Kommentar: Schutz für den Ernstfall
Von Tobias Heimbach
In Deutschland wissen Millionen Menschen was Bombenkrieg bedeutet. In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs versteckten sie sich als Kinder in Kellern und Bunkern vor Luftangriffen. Auch viele Flüchtlinge aus der Ukraine und Syrien haben erlebt, dass Raketen und Bomben auf Wohnhäuser geschossen werden. Auch Deutschland muss sich wieder auf so ein Szenario vorbereiten. Denn solange Russland seinen aggressiven Kurs fortsetzt, besteht die Gefahr eines Krieges. Es ist richtig, dass laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine Million Schutzplätze entstehen sollen, indem Tunnel, Tiefgaragen und Keller öffentlicher Gebäude ertüchtigt werden. Derzeit sind es weniger als eine halbe Million.
Doch viele Fragen sind offen: So gab es zur Hochzeit des Kalten Krieges in der alten Bundesrepublik Schutzräume für mehr als 2,3 Millionen Menschen. Hinzu kam eine unbekannte Zahl in der DDR. Finnland kann im Ernstfall rund 85 Prozent seiner Bevölkerung in Schutzräumen unterbringen. In Deutschland wäre selbst nach Erfüllung der neuen Pläne nur Platz für einen von 85 Einwohnern. Nicht jeder müsste im Ernstfall wohl im Schutzraum untergebracht sein, oft bieten auch Keller von Wohnhäusern einen Grundschutz. Wo das möglich ist, müssen die Behörden nun schnell erfassen und der Bevölkerung mitteilen. Schutzräume werden hier hoffentlich nie wieder gebraucht. Es ist aber besser, vorbereitet zu sein.