Kretschmann macht sich für Berufsausbildung stark

dpa/lsw Stuttgart. Handwerk, Industrie und andere Branchen machen sich Sorgen um den Nachwuchs. Grün-Schwarz sowie Kammern und Verbände wollen die berufliche Ausbildung im Südwesten stärken.

Kretschmann macht sich für Berufsausbildung stark

Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, spricht. Foto: Sebastian Gollnow/Archiv

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat junge Menschen ermuntert, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. Eine Lehre sei eine gleichwertige Alternative zum Studium, die viele Möglichkeiten eröffne: „Mit Verdienstmöglichkeiten, die sich in vielen Fällen mit denen eines Akademikers messen können“, sagte der Grünen-Politiker am Freitag. Die grün-schwarze Landesregierung sowie Vertreter von Kammern und Verbänden unterzeichneten in Stuttgart ein Bündnis zur Stärkung der beruflichen Ausbildung und des Fachkräftenachwuchses.

Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) verwies auf den sich abzeichnenden Fachkräftemangel. Im Jahr 2030 wird der Mangel an qualifiziertem Personal auf 522 000 Personen angewachsen sein, wie Vizepräsidentin Marjoke Breuning sagte. Gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte seien entscheidend für Wachstum und Wohlstand.

Die Zahl der ausbildungsinteressierten Jugendlichen liegt laut Mitteilung seit Jahren stabil bei mehr als 105 000 Personen im Jahr. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sagte, Fachkräftesicherung und Digitalisierung zählten derzeit zu den Top-Themen der Südwest-Wirtschaft. „Wir müssen die Chancen der Digitalisierung in der Berufsausbildung noch stärker nutzen.“ Dies bedeutet den Angaben zufolge eine entsprechende Ausstattung der Berufsschulen, Qualifizierung der Ausbilder oder auch die Nutzung digitaler Medien bei der Führung des Berichtshefts.

DGB-Landeschef Martin Kunzmann verwies darauf, dass verstärkt junge Schulabgänger unterstützt werden müssten, die sich bei der Suche nach einer Lehrstelle schwer tun. Sie dürften nicht als an- oder ungelernte Arbeitskräfte enden. Diese Tätigkeiten nehmen weiter ab. Der Sozialverband Der Paritätische erklärte, zwei Drittel der meist langzeitarbeitslosen Menschen, die auf Geld aus der Grundsicherung angewiesen seien, hätten keine Berufsausbildung

Der Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Christian Rauch, sagte: „Die Gleichwertigkeit der dualen Ausbildung gegenüber einem Studium soll insbesondere in den Gymnasien für Schüler und Eltern deutlich werden.“ Seit dem Jahr 2015 ist die Zahl der Ausbildungsverträge im Land um 2,8 Prozent gestiegen. Dies zeige ganz deutlich, dass man dem gesellschaftlichen Trend zum Studium etwas entgegensetzen könne, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU).

Die Zusammenarbeit aller Beteiligten beim Thema Ausbildung gibt es schon seit längerer Zeit. Der Chef der Südwest-Arbeitgeber, Rainer Dulger, erklärte, die Bündnispartner hätten in der Vergangenheit pragmatisch und flexibel auf kurzfristige Herausforderungen, wie zum Beispiel bei der Integration von Geflüchteten reagiert. Gleichzeitig seien langfristig strukturelle Prozesse, wie zum Beispiel bei der Neugestaltung des Übergangs Schule-Beruf, angestoßen worden.