Die selbst ernannte Bürgerbewegung Pax Europa sagt nach massiver Kritik ein umstrittenes Gedenken an den ermordeten Polizisten am 31. Mai ab.
Das Gesicht der Pax Europa, Michael Stürzenberger, bei einer Veranstaltung in München – er hat das Gedenken an den ermordeten Rouven Laur gekapert.
Von Franz Feyder
Die selbst ernannte „Bürgerbewegung Pax Europa“ hat eine für den 31. Mai auf dem Mannheimer Marktplatz angemeldete Gedenkveranstaltung abgesagt. Die umstrittenen Islamkritiker wollten mit 30 Personen am Tattag zur Tatzeit am Tatort des mutmaßlich islamistischen Terroranschlags im vergangenen Jahr des ermordeten Polizisten Rouven Laur sowie der bei den Messerattacken eines Afghanen verletzten Menschen aufmerksam machen.
Die Maßnahme war massiv von den beiden großen Polizeigewerkschaften DPolG und GdP getadelt worden. Der stellvertretende Bundesvorsitzende und baden-württembergische Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, hatte Pax Europa vorgeworfen, das Gedenken an den ermordeten Polizeihauptkommissar „für eigene Zwecke kapern zu wollen“. Er sagte, der Verein um den Frontmann Michael Stürzenberger sei ehrlos, das Verhalten der PE „verabscheuungswürdig“.
Auch Gundram Lottmann, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, sprach von einer „ungeheuerlichen Provokation Pax Europas“, dass Polizisten ausgerechnet am Jahrestages des möglichen Attentats diese Veranstaltung absichern müssten, statt ihres ermordeten Kollegen in Ruhe zu gedenken.
Am 31. Mai 2024 hatte Sulaiman A. Mitglieder der PE vor Beginn einer sogenannten Informationsveranstaltung auf dem Mannheimer Marktplatz mit einem Messer angegriffen und vier Menschen zum Teil schwer verletzt; unter ihnen auch Michael Stürzenberger. Ihn habe er töten wollen, sagte A. bei seiner Einvernahme vor den Richtern des 5. Strafsenats des Oberlandesgerichts Stuttgart. Als er gesehen habe, dass er Stürzenberger lediglich verletzte, habe jemand sterben müssen. Er attackierte hinterrücks den am Boden knienden Rouven Laur und stach mehrfach auf diesen ein. A. verletzte den 29-jährigen im Kopf und am Hals so schwer, dass er zwei Tage später verstarb.
Polizisten hatten erst in der vergangenen und in dieser Woche vor Gericht ausgesagt, die PE-Aktion im vergangenen Jahr habe für sie keinen Sinn gemacht. Es sei klar gewesen, dass in dem mehrheitlich von türkischstämmigen und muslimischen Menschen bewohnten Stadtviertel rund um den Marktplatz wie schon zuvor in ungezählten anderen deutschen Städten als Provokation aufgefasst werden würde. Aus diesem Grund musste die Veranstaltung von 22 Polizisten gesichert werden. Zum Zeitpunkt des Angriffs bereiteten sich die Schutzfrauen und -männer gerade auf den Einsatz vor.