Kriselnde NordLB rechnet für 2019 weiter mit Verlust

dpa Hannover. Die Neuaufstellung der kriselnden NordLB schreitet voran: Die Landesbank verbessert ihr Ergebnis und senkt die Verwaltungskosten. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr ist dennoch düster - und die dringend benötigte Kapitalspritze in Milliardenhöhe steht weiter aus.

Kriselnde NordLB rechnet für 2019 weiter mit Verlust

Die NordLB in Hannover: Hintergrund der Verkleinerung ist, dass die Bank vor allem mit der Schiffsfinanzierung Milliardenverluste verzeichnet hatte. Foto: Julian Stratenschulte

Die angeschlagene Norddeutsche Landesbank (NordLB) erwartet trotz eines soliden ersten Halbjahrs weiter einen Verlust im Gesamtjahr 2019. Wegen der Neuausrichtung sei in den nächsten Monaten mit hohen Restrukturierungsaufwendungen zu rechnen, teilte die NordLB in Hannover mit.

„Entsprechend halten wir auch an unserer Prognose fest, wonach die Bank das Gesamtjahr 2019 mit einem Verlust abschließen wird“, sagte Vorstandschef Thomas Bürkle. „Die Neuausrichtung der NordLB wird uns alles abverlangen und sie dürfte sich auch im kommenden Jahr dämpfend auf das Unternehmensergebnis auswirken.“ Für den Erfolg der Bank sei sie aber „unumgänglich“.

Im ersten Halbjahr steigerte die NordLB das Konzernergebnis deutlich auf 149 (Vorjahr: 54) Millionen Euro. Der Verwaltungsaufwand lag mit 487 Millionen Euro rund 7 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2018. Die Restrukturierungskosten schlugen mit 71 (16) Millionen Euro zu Buche, die Risikovorsorge lediglich mit minus 1 (minus 31) Million Euro. Der Provisionsüberschuss wurde auf 50 (28) Millionen Euro gesteigert. „Mit dem Geschäftsverlauf in der ersten Jahreshälfte können wir durchaus zufrieden sein“, sagte Vorstandschef Bürkle.

Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers wertete den Rückgang der Personal- und Verwaltungskosten als „gutes Signal“. Die Halbjahreszahlen zeigten, „dass die notwendige Verschlankung der Bank begonnen hat und erste Früchte trägt“, sagte der CDU-Politiker.

Der Zinsüberschuss fiel allerdings in den ersten sechs Monaten auf 496 (618) Millionen Euro zurück. Nach Angaben der Bank steht diese Entwicklung im Zusammenhang mit der Verringerung der Bilanzsumme und der Rückführung der Schiffsfinanzierung. Im ersten Halbjahr ging die Bilanzsumme bereits um 6 Prozent auf 145,3 Milliarden Euro zurück. Bis 2024 soll sie auf rund 95 Milliarden Euro schrumpfen.

Hintergrund der Verkleinerung der NordLB ist, dass die Bank vor allem mit der Schiffsfinanzierung Milliardenverluste verzeichnet hatte. Derzeit wartet sie auf eine dringend benötigte Kapitalspritze von rund 3,6 Milliarden Euro. Die Kernkapitalquote, die künftig 14 Prozent betragen soll, lag Ende Juni bei lediglich 6,63 Prozent und war damit unverändert zum Jahresende 2018. Unter Aufsehern gilt eine harte Kernkapitalquote von 5,5 Prozent als das Minimum, das Banken unter Stress noch vorweisen sollten.

Die geplante Stützung der NordLB durch die Länder Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie die Sparkassen-Gruppe ist seit Monaten in der Schwebe, weil die EU-Kommission noch entscheiden muss, ob die Finanzspritze mit dem Wettbewerbsrecht vereinbar ist. Auch die Landtage in Hannover und Magdeburg müssen zustimmen.

Der scheidende EU-Haushaltskommissar Günter Oettinger hatte am Dienstag gesagt, die Kommission tue alles für eine Rettung der NordLB. Nach Möglichkeit solle es bis Ende Oktober Klarheit geben. Ursprünglich hatte die Bankenaufsicht die Frist gesetzt, dass das Geld Anfang September bei der Bank angekommen sein muss.

Auch der Präsident des Sparkassenverbands Niedersachsen, Thomas Mang, gab sich zuletzt vorsichtig optimistisch. „Wenn Sie einen 1500-Meter-Lauf machen und 1380 Meter geschafft haben, wechseln Sie 120 Meter vor dem Ziel auch nicht zum Kugelstoßen“, sagte Mang zum Fortschritt der Gespräche mit Brüssel. Über einen Plan B mache sich der Sparkassenverband „derzeit keine Gedanken“.

Für den Umbau der NordLB sind umfassende Ausgliederungen vorgesehen, etwa bei den Schiffskrediten. So verkaufte die Bank im April ein Portfolio mit Schiffskrediten über 2,6 Milliarden Euro an den Finanzinvestor Cerberus Capital. Aber auch Stellen fallen weg: Bis zum Jahr 2024 soll die Belegschaft etwa halbiert werden. Angepeilt ist ein Abbau auf 2800 bis 3000 Vollzeitstellen, im ersten Halbjahr reduzierte die Bank die Mitarbeiterzahl bereits von 5850 auf 5600.