17 wertvolle Kulturschätze kehren nach Peru zurück. Dafür arbeiteten deutsche Behörden wie das LKA Baden-Württemberg mit Peru zusammen.
Peruanische Keramik.
Von Felix Mahler
Deutsche Behörden und der peruanische Staat haben in Zusammenarbeit acht wertvolle Textilfragmente und neun Keramiken dem Handel entzogen. Die Güter sind Überreste der vorkolumbischen Chimú-Kultur, die ursprünglich aus Peru stammt und wurde an den peruanischen Staat zurückgegeben.
Textilien aus der Zeit zwischen 1000 und 1470 n. Chr.
Wie das Landeskriminalamt berichtet, wies das peruanische Ministerio des Cultura im Juni diesen Jahres deutsche Behörden auf eine anstehende Auktion eines Antiquariats im Enzkreis hin. Bei dieser sollten die mutmaßlich ursprünglich aus Peru stammenden Kulturgüter verkauft werden. Die für solche Fälle spezialisierten Experten für Kunst- und Kulturgutkriminalität des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA) stellten, im Einvernehmen mit dem Auktionshaus, die Stücke zunächst sicher.
Die Gutachten sachverständiger Archäologen bestätigen die ersten Vermutungen: Alle Textilien die aus Baumwolle und Fasern von Kameliden, gefertigt sind, können zweifelsfrei der präkolumbischen Chimú-Kultur zugeordnet werden, die sich in der Zeit zwischen etwa 1000 und 1470 n. Chr. in der Küstenregion Nordperus entwickelte.
Verzicht auf jegliche Ansprüche bei Rückführung
Wie die Kunstschätze nach Europa und schließlich nach Deutschland gelangt sind, können die Ermittler des LKA nicht mehr nachvollziehen. Die Besitzerin der Antiken konnte identifiziert werden. Sie hat die Stücke von ihrem Vater geerbt, einem ehemaligen Musiker, der diese vor vielen Jahren als Gage bei einem Konzert erhalten hatte.
Laut dem LKA übergab die Frau – nach Aufklärung über die offenkundig illegale Herkunft der ungewöhnlichen Bezahlung ihres Vaters und den Restitutionsanspruch des Staates Peru - spontan die Textilien unter Verzicht jeglicher Ansprüche. Sie freue sich, ihren Teil zur Rückführung des Kulturguts beitragen zu können.
Übergabe an den stellvertretenden Außenminister Perus
Nahezu gleich verlief auch die Sicherstellung von neun Keramiken aus Peru. Diese Kunstschätze stammen ebenfalls aus einer Erbmasse und sollten im Bereich Stuttgart veräußert werden. Die Besitzerin übergab die auch aus der Chimú-Kultur stammenden Stücke spontan an das LKA, damit diese zurück in ihr Ursprungsland gelangen.
Die Kunstgegenstände werden nun in Berlin an den stellvertretenden Außenminister der Republik Peru, Ambassador Félix Denegri übergeben.
Einsatz für den Schutz von Kunst und Kulturgut seit den 80ern
Das „zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen den Ländern und den jeweiligen Behörden wichtig ist, um den Schutz des kulturellen Erbes zu gewährleisten“, sagt Oliver Hoffmann, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität im LKA, zur erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen deutschen Behörden und dem peruanischen Staat. Es sei ein relevanter Schritt zur Rückführung von Kulturgütern gewesen, die unrechtmäßig ihren Weg aus dem Ursprungsland nach Deutschland fanden.
Nach eigenen Angaben setzt sich das Landeskriminalamt Baden-Württemberg mit seinem Bereich Kunst- und Kulturgutkriminalität für den Schutz von Kunst und Kulturgut ein. Seit der Einrichtung dieses Spezialbereichs in den 80er Jahren habe das LKA zudem einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung von Kunstdelikten geleistet. Zunächst konzentrierte sich der Bereich auf die Verfolgung von Diebstahlstaten. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Aufgabenspektrum um den Bereich Kunstfälschung.
Kooperation mit externen Partnern
Für das Landeskriminalamt war die Ratifizierung des UNESCO-Übereinkommens über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut durch Deutschland im Jahr 2007 ein wichtiger Meilenstein. Dies ermöglichte es dem LKA, seine Ermittlungen auf die Verfolgung von Verstößen gegen das Kulturgutschutzgesetz und dem Landesdenkmalschutzgesetz sowie auf Fahndungen nach illegal ein- und ausgeführter Kunst- und Kulturgütern auszudehnen.
Ein wichtiger Aspekt der Arbeit des Landeskriminalamts Baden-Württemberg ist die Kooperation mit externen Partnern. So arbeitet der Bereich Kunst- und Kulturgutkriminalität eng mit Universitäten wie der Universität Heidelberg, Museen und vielen weiteren Institutionen zusammen, um den Kompetenzaufbau in diesem spezialisierten Bereich zu fördern und seine Expertise ständig weiter zu entwickeln.