Kommentar: Unter Druck, aber nicht abgehängt

Kommentar: Unter Druck, aber nicht abgehängt

Von Klaus Köster

Stuttgart - So unterschiedlich Mercedes und Porsche auch sind – sie haben auch wichtige Parallelen. Das zeigen ihre Zahlen im ersten Halbjahr. Ihr Absatz schwächelt nicht wegen mangelnder weltweiter Nachfrage, sondern hauptsächlich aufgrund des chinesischen Markts. Die Erwartung, dort Marktanteile zu gewinnen oder wenigstens proportional mitzuwachsen, ist nach Jahren des Erfolgs in sich zusammengefallen.

China wurde zunächst von der verlängerten Werkbank zum dankenden Abnehmer – und ist nun harter Wettbewerber. Jetzt rückt der US-Markt in den Vordergrund. Doch auch dieser bereitet massive Probleme. Das Auseinanderfallen des Westens übersetzt sich in der Handelspolitik in höhere US-Zölle.

Das Wirtschaftsmodell Baden-Württembergs gerät durch die Abkopplung der wichtigsten Exportmärkte unter Druck. Die Abbauprogramme von Mercedes, Porsche, Bosch, ZF und nun auch von Daimler Truck treffen den Südwesten besonders heftig. Doch es gibt auch Lichtblicke: Der neue E-Macan von Porsche und der elektrische Mercedes CLA laufen offenbar gut an – die deutschen Autobauer sind also keineswegs abgehängt. Und beim autonomen Fahren hat Tesla das aggressivere Marketing, Mercedes aber weiter entwickelte Produkte.

Anders als konjunkturelle Schwankungen wird diese tiefe Krise nicht von selbst verschwinden. Doch die deutschen Hersteller stehen ihr auch nicht hilflos gegenüber.