Komplexe Arbeiten benötigen viel Zeit

Die Aspacher Brücke in Backnang kann Ende November vorerst wieder halbseitig für den Autoverkehr freigegeben werden

Ist die Sperrung der Aspacher Brücke in Backnang schon für manch einen Verkehrsteilnehmer eine ärgerliche Beeinträchtigung, so erst recht für die direkten Anwohner und die Geschäftsleute der Innenstadt. Inzwischen steht fest: Die Brücke kann Ende November wieder halbseitig für den Verkehr freigegeben werden. Einige Behinderungen werden jedoch wegen der komplexen Arbeiten bis Sommer 2020 fortdauern.

Komplexe Arbeiten benötigen viel Zeit

Blick von der Aspacher Brücke in Richtung Schillerstraße und Eduard-Breuninger-Straße. Unzählige Leitungen und Kanäle müssen neu verlegt werden.

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Bei einer Informationsveranstaltung der Stadt klärten dieser Tage Stadtbaudezernent Stefan Setzer und Frank Braun vom Ingenieurbüro Frank die Einzelhändler und Nachbarn über den Bauzeitenplan und die jeweils aktuellen Baumaßnahmen auf. Wichtigste Frage hierbei: Wann wird die Aspacher Brücke wieder freigegeben? Frank Braun machte Hoffnung. Er versprach, dass die Brücke bis Ende November halbseitig wieder befahrbar ist. Und zwar in Richtung Stadtmitte. Unklar ist dann aber, wie lange es möglich ist, diese Fahrspur frei zu halten. Braun kündigte an, dass es auch wieder Zeiten geben wird, in denen eine Vollsperrung notwendig sein wird, dies ließe sich einfach aufgrund der komplexen Arbeiten nicht verhindern. Wenn es keine größeren Verschiebungen geben wird, so ist geplant, den gesamten Bereich rund um die Brücke bis zum Sommer 2020 restlos fertig zu haben.

Viele Zeitgenossen, darunter auch einige betroffene Einzelhändler, verstehen nicht, weshalb die Baustelle so viel Zeit benötigt. Baudezernent Setzer erläuterte daher nochmals ausführlich, wie umfassend die Umgestaltung in diesem Bereich ist. Der Bau der eigentlichen Brücke war dabei die geringste Aufgabe. Nun müssen jedoch alle Straßen an das höhere Niveau der Brücke angeschlossen werden. Dies nimmt die Verwaltung zum Anlass, die Straße auch gleich umzugestalten und die Versorgungsleitungen zu sanieren oder auszubauen. Betroffen sind davon die Eduard-Breuninger-Straße, die Schillerstraße, die Talstraße, die Aspacher Straße und die Gerberstraße sowie der künftige Aspacher Kreisel.

„An der Verbindung eines einzigen Kabels sitzt ein Arbeiter zwei Tage“

Während die Umgestaltungen der Straßen im Umfeld für alle sichtbar und nachvollziehbar sind, handelt es sich bei den Anschlussarbeiten direkt an der Brücke um Maßnahmen, die extrem viel Zeit kosten und den Betrachtern nur schwer zu vermitteln sind. Braun erklärte, es gebe immer wieder Klagen, die Arbeiten würden nur schleppend vorangehen. Nun kontert der Fachmann: „Die Telekommunikationsleitungen müssen Stück für Stück verbunden werden. In einem Kabel verlaufen bis zu 2000 Litzen. An der Verbindung eines einzigen Kabels sitzt ein Arbeiter zwei Tage lang.“ Und da die Arbeiten in einem engen Erdloch stattfinden, kann immer nur ein Mitarbeiter der Telekommunikationsfirma gleichzeitig arbeiten. Und das auch nur zu einem beschränkten Zeitfenster. Die Verknüpfung der etwa zwei Dutzend Kabel dauert daher insgesamt zwei bis drei Monate. Inzwischen gibt es die Zusage, dass die Arbeiten bis Ende November fertig sind.

