Kurzfristige Zugausfälle sorgen für Frust

Das Stellwerk in Marbach bereitet zurzeit technische Probleme, weshalb S-Bahnen zwischen Freiberg und Backnang immer wieder ausfallen.

Kurzfristige Zugausfälle sorgen für Frust

Viele Bahnfahrer, die dieser Tage über Marbach nach Backnang fahren, würden sich über fahrende S-Bahnen freuen. Symbolfoto: A. Becher

Von Andreas Hennings

MARBACH AM NECKAR/backnang. Der Streik der Lokführer. Dazu die bis 12. September dauernden Bauarbeiten an der S-Bahn-Stammstrecke in Stuttgart, weshalb die Züge nur bis zum Hauptbahnhof fahren können. Bahnfahrer haben es in diesen Wochen nicht leicht. Und jene, die auf die Linie S4 zwischen dem Hauptbahnhof und Backnang angewiesen sind, müssen in diesen Tagen mit weiteren Behinderungen rechnen. Denn das Stellwerk in Marbach am Neckar bereitet immer wieder technische Probleme. Die Folge: Die Züge auf dem Abschnitt zwischen Freiberg am Neckar und Backnang können zeitweise nicht verkehren. Einen Busersatzverkehr gibt es zwar meist, immer wieder stehen Fahrgäste aber ohne jede Information übers weitere Fortkommen da.

Bei vielen Fahrgästen sorgt das für Frust. Mehrere Bahnfahrer haben sich bereits beschwert, teilweise bitterbös. Die S-Bahnen, von Stuttgart kommend, hätten meist unverhofft in Freiberg geendet. Einen Schienenersatzverkehr habe es teilweise nicht gegeben. Und auch sonst keine Möglichkeit, sich vor Ort darüber zu informieren, wie man von Ort und Stelle kommen kann.

90-minütiger Fußmarsch

bis nach Marbach

Ein Mann aus Marbach schildert, wie er deshalb von Freiberg aus den Linienbus nach Steinheim an der Murr genommen hat. Mit der Linie444 fuhr er die Strecke über Ingersheim, Pleidelsheim und Höpfigheim nach Steinheim, um dort in den Bus nach Marbach umzusteigen. Eine Dame aus Oberstenfeld beschreibt, von Freiberg nach Benningen am Neckar gelaufen zu sein, wo sie dann eine Stunde später in die inzwischen wieder fahrende S-Bahn einsteigen konnte. Als sie Tage später ein weiteres Mal nach Benningen gelaufen sei, fuhr dort dann noch immer keine S-Bahn. Also setzte sie ihren letztlich 90-minütigen Fußmarsch bis nach Marbach fort, um dort den Bus ins Bottwartal zu nehmen. Insgesamt habe es sie schon dreimal erwischt – und ihre Tochter nun auch in der Samstagnacht um kurz nach 3 Uhr: „Wieder: Endhaltestelle Freiberg. Wieder kein Schienenersatzverkehr.“

Ein weiterer Mann aus Marbach meldet, dass der Ersatzbus in der vorvergangenen Woche zwischen Marbach und Freiberg ohne Halt in Benningen über Ludwigsburg geleitet wurde, wobei der Bus in Neckarweihingen versehentlich eine größere Schleife durch den Stadtteil drehte, um dann wieder an vorheriger Stelle an der Neckarbrücke rauszukommen. Die Fahrgäste wurden später beim Bahnhof Favoritepark rausgelassen. Am Marbacher Bahnhof stiegen Fahrgäste dieser Tage schon in den vermeintlichen Ersatzbus nach Freiberg, um dann vom Busfahrer zu erfahren, dass es der Bus für die Gegenrichtung nach Backnang sei. Da war also wieder aussteigen angesagt.

Die zuständige Deutsche Bahn bestätigt, dass das Stellwerk in Marbach immer wieder technische Probleme bereitet. „Die Technik dort ist zurzeit leider nicht stabil, weshalb es störanfällig ist“, heißt es von der Pressestelle der Bahn.

Millionen von Möglichkeiten

im Stellwerk

Das Problem: In dem Stellwerk gibt es bei der sogenannten Leit- und Sicherungstechnik „Millionen von Möglichkeiten“, wo eine Störung vorliegen kann – läuft hier doch die gesamte Technik für Signale, Weichen oder auch die Kabel von den nächsten Stellwerken zusammen. „Und die Zahl ist leider nicht übertrieben“, heißt es von der Deutschen Bahn weiter. Zwar hätten die Techniker natürlich entsprechende Erfahrungswerte. Die Ursache im Fall Marbach sei bislang aber leider noch nicht gefunden worden, heißt es. „Wir bedauern das natürlich und es tut uns leid, wenn die Fahrgäste umsteigen müssen. Wir tun, was wir nur tun können. Die Techniker sind mit Hochdruck dran“, teilt die Bahn mit. Am Montagvormittag habe der Betrieb wieder wie gewöhnlich funktioniert. Weitere Störungen in den nächsten Tagen sind aber nicht ausgeschlossen.

Die Bahn versichert, den Busersatzverkehr stets zügig in die Wege zu leiten. „Das ist eigentlich eingespielt“, heißt es von der Pressestelle. Die Erfahrung dieser Tage zeigt allerdings, dass gerade die ersten von der Störung betroffenen S-Bahnen immer wieder keinen Anschluss an einen Schienenersatzverkehr haben. Jetzt am Wochenende, als wieder eine größere Störung vorlag, gab es laut Deutscher Bahn aber gleich zwei Linien für die Ersatzbusse: einmal im Pendelverkehr zwischen Freiberg und Marbach über Benningen – wegen der Straßensperre am Neckar oben herum über die K1672 bei Freiberg-Heutingsheim – und einmal auf der Strecke von Backnang über Burgstall, Kirchberg und Erdmannhausen bis Marbach. Inwieweit in den nächsten Tagen noch einmal darauf zurückgegriffen werden muss, wird sich zeigen.