Bis zu 15000 Gäste kommen zum Andrea-Berg-Heimspiel in das Aspacher Stadion. Dabei geht es ziemlich laut zu. Archivfoto: Alexander Becher
Von Lorena Greppo
Aspach. Jedes Jahr wieder wird in Aspach über die Anzahl der Großveranstaltungen im Stadion im Fautenhau diskutiert. Das Heimspiel der Schlagersängerin Andrea Berg ist eine feste Größe im Aspacher Terminkalender, Tausende Fans reisen hierfür an. Darüber hinaus kommen aber auch jedes Jahr noch weitere Künstler in den Fautenhau – manchen im Ort ist das zu viel. Ein Argument der Gegner der Events war stets, dass die Lärmbelastung an jenen Abenden zu hoch sei. Doch wie hoch der Lärmpegel wirklich war, konnte bislang nicht genau beziffert werden.
Um eine verlässliche Grundlage für weitergehende Entscheidungen in Bezug auf die Anzahl von zulässigen Großveranstaltungen sowie die Neufassung der Polizeiverordnung Stadion zu haben, hatte die Gemeinde die Gerlinger+Merkle Ingenieurgesellschaft mit Geräuschmessungen beauftragt. Diese wurden dann vergangenes Jahr im Juli an sechs Messpunkten im Zeitraum von 19.45 bis 24 Uhr vorgenommen. Die Ergebnisse wurden nun dem Gemeinderat zur Vorberatung präsentiert, die allerdings recht kurz ausfiel.
Werte von bis zu 76,9 dB(A)
Für seltene Ereignisse gilt nachts ein Immissionsrichtwert von 55 dB(A) mit einem maximal zulässigen Spitzenpegel (kurzfristige Geräuschspitzen) von 65 dB(A). Diese Werte wurden während der Konzerte an allen Messpunkten überschritten. Der niedrigste Beurteilungspegel an einem der Messpunkte lag bei 60,8 dB(A), an einem anderen Messpunkt lag der Pegel gar bei 76,9 dB(A). „Damit müssen wir nun umgehen“, sagte die zuständige Sachgebietsleiterin Carolin Scholz in der Sitzung. Die Messergebnisse bedeuteten nicht gleich, dass alle Veranstaltungen abgesagt werden müssen, stellte sie klar. Sie bieten lediglich die Basis künftiger Gespräche mit den Veranstaltern. „Mit diesen Ergebnissen gehen wir in eine neue Runde“, so Scholz. Auch Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff verdeutlichte: „Das bedeutet nicht das Aus für die Veranstaltungen.“
Ausnahmen sind möglich, etwa bei hoher Standortgebundenheit
Denn: In Sonderfällen sind Veranstaltungen gemäß der Freizeitlärmrichtlinie auch dann zulässig, wenn sie die vorgegebenen Immissionsrichtwerte trotz aller technischen und organisatorischen Lärmminderungsmaßnahmen nicht einhalten. Das ist dann der Fall, wenn sie Kriterien erfüllen wie eine hohe Standortgebundenheit sowie eine soziale Adäquanz und Akzeptanz. Es sei nun an der Gemeinde abzuwägen, inwiefern dies zutreffe und die Geräuschpegelüberschreitungen aufwiege, so Welte-Hauff. Schon in der Vergangenheit war darüber diskutiert worden, die Polizeiverordnung Stadion zu überarbeiten. Bislang haben die Veranstalter jedes Jahr wieder eine Ausnahmegenehmigung beantragen müssen. Gemäß der Polizeiverordnung für das Sportgelände Fautenhau sind dort jährlich maximal fünf Großveranstaltungen zulässig, davon dürfen höchstens zwei in einem Monat stattfinden.
Auch ist bei musikalischen Großveranstaltungen im Fautenhau der Veranstalter verpflichtet, in Form einer Eigenüberwachung die mittleren Schalldruckpegel an vier Kontrollpunkten innerhalb des Stadions zu messen und die Werte zu dokumentieren und für die Verwaltung zugänglich zu machen. Das habe man in der Vergangenheit stets getan und so die Auflagen erfüllt, erklärt Thomas Deters, Geschäftsführer der AFM Consulting. Die nun vorgestellten Ergebnisse stammen von neuen Messpunkten an verschiedenen Orten der Wohnnutzung. Wie das Gutachten zu bewerten ist, kann Deters noch gar nicht sagen, denn „es liegt uns noch nicht vor“. Er wisse auch nicht, ob darin bereits Vorschläge für Lärmminderungsmaßnahmen enthalten sind. Insofern sei der nächste Schritt, sich mit der Verwaltung auszutauschen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Dafür hat sich auch der Gemeinderat ausgesprochen.
Vorschlag: Lichtshow statt Feuerwerk
Einen ersten Vorschlag brachte im Gremium Wolfgang Schopf, Fraktionssprecher der SPD/Aspacher Demokraten, vor. Er verwies darauf, dass die Lärmspitzenwerte jeweils relativ spät am Abend auftraten, „am Schluss beim Feuerwerk“. „Ja, spät gibt es Spitzenausschläge“, räumte auch die Bürgermeisterin ein. Eine Überlegung sei schon im vergangenen Jahr gewesen, stattdessen auf eine Lichtshow zu setzen. Allerdings merkte sie auch an, dass so etwas den Veranstaltern frühzeitig mitgeteilt werden müsse. Schließlich sei bekannt, dass das Heimspiel von Andrea Berg schon weit im Voraus geplant werde.
Thomas Deters geht daher davon aus, dass die Ergebnisse der Geräuschmessungen keine Auswirkungen auf die Veranstaltungen im laufenden Jahr haben werden. „Die Planungen für dieses Jahr sind abgeschlossen“, erklärt er. Die einzelnen Konzerte von Andrea Berg, Andreas Gabalier und Melissa Naschenweng mit Band im Juli stehen längst fest. Deters sagt aber auch: „Wenn das Gutachten Maßnahmen aufführt, die auch kurzfristig Verbesserungen herbeiführen, wollen wir uns davor nicht verschließen.“ Man sei bezüglich der Großveranstaltungen in regelmäßigem Austausch mit der Verwaltung. Deters geht daher davon aus, dass ein Gespräch zum Thema Lärmminderung in wenigen Wochen stattfinden kann. Alle Beteiligten betonen, dass sie eine Lösung finden wollen, die für alle Seiten akzeptabel ist.
Sobald die Gespräche Ergebnisse hervorbringen, werde der Gemeinderat darüber informiert, so die Bürgermeisterin. Auf dieser Grundlage werde dann der Beschluss zum weiteren Vorgehen gefasst.