Klinik Stuttgart: Nicht zu spät medizinische Hilfe suchen

dpa/lsw Stuttgart. Die Ärzte am Stuttgarter Klinikum wissen nicht, warum Patienten in Notfällen, die nichts mit Corona zu tun haben, derzeit ausbleiben. Angst vor Ansteckung mit dem Virus dürfe jedenfalls nicht dazu führen, dass ernsthafte Erkrankungen ignoriert werden.

Klinik Stuttgart: Nicht zu spät medizinische Hilfe suchen

Ein Stethoskop hängt um den Hals eines Arztes. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild

Die Ärzte des Stuttgarter Klinikums sind derzeit besorgt, weil erwachsene Patienten mit Blinddarmentzündung oder Eltern von Kindern mit Magen-Darm-Infekten zu spät medizinische Hilfe suchen. Das Klinikum appellierte in einer Mitteilung vom Karfreitag, sich auch in der Corona-Krise bei Notfällen rechtzeitig zu melden. Eine schnelle und kompetente Versorgung sei beispielsweise gerade bei Symptomen eines Schlaganfalls oder Herzinfarkts entscheidend.

Das gelte auch für Kinder des Olgahospitals. „Die Kinderärzte sehen dort zunehmend ernsthafte Erkrankungen, die bereits fortgeschritten sind. So hat die Zahl der Blinddarmentzündungen zugenommen, die bereits zum Blinddarmdurchbruch geführt hat“, hieß es in der Pressemitteilung. Auch Kinder mit Stoffwechselstörungen oder Säuglinge mit Magen-Darm-Infekten kämen später und in kritischerem Zustand.

Auch sehe man in der Kinderonkologie des Olgahospitals den deutlichen Rückgang neu diagnostizierter Tumorerkrankungen mit Sorge. „Hier spiegelt sich kein plötzlicher Rückgang der Erkrankungen, sondern leider eine Verzögerung bis zur Diagnose wider“, teilte ein Sprecher des Klinikums mit.

Die Zahl der Patienten in den Notfallambulanzen sei seit Beginn der Corona-Krise deutlich zurückgegangen. Möglicherweise haben Patienten Sorge, sich im Krankenhaus mit Sars-CoV-2 zu infizieren oder wollen das Gesundheitssystem und Ärzte in der Krise nicht beanspruchen. Diese Entwicklung wird in vielen Krankenhäusern der Region beobachtet. „Für Notfall-Patienten können die Folgen einer unterbliebenen oder verspäteten Behandlung gefährlicher werden als das Infektionsrisiko in den Kliniken, die hohe Schutzstandards etabliert haben“, erklärte Prof. Dr. med. Jan Steffen Jürgensen, Medizinischer Vorstand am Klinikum Stuttgart.