Parallel laufen derzeit die Arbeiten an den Wasser- und Gasleitungen sowie an den riesigen Abwasserkanälen. Braun geht davon aus, dass die Eduard-Breuninger-Straße bis Weihnachten auf der ganzen Breite asphaltiert ist. Die komplette Fertigstellung dieses Bereichs hat sich um sechs Wochen verzögert, sie ist nun auf Mitte Februar terminiert.

Einige Änderungen, die von der Stadtplanung vorgesehen sind, kamen bei der Mehrheit der Geschäftsleute nicht gut an. So etwa der Wegfall mehrerer Parkplätze. Die Ladenbesitzer befürchten, dass die Kunden ausbleiben, weil sie mit dem Auto nicht mehr vor der Türe halten können. Sigrid Göttlich gestand auch freimütig ein: „Ich fahr mit dem Auto auch immer direkt vors Loch.“ Ihr Wort hat besonderes Gewicht, ist sie doch die Vorsitzende des Backnanger Stadtmarketingvereins. Martin Windmüller hingegen bezweifelt die große Bedeutung dieser Parkplätze, da sie ohnehin dauerbelegt sind und so für den Kurzzeitparker eh nicht nutzbar sind. Setzer beschwichtigte ebenso, es würden im Bereich auch Ladezonen ausgewiesen, in denen Fahrzeuge kurzfristig halten können.

Die Parkplätze fallen unter anderem weg, um den Aufenthaltsbereich in der Stadt attraktiver zu machen. Aber auch diese Argumentation gefiel nicht jedem. Einige Geschäftsleute kritisierten, dass heute schon auf den meisten Bänken „die falschen Leute“ sitzen würden, sie beklagten Saufgelage, Lärm und Verschmutzung. So lautete eine Wortmeldung: „Wir wollen keine Aufenthaltsbereiche, wir wollen Kunden.“

Als großes Manko wurde die Verunsicherung der Bevölkerung angesehen. Viele seien davon ausgegangen, dass die Aspacher Brücke nach der Fertigstellung im vergangenen Sommer und der Öffnung zum Straßenfest fertig gebaut sei. Dass die Arbeiten sich nun weitere zwei Jahre hinziehen, dafür haben sie kein Verständnis. Martin Windmüller bezeichnete es deshalb als Kardinalfehler, dass die Brücke im Sommer für wenige Tage geöffnet war. Er erklärte, dass er auch jetzt eine völlig andere Haltung habe als die meisten seiner Kollegen, die nur darauf drängten, dass die Brücke so schnell wie möglich wieder geöffnet werde, vor allem zur Weihnachtszeit. Windmüller hingegen befürchtet ein Chaos, wenn die Brücke jetzt wieder kurzfristig geöffnet und dann wieder geschlossen werde: „Ein Tag offen, ein Tag zu. Da weiß doch der Autofahrer nicht mehr, woran er ist.“ Würde die Passage jedoch die gesamte Bauzeit für den Fahrzeugverkehr geschlossen sein, so könnte sich unter Umständen die Bauzeit beschleunigen. Ein Gedanke, den auch Volker Müller vertrat. „Die Brücke soll zumindest geschlossen bleiben, bis die Eduard-Breuninger-Straße völlig fertig ist.“

Dorothee Winter hingegen widersprach vehement: „Die Brücke muss aufgemacht werden, das ist ein Signal für die Bevölkerung, dass die Stadt erreichbar ist.“ Auch die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts, Gisela Blumer, sagte: „Wir halten es für sinnvoll, die Brücke in Richtung Stadtmitte bis Weihnachten zu öffnen.“

Komplexe Arbeiten benötigen viel Zeit

Auch auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Großteil des künftigen Kreisels Aspacher Straße noch eine einzige Baustelle. Die Verknüpfung der vielen Kabel dauert lange, das war von vornherein klar. Dass es aber so kompliziert werden wird, das hat auch die Experten überrascht. Daher die Verlängerung der Bauarbeiten um weitere sechs Wochen. Fotos: J. Fiedler