Kretschmann wirbt für die Maske: Land will mehr testen

dpa/lsw Stuttgart. Ab Montag muss im Südwesten ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden - und der Landesvater persönlich wirbt dafür. Die Opposition wittert Wahlkampf mit Steuergeld.

Kretschmann wirbt für die Maske: Land will mehr testen

Das Abbild von Ministerpräsident Kretschmann mit Mundschutz ist in der Stuttgarter Zeitung zu sehen. Foto: Christoph Schmidt/dpa

Vor dem Start der Maskenpflicht am Montag wirbt Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) per Zeitungsanzeige für die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahme. „Aber bitte mit Maske!“ heißt es in den Anzeigen, die am Samstag in Zeitungen im ganzen Land erschienen. Auf einem Foto ist Kretschmann mit grauem Mund-Nasen-Schutz mit den drei Löwen aus dem Landeswappen zu sehen. In Bussen, Bahnen und beim Einkaufen ist die Maske von Montag an Pflicht. Selbstgemachte Modelle sowie Tücher oder Schals, die Mund und Nase bedecken, sind ausreichend.

Aus der Opposition kam Kritik an der Kampagne. „Wenn das Geld des Steuerzahlers schon für eine Kampagne für eine Maßnahme ausgegeben wird, die vom Weltärztepräsidenten als 'lächerlich' bezeichnet wird, dann hätte ich mir gewünscht, dass man Sympathieträger aus den Bereichen Kultur, Sport und Wissenschaft gesucht hätte und nicht einfach eine Vorwahlkampagne für den Ministerpräsidenten gestaltet“, sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke.

Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der „Schwäbischen Zeitung“ befürwortet eine Mehrheit der Baden-Württemberger die Maskenpflicht. Knapp 60 Prozent bewerten sie sehr positiv oder eher positiv. Bei den Älteren sind es aber deutlich mehr als bei den Jüngeren. Während 73,1 Prozent der Baden-Württemberger über 65 Jahren die Maßnahme befürworteten, waren es bei den 18- bis 29-Jährigen nur 45,6 Prozent.

Um einen erneuten exponentiellen Anstieg der Corona-Fallzahlen zu verhindern, will die Landesregierung künftig mehr Menschen auf eine Infektion testen als bislang. Durch die schrittweise Lockerung der Beschränkungen könnte es wieder vermehrt zu Corona-Fällen kommen, deshalb sei es wichtig, Infizierte frühzeitig zu identifizieren und zu isolieren und Kontaktpersonen zu ermitteln, hieß es in einer Mitteilung vom Samstag.

Künftig sollen deshalb auch Menschen getestet werden, die in engem Kontakt zu Infizierten stehen, die in medizinischen oder Pflegeeinrichtungen arbeiten oder in deren Umfeld es eine Häufung von Erkrankungen gibt, auch wenn sie selbst keine Symptome zeigen. Von zuletzt knapp 80 000 könnte die Zahl der Tests dadurch auf mehr als 160 000 pro Woche steigen, hieß es.

Bis zum Freitagnachmittag waren in Baden-Württemberg 30 369 Infektionen nachgewiesen worden.