Kokain für fast eine Million Euro

Landgericht verurteilt Drogenkurierin zu einer Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren

Kokain für fast eine Million Euro

Zweieinhalb Kilo Kokain handeln einer 25-jährigen Rumänin dreieinhalb Jahre Gefägnis ein.

Von Bernd S. Winckler

WAIBLINGEN. Zweieinhalb Kilogramm Kokain mit einem Reinheitsgehalt von 91 Prozent. Einen solch hohen Wert hatte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft noch nie seit ihrem Bestehen anklagen müssen. Und doch hatte eine 25-jährige Rumänin diese Drogen in ihrem Auto, als sie am 15. August vergangenen Jahres in Waiblingen einen großen Teil der Ware als Kurierin lieferte – jedoch unter den Augen der Polizei. Dafür muss die junge Frau jetzt dreieinhalb Jahre hinter Gitter.

Die zweieinhalb Kilogramm Kokain – fast reiner Stoff – hätten gestreckt ausgereicht, um an die 80000 Konsumeinheiten herzustellen. Das hätte einen Straßenwert nahe der Millioneneuromarke dargestellt, wie die Staatsanwältin vor dem Stuttgarter Landgericht feststellte. Woher die Drogen dieser hohen Qualität stammten, blieb in dem Verfahren gegen die 25-jährige Lieferantin im Dunkeln. Vermutungen deuten auf Rotterdam hin, denn dort war die Frau zuvor gewesen, wie das Navi-Gerät ihres Fahrzeugs ausweist. Sie sollte nach der Ablieferung von zwei Kilogramm bei einem Waiblinger Dealer mit den restlichen 500 Gramm weiter nach Frankreich fahren und dort abliefern. Dazu kam es aber nicht mehr. Der Ablieferauftrag in Waiblingen war von Rauschgiftfahndern beobachtet worden. Danach wurde die Frau verfolgt und bei Pforzheim gestellt. Die Drogen waren in einer eigens dafür umgebauten Mulde zwischen den Vordersitzen versteckt. Die Fahnder fanden den Stoff erst nach der dritten Durchsuchung.

Frau versuchte vergeblich, in Deutschland Fuß zu fassen

Sie sei in ihrer rumänischen Heimat als Berufsboxerin tätig gewesen, sagte die Angeklagte. Bei der Europameisterschaft in Russland sei sie Fünfte geworden. Nach ihrer Einreise nach Deutschland im Jahre 2017 versuchte sie, hier Fuß zu fassen, was nicht gelang. Sie hielt sich mit Putzstellen über Wasser, lernte dann einen Unbekannten kennen, der ihr für jeden Drogentransport 1500 Euro versprach. Da habe sie „Ja“ gesagt.

Davon jedoch wusste die Polizei noch nichts, als die Frau an jenem 15. August in Waiblingen ankam. Denn dort wurde zu dieser Zeit der Empfänger des Kokains gerade observiert. Dann tauchte plötzlich die Frau auf und lieferte ein Päckchen. Fortan wurde sie beschattet – und dann festgenommen.

Die kompletten zweieinhalb Kilogramm des Rauschgifts kamen nicht in den einschlägigen Kreislauf. Der Prozess gegen den Waiblinger Empfänger ist für Mai dieses Jahres geplant. Die Hoffnung der Frau, dass sie dank ihres Geständnisses und des Umstandes, dass sie keine direkte Dealerin war, mit einer Bewährungsstrafe davonkommen würde, erfüllte sich nicht. Immerhin hatte die Staatsanwältin sechs Jahre und neun Monate Freiheitsstrafe gefordert und dabei besonders auf die große Drogenmenge und die ungewöhnlich hohe Qualität abgehoben. Eine Rauschgiftqualität, die man bisher noch nie gehabt habe.

Die 8. Große Strafkammer würdigte nun vor allem das Geständnis der Frau und den Umstand, dass keinerlei Vorverurteilungen, weder in Deutschland, noch in ihrem Heimatland Rumänien, aktenkundig sind. Das Gericht stufte die Lieferfahrt als ein Verbrechen des Handeltreibens und Besitzes von Rauschgift ein, was mit der Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren genügend gesühnt sei. Für eine Bewährungsstrafe sei allerdings die Drogenmenge und die Qualität doch zu hoch, heißt es in dem Urteil.