Landesbischof Cornelius-Bundschuh: Mut und Gelassenheit

dpa/lsw Karlsruhe. In Krisenzeiten wächst die Bedeutung der Kirchen. Doch die Coronavirus-Pandemie erschwert auch ihnen die Arbeit. Der evangelische Landesbischof von Baden ermuntert zur Zuversicht.

Landesbischof Cornelius-Bundschuh: Mut und Gelassenheit

Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, spricht bei einem Gottesdienst. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

Der evangelische Landesbischof von Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, rät angesichts der Coronavirus-Pandemie zu Gelassenheit, Mitgefühl und Nachdenklichkeit. Viele Menschen hätten Sorgen um ihre Angehörigen. „Da ein Stück Mut zu machen, gelassen zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass es nicht nur die eigene Kraft ist, die einen trägt, sondern auch das Gottvertrauen. Das sehe ich schon als unsere Hauptaufgabe im Moment“, sagte Cornelius-Bundschuh der Deutschen Presse-Agentur. „Gottvertrauen macht gelassen auch im Umgang mit einer solch schweren Herausforderung.“

Diese Gelassenheit sei wichtig nicht in dem Sinne, es ist mir alles egal, sondern in dem Sinne, ich schaue nach meinem Nachbarn, ich schaue, wie es meinen Angehörigen geht. „Ich vertraue dabei darauf, dass wir gemeinsam das gut bewältigen werden“, sagte Cornelius-Bundschuh.

Auf die Arbeit in den Gemeinden habe die Pandemie mit ihren Einschränkungen große Auswirkungen. „Die Selbstverständlichkeit des Kontakts in den Gemeinden ist weg. Gerade mit den älteren Menschen, die sonst sonntags in den Gottesdienst kommen, müssen wir versuchen, jetzt gut in Kontakt zu kommen.“ Kirche funktioniere vor allem analog. Aber es sei unglaublich, wie viel Kreativität und Fantasie da sei. So setze sich das 12-Uhr-Läuten zum räumlich getrennten, aber doch gemeinsamen Gebet durch. In vielen Gemeinden gebe es Handy-Aufzeichnung von Gottesdiensten zu Hause bei den Pfarrern in den Kirchen, die dann über das Internet angesehen werden können.

Cornelius-Bundschuh mahnte auch dazu, Maß zu halten. Die Zugänge zu den Kirchen sollten nicht versperrt werden. Wenn einzelne Menschen in eine Kirche gehen, in der bereits einige wenige andere seien, die Abstand halten, bestehe wohl kein Risiko. „Es ist wichtig, einen Ort zu haben, an dem ich anders auf die Welt gucken kann als alleine zu Hause.“ Das gelte auch für Beerdigungen. „Es kann nicht sein, dass dort Menschen weggeschickt werden müssen.“

Im Nachgang zu diesen Erfahrungen müsse auch über das Thema Staat und Kirche gesprochen werden. „Ich glaube, da waren die Politiker jetzt sehr forsch.“ Die Kirche habe noch vor den staatlichen Anordnungen ganz klare Regelungen gehabt. „Ich halte es für schwierig, dass der Staat Gottesdienste verbietet.“ Die Hygieneschutzverordnung ermögliche das zwar, allerdings sei die Verfassung auf ein etwas kooperativeres Verhältnis angelegt, ist der Landesbischof überzeugt. „Keiner von uns ist daran interessiert, irgendetwas zur Ansteckung beizutragen.“

Große Sorgen macht der Landesbischof sich um Alleinstehende. „Die größte Herausforderung ist die Begleitung von Menschen, die sowieso schon mit Einsamkeit zu kämpfen haben, mit psychischer Labilität und Sorgen.“ Die Kirchen bekämen sehr viele Anrufe in diesen Tagen. „Auch die Anrufe bei der Telefonseelsorge steigen sehr stark an.“ Das gelte ebenso für das Kinder- und Jugendtelefon. Man müsse sich klar machen, dass die Rückseite der sozialen Distanz die soziale Isolation sei. „Gesundheit ist nicht nur ein leibliches Phänomen, sondern auch ein seelisches, ein soziales, ein psychologisches, ein emotionales und ein religiöses Phänomen.

Die Situation sei auch eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob wir bestimmte Grenzen erreicht haben. „Ist es für mich entscheidender, immer ganz viel unterwegs zu sein und alles mögliche erreicht zu haben oder doch besser den Kontakt mit Verwandten regelmäßiger zu pflegen?“ Es gebe die Aufforderung in jeder Krise, über den eigenen Lebensweg und die eigene Verantwortung nachzudenken.