Kretschmann erkennt sich bei Skulptur zu Stuttgart 21 wieder

dpa/lsw Stuttgart. Selbst Jahre nach Baubeginn sorgt das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 für Emotionen in der Landeshauptstadt. Nun hat ein Künstler das Thema mit einer Skulptur aufs Korn genommen. Der Ministerpräsident sieht sich dabei ins rechte Licht gerückt.

Kretschmann erkennt sich bei Skulptur zu Stuttgart 21 wieder

Die S21-Statue „S 21. Das Denkmal – Chronik einer grotesken Entgleisung“ steht vor dem Stadtpalais. Zentral ist eine Figur, die Ministerpräsident Kretschmann darstellt. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sieht seine Haltung zum umstrittenen Bahnprojekt Stuttgart 21 bei der neuen Skulptur des Satire-Künstlers Peter Lenk gut dargestellt. Das neun Meter hohe Werk mit dem Titel „S 21. Das Denkmal - Chroniken einer grotesken Entgleisung“ ist vor dem Stuttgarter StadtPalais aufgebaut und thematisiert den Konflikt rund um das Bahnprojekt. „Erstmal finde ich es gut, dass das Denkmal aufgestellt werden konnte“, teilte Kretschmann am Dienstag der dpa mit. Eben weil das Bahnprojekt Stuttgart 21 heftig in der Kritik stand, sei eine kritische Würdigung richtig.

Insgesamt sind auf der zehn Tonnen schweren Skulptur mehr als 150 Figuren zu sehen, die an Akteure rund um das milliardenschwere Großprojekt erinnern sollen. Darunter auch Kretschmann mit grimmigem Gesichtsausdruck. Seine eigene Haltung sei dabei weitgehend richtig getroffen, erklärte der Ministerpräsident. „Ich wollte Stuttgart 21 nicht, aber nachdem der Volksentscheid mehrheitlich für den Weiterbau ausging, mussten wir es bauen.“ Richtigerweise habe Lenk ihn daher „nicht bei den feixenden kleineren Gestalten seines Kunstwerks eingereiht, sondern mit mürrischem Blick ausgestattet“.

Gleichzeitig ist Kretschmanns Abbild das Herzstück des Satire-Kunstwerks. Es stellt nämlich eine Figur dar, die an Laokoon aus der griechischen Mythologie angelehnt ist. Dieser hatte versucht, den Einzug des hölzernen Pferdes nach Troja zu verhindern und wurde daraufhin von Schlangen umwunden und getötet. Lenks „schwäbischer Laokoon“ alias Kretschmann ringt mit ICE-Waggons statt mit Schlangen. Die Parallele zu Laokoon jedoch stoße laut Kretschmann an Grenzen. „Der Volksentscheid hat dazu geführt, dass die Landesregierung bauen muss, aber er hat mich mit diesem letztinstanzlichen Votum auch von der Schlange befreit: Das Volk hat gesprochen und die Marschrichtung final vorgegeben“, gab der Politiker nach Angaben des „Südkuriers“ zu bedenken.

Ungefähr 140 000 Euro hat das Projekt nach Angaben des 73 Jahre alten Künstlers gekostet. Ein Großteil der Kosten wurde über Spenden finanziert. Lenks Werke zielen meist auf Missstände in Politik und Wirtschaft. Stets nimmt er auch die historische oder zeitgenössische Prominenz aufs Korn.

Das Bahnprojekt Stuttgart 21 umfasst den Umbau des Hauptbahnhofs und die Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm. Nach letzten Schätzungen soll der Mega-Bau 8,2 Milliarden Euro kosten. Der Protest gegen das Projekt hat wie kein anderes Thema die Stadtgeschichte der vergangenen Jahre geprägt. Die Stadt Stuttgart hatte Lenks Giganten nach wochenlangem Zögern genehmigt. Er ist nun Teil einer neuen Skulpturengalerie, die bis März zu sehen ist. Werke von Hermann-Christian Zimmerle und Erik Sturm sind bereits aufgebaut.