Krankenkasse: Jedes fünfte Schulkind ist psychisch auffällig

dpa/lsw Stuttgart. Vielleicht stehen sie traurig vor der Tafel oder verbringen die Pause niedergeschlagen auf dem Schulhof. Ab und an können das Zeichen einer Depression sein. Diese Diagnose und auch andere psychische Störungen werden bei Schulkindern immer häufiger behandelt.

Krankenkasse: Jedes fünfte Schulkind ist psychisch auffällig

Ein Junge arbeitet in einer Grundschule im Klassenzimmer an einem Arbeitsblatt. Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild

Kinder und Jugendliche im Südwesten sind nach einer Studie der Krankenkasse DAK häufiger als bislang von Depressionen betroffen, auch Ängste werden in Tausenden Fällen diagnostiziert. Insgesamt ist mehr als jedes fünfte Schulkind in Baden-Württemberg psychisch auffällig und leidet an Depressionen oder anderen Krankheiten, wie aus dem Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit hervorgeht, der am Montag in Stuttgart vorgestellt wurde.

Demnach sind 22 Prozent aller Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 17 Jahren von einer psychischen Erkrankung oder Verhaltensstörung betroffen. Vor allem jüngere Schulkinder fallen durch Entwicklungsstörungen auf, dazu gehören auch Sprach- und Sprechstörungen. Auch die Aufmerksamkeitsstörung ADHS sei verbreitet.

Bei Depressionen gehe es zwar um die noch geringe Zahl von 1,9 Prozent aller bei der DAK versicherten Jungen und Mädchen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren. Allerdings sei die Häufigkeit der Diagnose im Jahr 2017 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gestiegen. „Mädchen leiden deutlich häufiger als Jungen“, heißt es darin weiter.

Mit einer diagnostizierten Angststörung kämpften 2,2 Prozent aller Schulkinder. Nicht selten müssten Jungen und Mädchen wegen beiden Diagnosen zugleich behandelt werden: „Jeder sechste Junge in Baden-Württemberg mit einer diagnostizierten Depression hat parallel auch eine Angststörung“, teilte die DAK mit. „Bei den Mädchen ist es fast jedes vierte.“ Hochgerechnet seien etwa 32 000 Schulkinder im Südwesten depressiv oder zeigten Angststörungen.

Allerdings gehen Experten auch von einer hohen Dunkelziffer aus. Denn bei Kindern und Jugendlichen wird eine solche Störung erst spät diagnostiziert. „Kinder mit Depressionen ziehen sich zurück, wenn sie seelisch leiden“, erklärt Siegfried Euerle, der Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. So bleibt ihre Depression zunächst unentdeckt und sie bekommen spät eine Therapie.“ Die Deutsche Depressionshilfe rechnet nach eigenen Angaben mit einer Dunkelziffer von etwa sieben Prozent. „Wir gehen von zwei Kindern pro Schulklasse aus“, heißt es bei der Leipziger Stiftung.

Der Report der Kasse basiert auf Abrechnungsdaten aus den Jahren 2016 und 2017. Nach Angaben des Landesozialministeriums gibt es in Baden-Württemberg 24 Kinder- und Jugendpsychiatrien, zu denen auch die Unikliniken, Tageskliniken und die Zentren für Psychiatrie gehören. Zur Verfügung stehen 670 Betten vollstationär und 390 Betten teilstationär.