Kommentar: Der Trend kann trügen
Von Tobias Heimbach
Im vergangenen Jahrzehnt hat wohl kein Thema Deutschland so stark beschäftigt, wie die Debatte um Flucht und Migration. Insofern sind die neuen Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge eine gute Nachricht. Laut der Behörde sind die Asylerstanträge im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um rund die Hälfte gesunken.
Doch noch immer sind viele Kommunen damit überfordert, Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringen, deren Kinder zu betreuen und an den Schulen zu integrieren. Und: Nach wie vor hat rund die Hälfte der Menschen, die um Asyl bitten keinen Schutzanspruch. Doch wer einmal hier ist, der bleibt oft. Die Bundesregierung ist mit dem Versprechen angetreten, die Migrationszahlen zu reduzieren. Sie sieht die aktuelle Entwicklung als Erfolg. Allerdings darf sie aus der aktuellen Entwicklung nicht die falschen Schlüsse ziehen.
Denn die vor einigen Wochen eingeführten Zurückweisungen an der Grenze dürften nur einen begrenzten Einfluss gehabt haben. Die große Trendwende begann bereits unter der Ampelkoalition. Viele entscheidende Entwicklungen liegen zudem außerhalb der Kontrolle der Bundesregierung. Dazu gehört der Regimewechsel in Syrien im vergangenen Dezember. Seitdem haben sich von dort weniger Menschen auf den Weg nach Deutschland gemacht. Auch die Balkan-Staaten haben es Flüchtlingen schwerer gemacht, nach Mitteleuropa zu kommen.