Kommentar: Kind am Brunnen, Oper im Ungewissen
Von Tim Schleider
Das Stuttgarter Opernhaus muss saniert werden. Dafür wird es zehn Jahre brauchen. In dieser Zeit müssen Oper und Ballett eine Ersatzspielstätte bekommen. All das steht seit rund zehn Jahren auf der kulturpolitischen To-do-Liste von Land und Stadt. Sehr weit ist man im Realen noch nicht gekommen; im Prinzip gibt es für das Interim bisher einen Bauplatz, einen Architektenentwurf und gewisse Vorarbeiten. Und seit Mittwoch erst mal wieder einen Prüfauftrag. Kleiner soll alles werden. Und vor allem: billiger.
Die Nöte insbesondere der Stadt Stuttgart sind überaus nachvollziehbar. Die kommunalen Einnahmen gehen drastisch zurück, die Liste der Bauaufgaben auch an anderen Stellen ist dafür überlang. Doch einen Teil der Schuld trägt eben auch das Rathaus selbst. Unter Alt-OB Fritz Kuhn lag das Thema Opernhaussanierung lange Zeit auf Halde. Sein Nachfolger Frank Nopper sieht sich einem Gemeinderat gegenüber, dessen Verhältnis zur Spitzenkultur eher gespalten ist. Die Zeit der engagierten Kulturpolitiker in den Fraktionen ist lang schon vorbei.
Noch sei das Kind nicht in den Brunnen gefallen, sagt Ministerin Petra Olschowski. Aber es müsse nun schnell gehen beim Überarbeiten des Konzeptes. Das suggeriert Betriebsamkeit auf den Ämtern. In Wirklichkeit verlängert sich nur die Wartezeit, vor allem fürs Staatstheater. Und was die Vergangenheit angeht, muss man zumindest dem Rathaus eines attestieren: Saumseligkeit.