Kosten und Ernte werden in Spiegelberg solidarisch aufgeteilt

Seit nunmehr zehn Jahren gibt es die Solidarische Landwirtschaft in Großhöchberg. Die Zahl der Mitglieder ist seitdem stark angewachsen.

Kosten und Ernte werden in Spiegelberg solidarisch aufgeteilt

Relativ neu ist die Hühnerschar, die das Produktsortiment bereichert. Archivfoto: Alexander Becher

Spiegelberg. Die aktuellen Bauernproteste machen deutlich, mit welchen Problemen landwirtschaftliche Betriebe zu kämpfen haben. Der Preis ihrer Produkte wird durch den Weltmarkt und von großen Discountern bestimmt. Bürokratische Vorgaben legen Anbauflächen und Produktauswahl fest. Investoren für erneuerbare Energien zahlen Höchstpreise für Ackerflächen zur Installation von Fotovoltaik- und Biogasanlagen, mit denen ein landwirtschaftlicher Betrieb nicht konkurrieren kann.

Um diese Zwänge wenigstens teilweise hinter sich zu lassen, hat die Demeter-Gärtnerei in Großhöchberg vor zehn Jahren die Idee der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) in die Tat umgesetzt – damals mit 13 Mitgliedern. Bei einer Solidarischen Landwirtschaft schließen sich Produzent und Konsumenten zusammen. Die Gruppe von Verbrauchern trägt die Kosten des Betriebs, die Ernte wird geteilt. Durch die Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsbetrieb in Großhöchberg ist es der Gärtnerei möglich, 400 Verbraucher das ganze Jahr über mit Gemüse und Kartoffeln zu versorgen. Das Gemüse wird jeden Freitag an die Mitglieder über die 13 vorhandenen Verteilräume weitergegeben. In den vergangenen zehn Jahren stieg die Zahl der Solawisten auf 204 Personen 2023. „Corona hat uns zugespielt“, sagte Gärtnermeister Florian Keimer rückblickend. „Die Menschen waren zu Hause, mussten sich selbst versorgen und hatten Zeit, sich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen.“

Da punktet die Solawi in Großhöchberg mit Regionalität ebenso wie mit der Produktion in Demeter-Qualität. Und auch die Produktpalette ist gewachsen, denn zur Gärtnerei gehört neben Gewächshäusern und Beeten beispielsweise auch eine eingezäunte Hühnerschar. Darüber hinaus trocknen die Betreiber Kräuter, stellen Suppenwürze und Sauerkraut her und je nach Ernte kochen sie auch Marmelade ein. Und eine Weiterentwicklung ist vorgesehen: „Als nächstes Projekt ist ein Teich geplant, der es uns auch nach dreiwöchiger Trockenheit erlaubt, unsere Flächen mit Regenwasser zu bewässern“, heißt es auf der Website der Solawi. Die wirtschaftliche Seite im Blick zu behalten und zugleich den eigenen Ansprüchen an Nachhaltigkeit gerecht zu werden ist ein Spagat. Bewusst setzt die Solawi dabei aber nicht auf Ehrenamtliche. Schließlich sollen die Mitarbeitenden vom Betrieb leben können.

Jedes Jahr findet eine Mitgliederversammlung der Solidarischen Landwirtschaft statt, bei der über die Kosten des vergangenen Wirtschaftsjahrs berichtet und das Jahresbudget für das folgende Jahr vorgestellt wird. Aus diesem Budget ergibt sich der Betrag, den die Mitglieder übers Jahr für den Betrieb der Gärtnerei aufzubringen haben. Hierzu wird ein monatlich zu zahlender Richtwert angegeben. In der folgenden Bieterrunde gibt jedes Mitglied einen seinen finanziellen Möglichkeiten entsprechenden Betrag an. Wer mehr hat, gibt mehr, und wer weniger hat, gibt, was er kann – eben gelebte Solidarität. Sollte der Betrag nicht erreicht werden, so gibt es eine weitere Bieterrunde. Kommt der notwendige Betrag zusammen, so beginnt ein neues Jahr für die Solidarische Landwirtschaft. Die Transparenz ist hierbei wichtig, denn das Vertrauen der Mitglieder untereinander ist ein Grundpfeiler des Solawi-Systems.pm/red