Tagesgäste bringen zwar Geld, aber sie strapazieren die Umwelt. Deshalb wollen Inseln wie Symi bei Rhodos die Besucher zur Kasse bitten.
Die bunten Häuser am Hafen der kleinen Insel Symi sind ein beliebtes Fotomotiv.
Von Gerd Höhler
Immer mehr Inselgemeinden in Griechenland wollen Tagesbesucher mit Gebühren zur Kasse bitten. Nicht alle Inselbewohner sind davon begeistert. Die bunten Häuser am Hafen der kleinen Insel Symi sind ein Fotomotiv, das in keinem Reiseführer zu der griechischen Dodekanes-Inselgruppe fehlen darf. Viele Touristen wollen diese Idylle aus der Nähe sehen.
Und so kommen sie im Sommer jeden Tag zu Tausenden auf Ausflugsbooten von der großen Nachbarinsel Rhodos nach Symi herübergeschippert. Bis zu 5000 Tagesausflügler sind es an einem typischen Sommertag in der Hochsaison, mehr als 300 000 im Jahr. Sie schlendern durch die engen Gassen des Hafenortes Gialos mit seinen pastellfarbenen Häusern, schwimmen am Strand von Agios Georgios oder rasen mit gemieteten Quads über die Insel.
Gedacht ist auf Symi an drei Euro pro Person
Die Gäste sind für Symi Segen und Fluch zugleich. „Wir wollen diese Touristen“, sagt Bürgermeister Eleftherios Papakalodoukas, „aber wir können die Kosten nicht mehr allein tragen.“ Die Tagesbesucher bringen zwar Geld in die Cafés, Tavernen und Andenkengeschäfte, aber sie strapazieren auch die Infrastruktur und hinterlassen Müll, für dessen Beseitigung die Kommune sorgt. Aufkommen müssen dafür die Inselbewohner mit ihren Gemeindesteuern. Bürgermeister Papakalodoukas will deshalb die Gäste mit einer kleinen Gebühr an den Kosten beteiligen. Gedacht ist an drei Euro pro Person.
Viele griechische Inseln sind in einer ähnlichen Lage. Zum Beispiel Paxi: Diese Gruppe kleiner Inselchen liegt im ionischen Meer südlich von Korfu. Griechenlandkenner schätzen die malerischen Dörfer, die dichten Olivenhaine und die Strände mit türkisblauem Wasser. Früher machten vor allem Segler hier Station. Aber inzwischen kommen immer mehr Tagesbesucher mit Ausflugsbooten von Korfu. Auch hier plant die Gemeinde eine Eintrittsgebühr.
Kreuzfahrtgäste müssen bereits zahlen
Bereits seit dem 21. Juli dieses Jahres werden Kreuzfahrtgäste mit einer Abgabe zur Kasse gebeten, wenn sie in griechischen Häfen an Land gehen. Die Gebühr ist nach Jahreszeit und Ziel gestaffelt. Sie beträgt auf den zwei vielbesuchten Inseln Mykonos und Santorin in den Monaten Juni bis September 20 Euro, in der Zwischensaison zwölf und im Winter vier Euro.
Damit soll der Überfüllung dieser beiden Inseln in der Hochsaison begegnet werden. Auf den anderen Inseln beträgt die Gebühr fünf Euro in der Hochsaison, drei Euro im Frühjahr und Herbst sowie ein Euro in den Monaten November bis März. Urlauber, die in Griechenland übernachten, zahlen eine Bettensteuer. Sie reicht von zwei Euro pro Nacht für einfache Unterkünfte bis zu 15 Euro in Fünf-Sterne-Hotels. Das eingenommene Geld fließt laut Tourismusministerin Olga Kefalogianni in Infrastruktur- und Klimaschutzprojekte. Tagesausflügler von anderen Inseln oder vom Festland werden bisher nicht belastet.
Es entscheidet die Regierung in Athen
Das wollen viele Gemeinden jetzt ändern. 34 Inseln, die zum Regionalverband der Gemeinden Südliche Ägäis gehören, haben den Jura-Professor Michalis Papageorgiou mit der Ausarbeitung eines Gutachtens beauftragt. Der Experte für Verfassungs- und Verwaltungsrecht soll die Rechtsgrundlagen der geplanten Gebühr klären. Beteiligt an der Initiative sind Inseln wie Paros, Ios, Mykonos, Rhodos, Naxos, Kos und Santorin. Die berühmte Vulkaninsel leidet besonders unter der Überfüllung durch Tagesbesucher. Bürgermeister Nikos Zorzos will deshalb ihre Zahl auf 8000 begrenzen.
Ein Vorbild für die geplante Gebühr ist Venedig, wo Tagesbesucher seit 2024 in besonders stark frequentierten Zeiten bis zu zehn Euro Eintritt zahlen müssen. Frühbucher zahlen nur die Hälfte. Die Abgabe gilt für bestimmte Stoßzeiten und Feiertage an Frühlings- und Sommerwochenenden.
Ob die Inselgemeinden die Abgaben erheben dürfen, entscheidet die Regierung in Athen. Das könnte kompliziert und zeitraubend werden, denn an einer solchen Regelung wären die Ministerien für Wirtschaft und Finanzministerium, Schifffahrt, Tourismus und Inneres beteiligt. Dass die Gebühr schon im kommenden Jahr erhoben wird, ist deshalb unwahrscheinlich. Ohnehin sind nicht alle Inselbewohner von der Idee angetan: Wirte und Händler fürchten, dass die Tagesausflügler wegbleiben oder weniger ausgeben, wenn sie Eintritt zahlen müssen.