Krankenstand im Rems-Murr-Kreis gestiegen

Fehltage liegen noch unter dem Landesschnitt – Analyse: Erwerbstätige mit Problemen durch Alkohol, Zigaretten und PC-Spiele

Krankenstand im Rems-Murr-Kreis gestiegen

Die Fehltage bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände stiegen um vier Prozent an. Foto: Imago/blickwinkel

BACKNANG (pm). Der Krankenstand im Rems-Murr-Kreis ist 2018 angestiegen. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen nahmen um 0,2 Prozentpunkte zu. Mit 3,6 Prozent gab es in der Region noch einen etwas geringeren Krankenstand wie im Landesdurchschnitt (3,7 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 36 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Baden-Württemberg wurde mit 4,3 Prozent im Neckar-Odenwald-Kreis verzeichnet, der niedrigste mit 3,1 Prozent im Stadtkreis Stuttgart.

Die aktuelle Analyse zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen: Die Fehltage bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzustände stiegen um vier Prozent an, blieben aber unter dem Landesdurchschnitt. Auch bei Atemwegserkrankungen, zu denen Bronchitis, Erkältungen und Mandelentzündungen gehören, gab es einen Anstieg um vier Prozent. Ihr Anteil am gesamten Krankenstand beträgt mittlerweile mehr als 17 Prozent. Beinahe jeder fünfte Ausfalltag hatte eine Muskel-Skelett-Erkrankung als Ursache. Rückenschmerzen und Co. rangierten damit auf Platz eins. Die Zahl der Krankschreibungen sank jedoch um drei Prozent.

„Mit unseren Analysen zum Krankenstand im Rems-Murr-Kreis setzen wir gezielt beim Betrieblichen Gesundheitsmanagement an und bieten Arbeitgebern konkrete Hilfe,“ sagt Martin Kieninger, Chef der DAK-Gesundheit im Rems-Murr-Kreis. Der Report untersucht mit dem Schwerpunkt „Sucht 4.0 – Trinken, Dampfen, Gamen in der Arbeitswelt“, wie viele Erwerbstätige im Südwesten mit gravierenden Problemen durch Alkohol, Zigaretten und Computerspiele zu kämpfen haben. Die Kasse wirft dabei einen Blick auf Ursachen und Risikofaktoren. Für das Schwerpunktthema wertete das IGES-Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen Mitglieder der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg aus – flankiert von Analysen der ambulanten und stationären Versorgung. Eine repräsentative Befragung von 5000 Beschäftigten sowie eine Expertenbefragung geben Aufschluss über die Verbreitung und den Umgang mit den verschiedenen Suchtmitteln und Verhaltensweisen. Das Fazit: Hunderttausende Beschäftigte in Baden-Württemberg haben ein Suchtproblem. Konkret bedeutet das: Rund 431000 Arbeitnehmer zeigen einen riskanten Alkoholkonsum – das ist jeder 13. Beschäftigte. 14,3 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande sind zigarettenabhängig. Laut Gesundheitsreport 2019 haben Arbeitnehmer in Baden-Württemberg mit Hinweisen auf eine sogenannte Substanzstörung deutlich mehr Fehltage im Job als ihre Kollegen ohne auffällige Probleme. Der Krankenstand der Betroffenen ist mit 6,8 Prozent fast doppelt so hoch. Sie fehlen aber nicht nur im Job, weil sie wegen ihrer Suchtproblematik krankgeschrieben werden. Vielmehr zeigen sich bei ihnen in allen Diagnosegruppen mehr Fehltage. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es mehr als dreimal so viele Fehltage. Bei Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen gibt es ein Plus von über 100 Prozent und damit doppelt so viele Ausfalltage, bei Atemwegserkrankungen sind es 52 Prozent.

Der Großteil der direkten Krankmeldungen bei Suchtproblemen ist in Baden-Württemberg auf Alkohol zurückzuführen (68 Prozent). Laut Studie haben 7,5 Prozent der Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum. Bei Männern beginnt das beispielsweise bei täglich mehr als zwei 0,3-Liter-Gläsern Bier, bei Frauen schon bei einem 0,3-Liter-Glas Bier pro Tag. Mit ihrem Trinkverhalten setzen sich rund 431000 Erwerbstätige in Baden-Württemberg Risiken aus, krank oder abhängig zu werden. „Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol. Das riskante Trinken bleibt daher ein zentrales Problem im Südwesten, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Kieninger. Erstmals untersucht der Report auch das Thema Gaming und seine Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Demnach spielen 56 Prozent der Erwerbstätigen in Baden-Württemberg Computerspiele. Sieben Prozent der Erwerbstätigen gelten als riskante Gamer. Das heißt: 401000 Beschäftigte zeigen auffälliges Nutzungsverhalten. Vor allem junge Beschäftigte zwischen 18 und 29 Jahren sind laut Report riskante Computerspieler (11,6 Prozent). Jeder elfte Mitarbeiter mit riskantem Spielverhalten gab bei der Analyse an, in den letzten drei Monaten wegen des Spielens abgelenkt oder unkonzentriert bei der Arbeit gewesen zu sein. Von den Erwerbstätigen mit einer Computerspielsucht war es sogar jeder Dritte (33,3 Prozent).

Das Rauchen von Zigaretten ist laut DAK-Report in Baden-Württemberg die verbreitetste Sucht, die auch die Arbeitswelt betrifft. 14,3 Prozent oder jeder siebte Erwerbstätige ist zigarettenabhängig. Unter den jungen Erwerbstätigen zwischen 18 und 29 Jahren gibt es mit 16,3 Prozent den geringsten Anteil. Bei den 60- bis 65-jährigen Berufstätigen raucht fast jeder Vierte (23,7 Prozent). Etwa jeder zweite Raucher raucht auch während seiner Arbeitszeit, also außerhalb der Arbeitspausen.