Kommentar: Choreografie ins Extreme

Kommentar: Choreografie ins Extreme

Von Christian Gottschalk

Die AfD ist in einigen Bereichen zu einer ganz normalen Partei geworden. Zum Beispiel in Sachen Parteitags-Choreografie. Was vor Wochenfrist beim Landestreffen in Baden-Württemberg zu beobachten war, hat sich nun in Gießen fortgesetzt. Die Gründungsversammlung der Nachwuchsorganisation war von Beginn bis zum Ende vorgeplant. Die Strippen sind im Hintergrund gezogen gewesen, ehe die Versammlungsteilnehmer in der Halle Platz genommen haben. Von der oft beschworenen Mitbestimmung der Basis war nicht viel zu sehen. Doch damit hat die AfD kein Alleinstellungsmerkmal.

Dass die AfD aber doch keine Partei ist wie jede andere, das zeigt ein Blick auf diejenigen, die sich in Gießen in Position gebracht haben. Nicht nur der Chef der neuen AfD-Jugend, auch große Teile seiner Führungskollegen lassen sehr berechtigte Zweifel daran zu, dass diese Gruppe mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes steht. Dass Nachwuchsorganisationen in Teilen radikaler sind als die Mutterparteien, das ist normal. Dass sich deren Führungscrew mit Menschen und Gedanken umgibt, die diesen Staat in seiner Form ablehnen, ist es nicht. Die AfD von heute hat gesichert rechtsradikale Mitglieder in ihren Reihen, aber auch Menschen, auf welche diese Beschreibung nicht zutrifft. Die Nachwuchsgruppe soll nun als Kaderschmiede der Hauptpartei dienen. In welche Richtung die dann treiben wird, das ist absehbar.