Landessportbund: Trainingsbetrieb einstellen

Von Von Matthias Jung, dpa

dpa/lsw Stuttgart. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus leidet in Baden-Württemberg auch der Sport. Spiele fallen aus, Vereinsmitarbeiter werden nach Hause geschickt - und wann es geordnet weitergeht, weiß noch niemand so recht. Stattdessen können Fans virtuelle Eintrittskarten erwerben.

Verdachtsfälle, Spielabsagen und „Geistertickets“: Nachdem die Deutsche Fußball Liga dem Beispiel anderer Ligen und Veranstalter folgte, ist der Sport in Baden-Württemberg praktisch zum Erliegen gekommen. Der Beschluss des DFL-Präsidiums vom Freitagnachmittag, den für dieses Wochenende geplanten Spieltag in 1. und 2. Bundesliga wegen des Coronavirus nicht auszutragen, hat für alle Profi-Clubs im Land Folgen: Am Samstag finden die Spiele der Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim gegen Hertha BSC und des SC Freiburg bei RB Leipzig nicht statt, auch die Zweitliga-Partien des VfB Stuttgart, Karlsruher SC, 1. FC Heidenheim und des SV Sandhausen fallen aus.

„Ich begrüße die Entscheidung der DFL, weil die Gesundheit der Menschen vor den sportlichen & wirtschaftlichen Interessen stehen muss“, sagte VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger. Die Schwaben hatten zuvor bereits eine Telefonkonferenz von Journalisten mit Trainer Pellegrino Matarazzo vor dem Spiel am Sonntag beim SV Wehen Wiesbaden „aufgrund der dynamischen Entwicklung der Nachrichtenlage im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus“ platzen lassen. Auch der 27. Spieltag, an dem der VfB bei Holstein Kiel spielen soll, wird wohl zunächst nicht stattfinden.

Nach derzeitigem Stand treten die Stuttgarter wahrscheinlich erst wieder am 6. April im Topspiel zu Hause gegen den Hamburger SV an - allerdings ohne Zuschauer. Der KSC hätte am Samstag Darmstadt 98 empfangen, zeitgleich hätte Heidenheim beim VfL Bochum und Sandhausen bei Erzgebirge Aue gespielt.

Auch darüberhinaus sorgte das Coronavirus durch weitere Spielabsagen, Verdachtsfälle und sogar „Geistertickets“ für Aufsehen. So hatte Drittligist SV Waldhof Mannheim seine Mannschaft nach Hause geschickt, weil der Verdacht bestand, dass sich Mittelfeldspieler Dorian Diring angesteckt hatte. Der Verdacht bestätigte sich allerdings nicht, dennoch haben die Spieler bis Dienstag frei.

Allerdings wurde in der Quadrate-Stadt das traditionsreiche Maimarkt-Turnier der Reiterinnen und Reiter abgesagt. Die 57. Auflage war für die Zeit vom 23. April bis 5. Mai geplant. Hintergrund der Absage ist eine Verbotsverfügung der Stadt Mannheim. Die benachbarten Handballer der Rhein-Neckar Löwen wissen derweil noch nicht, wann im EHF-Pokal ihre beiden abschließenden Gruppenspiele in Nimes und zu Hause gegen TTH Holstebro stattfinden können. Sie waren für den 21. und 29. März angesetzt. Die Europäische Handballföderation EHF setzte vorerst alle Europapokal-Wettbewerbe aus.

Der in die Oberliga abgestürzte Ex-Bundesligist Stuttgarter Kickers will seine Fans wegen seiner Einnahmeausfälle auch ohne Stadionbesuch zum Kauf von Eintrittskarten bewegen - quasi als Spende. Der 1899 gegründete Traditionsverein bietet sogenannte „Geister-Tickets“ an. Ein „Geister-Sitzplatz“ kostet 18,99 Euro, eine Geisterspiel-Dauerkarte gibt es für 189,90 Euro.

Zuvor hatte die Spielkommission der Oberliga Baden-Württemberg beschlossen, alle Spiele bis mindestens 23. März abzusagen und zu verschieben. Wann und wie Spiele in den verschiedensten Sport-Ligen nachgeholt werden können, blieb vorerst noch offen.

Der Württembergische Landessportbund empfiehlt seinen Mitgliedsvereinen im schwäbischen Teil des Landes, den Trainingsbetrieb bis zum Ende der Osterferien auszusetzen. „Der Schutz der Gesundheit hat oberste Priorität“, sagte WLSB-Präsident Andreas Felchle. Auch der Badische Sportbund Nord in Karlsruhe empfiehlt, den Sportbetrieb bis auf weiteres einzustellen.