerbeteiligungsprozesses hin. Vom 3. bis 10. April sollen die Vorschläge für jedes der sieben Handlungsfelder auf ihre Umsetzbarkeit geprüft werden. Auch war bei den Beteiligten durchgängig zu hören: Unablässige Appelle, etwas zu ändern, bescheidener zu leben, werden mit der Zeit überhört. Man muss maßvoll reduzieren, so Silke Müller-Zimmermann, damit es auch noch Spaß macht.
Auf kleinen Papierzahnrädern konnte zum Abschluss des Abends jeder Besucher Kontaktdaten und interessierende Handlungsfelder angeben. Denn auch dies ist wichtig, dass sich die Akteure des Beteiligungsprozesses vernetzen.