Konzentration beim Pfeilewerfen

Beim Meisterschaftsturnier in Welzheim traten Spieler aus ganz Deutschland an

In der Justinus-Kerner-Halle flogen am Wochenende die Dartpfeile. 170 Teilnehmer ermittelten bei den ersten baden-württembergischen E-Dart-Meisterschaften in verschiedenen Disziplinen die treffsichersten Werfer.

Konzentration beim Pfeilewerfen

Eine lange Reihe Dartscheiben stand am Wochenende in der Justinus-Kerner-Halle. Foto: G. Schneider

Von Heidrun Gehrke

WELZHEIM. Mit höchster Konzentration peilt Marko Puls die Zielscheibe an. Der Spieler aus Steinheim an der Murr ist mehrfacher deutscher Meister und Weltmeister, und er trainiert jeden Tag. „In einer Kneipe in Cannstatt beim Billardspielen fing es an, dann hat es mich gepackt und nicht mehr losgelassen“, sagt er. Der Präzisionssport sei „sein Ausgleich“, vor der Dartscheibe könne er „runterkommen“.

Beim Turnier in Welzheim tritt er im Finale im höchsten Schwierigkeitsgrad „Double out“ an. Es könnten auch Cocktailnamen sein, doch handelt es sich bei „501 Single out“, „Master out“, „Double out“, „Cricket“ und „Burma road“ um Spielvariationen im E-Dart (mit elektronischer Dartscheibe).

Von dem Präzisionssport ist auch Alexandra Knipping aus Bocholt fasziniert. „Die Hauptsache spielt sich im Kopf ab“, erklärt sie. Auch sie ist kein kleines Licht: deutsche Meisterin, Nordrhein-Westfalen-Meisterin. In der „Theken-Liga“ in der Lieblingskneipe fing es auch bei ihr an. „Weil ich meine ehemalige Sportart Leistungs-Formationstanz gesundheitlich nicht mehr ausüben konnte, habe ich hier meinen neuen Sport gefunden“, erzählt sie. Außer Feinmotorik sei „reine Konzentration“ gefragt. Sie ist die weite Strecke in den Welzheimer Wald gefahren, weil viele Dartkollegen in Baden-Württemberg leben. „Hier trifft man sich wieder.“

„Alles ist

in der Kneipe entstanden“

Dartspieler suchen die Geselligkeit. „Alles ist in der Kneipe entstanden, eine gesellige Sache seit jeher, daraus hat sich eine Sportart entwickelt“, sagt Wolfgang Triebe, Vizepräsident des Deutschen Dart-Sport-Verbands, der das Turnier ausrichtet. Veranstaltet wird es von den Mad Devilz aus Rudersberg. Der Verein bewirtet in der Halle und hat die Geschenke für die Jugendsieger verpackt. „In vielen Bundesländern gibt es ein solches Turnier, wir wollen es nach Baden-Württemberg holen“, sagt der Vereinsvorstand Sven Gursch zur Motivation.

Der einstige „Kneipensport“ E-Dart ist inzwischen organisiert: So gehören die Mad Devilz gemeinsam mit rund 100 weiteren Mannschaften dem Verband „Rems-Murr-Dart-Liga“ an. Rund 21 dieser ehrenamtlichen Ligen gebe es deutschlandweit, für sie alle sei der Deutsche Dart-Sport-Verband zuständig. Während Steeldarts (mit Metallspitze) im Mutterland England oder Irland, so genau geklärt ist der Ursprung des Geschicklichkeitsspiels nicht, in Pubs gespielt wird, als Volkssport gilt und die Dartscheibe aus Sisalfasern besteht, werfen E-Dart-Spieler die „Darts“ genannten Pfeile mit Kunststoffspitzen auf Automaten. Die Automaten beherrschen mehrere Spielarten, auch seien sie vernetzt, was bei Turnieren viel Zeit spare, wie Wolfgang Triebe sagt. Über eine App erfahren die Spieler, wo sie sich zu welcher Uhrzeit einzufinden haben und wie der nächste Gegner heißt.

Weil sich Wolfgang Triebe und Sven Gursch kennen, sei das Turnier überhaupt nach Welzheim gekommen. „In Stuttgart war es sehr schwer, eine Halle zu finden“, so Wolfgang Triebe, der den Hut zieht vor dem ehrenamtlichen Engagement. „Es ist eine sehr mutige Entscheidung, als kleiner Verein das finanzielle Risiko auf sich zu nehmen und zu sagen, wir machen es“, sagt er. Denn vom Startgeld habe der Verein nichts, wie Sven Gursch erläutert. „Das Geld wird eins zu eins als Preisgeld ausgegeben“, versichert er. Für das Aufstellen der Automaten entstehen dem Verein keine Kosten. Allerdings müsse jeder Spieler zusätzlich zum Startgeld pro Spiel 50 Cent in den Automaten werfen.

Etwas Spielhallenanmutung ist in der Justinus-Kerner-Halle nicht zu leugnen. 40 Automaten, einer neben dem anderen, stehen entlang der Längswand. Der Automatenaufsteller, der in der Halle mit Messedisplays für seine Technik wirbt, hat nach Auskunft von Triebe die technische Turnierleitung inne und wacht darüber, dass die Zeiten eingehalten werden und die ordnungsgemäßen Sieger weiterkommen. Die jeweils rund 6000 Euro teuren Automaten hüten Aktive der Mad Devilz wie ihre Augäpfel. „Wir übernachten hier, damit keiner wegkommt oder beschädigt wird“, sagt Gursch.