Klinsmann sagt VfB Stuttgart ab: „Nicht zielführend“

dpa/lsw Stuttgart. Jürgen Klinsmann in einer starken Rolle beim VfB Stuttgart - diese Vorstellung hat viele im Umfeld des Zweitligisten elektrisiert. Aber wohl nicht alle und vor allem nicht die richtigen Personen.

Klinsmann sagt VfB Stuttgart ab: „Nicht zielführend“

Jürgen Kliensmann. Foto: Maurizio Gambarini/Archivbild

Der ehemalige Fußball-Weltmeister Jürgen Klinsmann verspürt nun doch keine Lust auf eine Rückkehr zu seinem Herzensclub VfB Stuttgart. Weder das Amt des Vorstandsvorsitzenden noch einen anderen Posten will der 55-Jährige derzeit übernehmen - das teilte der offenbar auch etwas enttäuschte Wahl-Kalifornier dem Zweitligisten am Mittwoch per E-Mail mit. Seine Entscheidung begründete er mit der aktuellen Führungskonstellation und dem seinem Empfinden nach mangelnden Bemühen seitens des Bundesliga-Absteigers.

„Die gesamte Kommunikation und Korrespondenz sowohl mit dem Präsidialrat des VfB als auch mit einer Personal-Beratungsagentur aus München waren für mich nicht zielführend und ohne jegliche Dringlichkeit von seiten des VfB“, schrieb Klinsmann in einer von seinem Berater verbreiteten Stellungnahme.

Aufsichtsratschef Bernd Gaiser bedauerte am Mittwochabend, dass nach „nach einem ersten konstruktiven Gespräch“ nun „keine Vertiefung der Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit stattfinden wird“. Die Aussagen Klinsmanns über die Kommunikation allerdings „haben uns überrascht und sind nicht nachvollziehbar“. Das nächste Gespräch sei eigentlich für kommenden Samstag terminiert gewesen.

Neben vielen Befürwortern der Idee gab es zuletzt auch öffentliche Zweifel an der Idee mit Klinsmann in einer verantwortungsvollen Position. Karlheinz Förster etwa, der Europameister von 1980, hatte Bedenken geäußert und die auch damit erklärt, dass der VfB mit Sportvorstand Thomas Hitzlsperger und dem neuen Sportdirektor Sven Mislintat gut aufgestellt sei - da brauche es keinen zusätzlichen starken Mann auf einem weiteren Posten. Ganz unabhängig von Klinsmann, der dafür grundsätzlich geeignet sei.

Aus dem Happy End für den energiegeladenen Klinsmann und dem nicht erst seit der abgebrochenen Mitgliederversammlung und dem Rücktritt von Präsident Wolfgang Dietrich Mitte Juli immer wieder chaotisch wirkenden VfB wird also erst mal nichts. Dabei schien ein Engagement tatsächlich realistisch, als der ehemalige Teamchef der deutschen Nationalmannschaft den Kontakt zu seinem früheren Verein bestätigte. Das Amt des Vorstandsvorsitzenden der Profi-Abteilung hätte zu Klinsmann genauso gepasst wie der VfB als Verein. Doch wer Klinsmann kennt, weiß auch: Nur, wenn alles passt und er seine Vorstellungen umsetzen kann, steigt er in ein Projekt ein.

Und in Sportvorstand Hitzlsperger hat sich binnen kurzer Zeit ein Mann viel Ansehen und Macht erarbeitet in dem Club, der von einem meinungsstarken Klinsmann als Vorgesetztem wahrscheinlich nicht so begeistert gewesen wäre. Gemeinsam mit Stefan Heim (Finanzen, Verwaltung und Operations) und Jochen Röttgermann (Marketing und Vertrieb) bildet Hitzlsperger die Führung der VfB Stuttgart 1893 AG. Dass er selbst zum Vorsitzenden des Gremiums wird und seine Karriere weiter steil bergauf geht, ist nicht ausgeschlossen.

Klinsmann dürfte mit seiner Entscheidung so manchen Fan enttäuscht haben. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte für den früheren Torjäger - von 1984 bis 1989 stürmte er für die Schwaben - geworben. Nun werde er vorerst keine weiteren Gespräche mit dem Tabellenzweiten der 2. Liga führen, teilte Klinsmann mit. „Dem VfB drücke ich selbstverständlich - wie immer - weiterhin alle Daumen und hoffe, dass er bald wieder in den Regionen spielt, wo er aufgrund seiner Möglichkeiten auch hingehört.“