Kochprojekt mit echten Profis

Die dritten Klassen der Conrad-Weiser-Schule kochen mit zwei Aspacher Gastronomen – Wert des Essens soll vermittelt werden

Gesund soll es sein, aber auch lecker schmecken: Die beiden Aspacher Gastwirte Thomas Kube und Markus Binder haben ein Kochprojekt an der Conrad-weiser-Schule initiiert. Mit den Drittklässlern zaubern sie ein Drei-Gänge-Menü und versuchen dabei unter anderem, die Wertschätzung für Lebensmittel zu vermitteln.

Kochprojekt mit echten Profis

Ganz vorsichtig, dann geht auch nichts daneben: Zum Nachtisch gibt es Mousse au Chocolat mit Fruchtspiegel. Markus Binder vom Aspacher Gasthof Traube steht den Schülern mit Rat und Tat zur Seite. Foto: A. Becher

Von Silke Latzel

ASPACH. „Das Hauptessen kriegt Note 1 und die Suppe Note 4.“ – „Kann ich noch Fleisch haben?“ – „Der Brokkoli ist zu groß geschnitten, den bekomm ich ja gar nicht in den Mund.“ Im Nebenraum der Küche in der Aspacher Conrad-Weiser-Schule herrscht ein Gewusel und ein Stimmengewirr. Besteck klappert, Stühle werden hin- und hergeschoben. Die Schüler der Klasse 3b verbringen gemeinsam mit den beiden Aspacher Köchen Thomas Kube und Markus Binder einen Vormittag in der Schulküche, um ein gesundes und leckeres Drei-Gänge-Menü zu kochen. Die Klasse 3a war schon in der vergangenen Woche dran.

Es gibt Karotten-Orangen-Suppe als Vorspeise, Gemüserisotto mit Hühnchen als Hauptgang, dazu Tomaten-Gurken-Salat und als Dessert Mousse au Chocolat auf Fruchtspiegel. „Wir haben die Schüler in drei Gruppen eingeteilt“, erzählt Thomas Kube vom Gasthaus Zum Kube in Großaspach. „Ich kümmere mich mit den Kindern um den Hauptgang.“ Markus Binder vom Gasthof Traube, ebenfalls aus Großaspach, übernimmt die beiden Gruppen für Vor- und Nachspeise. „Und dann wird geschnibbelt und gekocht.“

„Den Wert des Essens zu vermitteln, ist bei uns wirklich schwer“

Wer eine echte Kochmütze mit seinem Namen trägt, der fühlt sich gleich wie ein richtiger Koch. Das weiß auch Kube und hat den Schülern deshalb entsprechende Kopfbedeckungen mitgebracht. Die Idee zum Kochprojekt kommt von ihm direkt, er hat sie der Leitung der Conrad-Weiser-Schule vorgeschlagen. „Ich habe selbst Kinder, die hier die zweite und vierte Klasse besuchen. Und ganz oft ist mir schon aufgefallen, dass manche ihrer Freunde – überspitzt gesagt – einen Apfel nicht von einer Banane unterscheiden können.“ Das habe den Koch nachdenklich gemacht. „Heute habe ich unter anderem eine Sellerie mitgebracht, die Kinder haben so geschaut, als sei das ein Ufo. Keiner hat gewusst, was das wirklich ist, einer hat geraten und immerhin ,Kohlrabi‘ gesagt.“

Das Problem ist laut dem Koch ein gesellschaftliches. „Es gibt eigentlich nur schwarz und weiß: Entweder sind die Kinder hier total dabei oder gar nicht. Und das ist auch bei ihnen zu Hause oft so: Entweder die Eltern kochen viel selbst oder gar nicht.“ Auch sei die Wertschätzung der Lebensmittel in Deutschland im Allgemeinen sehr gering. „Den Wert des Essens zu vermitteln, ist bei uns auch wirklich schwer, wenn man beispielsweise ein Schweineschnitzel billiger kaufen kann als Hundefutter. Oder wenn dann zwar für ein paar neue Schuhe 180 Euro ausgegeben werden, aber das Essen darf nichts kosten – da stimmt irgendwas nicht.“

Ein weiteres Problem: „Viele Menschen nehmen sich auch einfach nicht mehr die Zeit, um selbst zu kochen.“ Kube selbst bindet seine Kinder in der heimischen Küche durchaus in die Arbeit ein. Allerdings nur „wenn sie und ich Zeit haben und sie dann auch wirklich wollen, man sollte niemanden zwingen. Einer meiner Söhne ist da eigentlich immer ziemlich interessiert dabei, der andere weniger.“

„Vor allem Gemüse essen viele Kinder gar nicht“

Dass das Kochprojekt in den dritten Klassen stattfindet und nicht, wie ursprünglich von Kube und Binder angedacht, in den fünften oder sechsten Klassen, liegt daran, dass im Lehrplan der Drittklässler sowieso das Thema Ernährung behandelt wird. „Und so hat sich das dann einfach ergeben“, sagt Kube lachend. Die beiden Köche haben nicht nur das Projekt initiiert, sondern tragen auch alle Kosten selbst. „Wir würden das eigentlich gerne noch mal im nächsten Schuljahr machen, dann auch wieder für die dritten Klassen.“

Mittlerweile sind die Schüler satt – mehr oder weniger zumindest. Manche haben sich mehrfach Nachschlag geholt, andere den Teller gar nicht leer gegessen. „Das mag ich nicht“ ist durchaus das ein oder andere Mal zu hören. „Vor allem Gemüse essen viele einfach nicht“, so Kube. „Fleisch und Süßes, ja. Gemüse, nein.“ Während des Kochens habe er sich mit einigen der Schüler unterhalten und sie gefragt, was sie denn zum Mittagessen daheim bekommen. „Und einer hat dann aufgezählt: Schokolade, Wurstbrot... Aber eben nichts, was gesund ist.“

Ganz zum Schluss gibt es den heiß ersehnten Nachtisch. Und plötzlich herrscht bei Tisch auch Ruhe. Wieso? Weil Markus Binder gesagt hat: „Wer leise und anständig isst, der bekommt vielleicht, aber auch nur vielleicht, noch einen Nachschlag.“ Und den will sich natürlich keiner entgehen lassen.