Kommentar: Wagenknecht-Partei ohne Wagenknecht

Kommentar: Wagenknecht-Partei ohne Wagenknecht

Von André Bochow

Nun lässt sie den Parteikram hinter sich. Das Organisieren hat Sahra Wagenknecht nie gemocht und es gerne anderen überlassen. Ihre Sache ist die große Rede, das Pathos, die Talkshow. Wenn sie sich in die zweite Reihe oder ins Saarland zurückzieht, wird das wohl für immer sein. Das BSW führte nicht nur Wagenknecht im Namen, es war und ist für viele untrennbar mit der ehemaligen Kommunistin verbunden. Theoretisch könnte das so bleiben. Wenn etwa Sahra Wagenknecht ihren Populismus weiter auf Wahlkundgebungen und in Talk-Runden verbreitet. Für Letzteres wird es aber immer weniger Gelegenheiten geben, und ob Wagenknecht sich noch für Wahlkampf interessiert, wenn es nur um Landtage geht, wird man sehen.

Ihr Ziel war die große Bühne – der Bundestag. Dem hat sie alles untergeordnet. Hätte sie sich durchgesetzt, wären auch die Regierungsbeteiligungen in Thüringen und Brandenburg geopfert worden. Dass man vor allem in Thüringen der Parteichefin etwas gehustet hat, ist nur eines der BSW-Probleme. Die Niederlage bei der Bundestagswahl war knapp, aber Wagenknecht wird ahnen, dass sie endgültig ist. Und ihre kurzfristig so erfolgreiche Partei ist labil. Möchtegern-Wagenknechts werden das BSW in die Bedeutungslosigkeit führen. Wie es aussieht, erleben wir nicht nur das Ende der politischen Karriere einer umstrittenen, aber bedeutenden Politikerin, sondern auch den Anfang vom dauerhaften Abstieg des BSW.