Kneipiers starten im Heidelberger Lärmstreit Petition

dpa/lsw Heidelberg. Eine Initiative von Gastronomen macht gegen das Gerichtsurteil für mehr Nachtruhe in der Heidelberger Altstadt mobil. Sie befürchten den schleichenden Tod des Nachtlebens, wenn sie ihre Gäste früher verabschieden müssen.

Der Streit um Lärm vor und in Bars der Heidelberger Altstadt geht weiter: Zwei Wochen nach einem Gerichtsurteil zugunsten strikterer Sperrzeiten für die Gastronomie in der Heidelberger Altstadt gehen die Kneipiers in die Offensive. „Wir rufen die Stadt und den Gemeinderat Heidelberg dazu auf, bei der Tagung am 17. Oktober sich entschieden gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe auszusprechen“, heißt es in einer Petition des „Kneipenaffens“, eines Zusammenschlusses von Bar- und Kneipen-Betreibern. Forciert hat die Petition Daniel Adler, Leiter einer Werbeagentur. „Ich will die Kneipenkultur in der Heidelberger Altstadt erhalten“, sagte der 31-Jährige am Donnerstag. Von Dienstagnacht bis Donnerstagnachmittag kamen fast 5000 Unterschriften für die Petition mit dem Hashtag #rettetdiealtstadt zusammen - das Schlagwort dient dazu, das Thema in sozialen Netzwerken zu verbreiten.

Nach dem Urteil des Verwaltungsgerichts (Az. 7 K 8944/18) müssen Gaststätten in der Altstadt unter der Woche spätestens um Mitternacht dichtmachen. In den Nächten zu Samstag und Sonntag muss die Sperrzeit spätestens um 2.30 Uhr beginnen. Diese Maßgaben sind für den Heidelberger Gemeinderat bindend, wie das Gericht betonte. In der Vergangenheit hatte das Gremium Gerichtsbeschlüsse nicht umgesetzt. Für den Fall, dass der Gemeinderat die neue Sperrzeitenregelung nach der Sommerpause kippt, will die Stadt vorsorglich Berufung gegen das Urteil einlegen, um die Frist einzuhalten.

Derzeit müssen Kneipiers sonntags bis donnerstags um 1.00 Uhr ihre Gäste nach Hause schicken. Von Donnerstag auf Freitag ist die Party erst um 3.00 Uhr zu Ende. In den Nächten zum Samstag und Sonntag beginnt die Sperrzeit erst um 4.00 Uhr. Adler argumentierte, die Kneipiers seien auf jede Minute Öffnungszeit angewiesen, sonst könnten sie die hohen Mieten nicht bezahlen und müssten Ketten weichen. Unter der Woche rechne man mit Umsatzeinbußen von bis zu 70 Prozent und am Wochenende mit mindestens 25 Prozent. Stadt und Gemeinderat müssten alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um längere Öffnungszeiten zu erreichen. An der Lösungssuche sollten die lärmgeplagten Anwohner, die längere Nachtruhe vor Gericht erstritten hatten, beteiligt werden.