Ilsebyll Beutel-Spöri geht lachend durch die Welt, auch wenn die äußeren Umstände dies vielleicht gerade nicht hergeben. Doch Lachen hat eine entstressende Wirkung. Foto: A. Becher
Von Ingrid Knack
RUDERSBERG. Heute schon gelacht? Was, Sie hatten keinen Grund zum Lachen? Das ist kein Grund, nicht zu lachen. Wie aber geht das, einfach so mal zu lachen? Klar im Vorteil sind die Menschen, die sich mit Lachyoga beschäftigen, so wie Ilsebyll Beutel-Spöri aus Rudersberg. Sie ist zertifizierte Lachyogalehrerin, die vor über 15 Jahren auf das Thema aufmerksam geworden ist. Wer damit anfangen will, der könnte am Weltlachtag, dem 2. Mai, erste Schritte in der Kunst des Lachens machen. Und versprochen: Das wäre nicht nur eine lustige Angelegenheit, sondern würde auch der Gesundheit guttun. Gerade in Pandemiezeiten, in denen es so wenig zu lachen gibt. Trotzdem lachen heißt die Devise. „Das Erstaunliche ist, dass es unserem Gehirn egal ist, ob wir mit oder ohne Grund lachen“, weiß die Lachtrainerin. Die Effekte seien dieselben: Beispielsweise verändere sich die Atmung, das Gehirn schütte Glückshormone aus, das Immunsystem werde gestärkt. Und man befinde sich wie bei einer Meditation im Hier und Jetzt. „Alle anderen Gedanken der Sorge, des Zweifels, der Vergangenheit, der Zukunft lassen sie. Sie sind nur ganz Sie selbst im Lachen.“
Verbindung von Mensch zu Mensch und heilende Wirkung.
Ilsebyll Beutel-Spöri ist überzeugt davon, dass Lachen „die kürzeste Verbindung von Mensch zu Mensch“ ist: „Schade, dass wir diese Brücke viel zu selten nutzen. Dabei wissen wir viel über die verbindende, heilende und Stress lösende Wirkung des Lachens, denn: Lachen ist die beste Medizin. Das wurde ganz praktisch und inzwischen auch vielfach wissenschaftlich bewiesen.“
Den Erfinder des Lachyogas, den indischen Mediziner Madan Kataria, hat die Rudersbergerin auch persönlich getroffen. Die Entstehungsgeschichte des Lachyogas kennt sie aus erster Hand. „Er hatte einen Artikel über das Thema ,Lachen ist die beste Medizin‘ zu schreiben.“ Auch in Indien kenne man diesen Spruch. Um diesem auf den Grund zu gehen, sei Kataria Ende des vergangenen Jahrtausends in Mumbai in die Parks gegangen und habe dort Menschen gefragt, ob sie mit ihm lachen wollten. Zuerst hätten sie sich Witze erzählt, um ins Lachen zu kommen. „Das hat Madan Kataria sehr schnell überwunden“, weiß Ilsebyll Beutel-Spöri. Denn Witze funktionierten über eine andere Ebene als das später praktizierte Lachen ohne Grund. „Über Witze kann man nur lachen, wenn man sie intellektuell versteht.“
Die Lösung: Klatschen oder Laute des Lachens wie „ha, he, hi, ho, hu“, die alle mit Vokalen enden, Atem- und andere Übungen sind die bessere Strategie. Die Übungen sind mannigfaltig und können auch einem bestimmten Rhythmus folgen. Ein Beispiel: Langsam aufsagen: ho ho. Schnell: ha ha ha – und dann wieder und wieder von vorne. Auch die Mimik wird miteinbezogen. „Das bringt das Lachen, das weitergetragen wird von einem Menschen zum anderen.“ Schließlich wurden in Indien erste Lachklubs mit 200 bis 500 Leuten gegründet. Das sprach sich auf der ganzen Welt herum. Das erste Lachtreffen außerhalb Indiens wurde im Jahr 2000 in Kopenhagen veranstaltet. Später kam Kataria immer wieder zu großen Kongressen nach Deutschland. Wie vor ein paar Jahren zu einem Treffen in einem Yogazentrum in Bad Meinberg, an dem auch Beutel-Spöri teilnahm. „Eigentlich sollte er dieses Jahr wiederkommen“, weiß sie. Corona verhinderte das.
Als Ilsebyll Beutel-Spöri auf Lachyoga gestoßen ist, hat sie, die immer für ihr Lachen bekannt war, an sich bemerkt: Irgendwie ist mir mein Lachen abhanden gekommen. „Bei vielen Menschen ist es so, dass sie in dem Moment, in dem sie auf Lachyoga anspringen, eine Krise oder eine Krankheit oder eine schwierige Lebenssituation haben. Bei mir war’s eine Art Midlife-Krise zwischen Beruf und Kindern und Sonstigem.“ In einer Talkshow im Fernsehen sei sie dann auf Heiner Uber aufmerksam geworden, der unter anderem das Buch „Länder des Lachens – Reisen zu lachenden Menschen“ geschrieben hat. Heiner Uber und der Fotograf Papu Pramod Mondhe waren zuvor rund um den Globus gereist auf der Suche nach Lachritualen und Lachzeremonien. Im japanischen Kawabe erfuhren sie, dass mit einer ekstatischen Lachprozession der Shinto-Göttin Niutsuhime gehuldigt wurde, und bei den Inuit in Grönland hörten sie von Gesängen zum Erlangen der Fröhlichkeit, in Purepecha in Mexiko stießen sie auf Lachtänze. Auch über Madan Kataria gibt es ein Kapitel. Ihr Fazit: Neben positiven gesundheitlichen Auswirkungen hat das Lachen auch gesellige und religiöse Funktionen. Lachende Menschen gingen auch friedlicher miteinander um, so Beutel-Spöri. Bei dem Lachforscher und Lachtrainer Heiner Uber hat sie später Unterricht genommen. Sie bewegte sich bei Treffen und Fortbildungen in der Welt des Lachens und wurde schließlich selbst Lehrerin, zunächst in einer Naturheilpraxis in Winnenden, später etwa bei Selbstbildungsgruppen, Familienbildungsstätten, Vereinen, der Volkshochschule und Firmen. In der Pandemie laufen die Kontakte online ab.
Ilsebyll Beutel-Spöri zusammen mit Madan Kataria, dem Erfinder des Lachyogas, bei einem Kongress in Bad Meinberg. Foto: privat
Viele der Lachangebote, auch außerhalb des Weltlachtags, sind auf www.lachen-online.de zu finden. Man kann auch das Lachtelefon unter 02131/7734152 anrufen und Informationen dazu unter www.lachtelefon.de abrufen.
Informationen zur weltweiten Lachbewegung gibt es unter www.lachverband.org und unter www.lachclub.info.
Ilsebyll Beutel-Spöri leitet im Rems-Murr-Kreis regelmäßig Lachyogakurse bei Volkshochschulen, Gesundheitsvereinen und Selbsthilfegruppen, für Kinder ebenso wie für Erwachsene jeden Alters. In Backnang leitet Andrea Dietl-Roßberg Lachwanderungen und Lachyogakurse an der VHS und im „Glyck“ in Backnang .