Lautmalerisch erzählt

Ein magischer Bix-Abend mit dem Kontrabassisten Chris Minh Doky

Von Bernd Haasis

Federnd und geschmeidig kitzelt das New Nordic Jazz Trio aus Dänemark die Vorstellungskraft und die Emotionen. Im Zentrum steht der Kontrabassist Chris Minh Doky, der ein betörendes Thema ums nächste intoniert und sich bei Soli mit überbordendem Einfallsreichtum in lichte Höhen der Inspiration aufschwingt.

Gut 20 Jahre lang war der Sohn einer dänischen Pop-Sängerin und eines vietnamesischen Arztes eine feste Größe in der New Yorker Jazz-Szene. „Viele dachten, ich wäre Amerikaner“, sagt er im Bix. „Mit Dänemark konnten sie nichts anfangen, und wenn ich es erklären wollte, klang ich wie ein Tuborg-Werbeclip. Also erkläre ich es jetzt durch die Musik.“ Mit Peter Rosendahl am Piano und Jonas Johansen am Schlagzeug hat er kongeniale Partner gefunden, traumhaft ist das Zusammenspiel der dynamischen Dänen, die einander unterstützen und zugleich genügend Raum geben.

Das selbst betitelte Debüt-Album handelt von der dänischen Natur, das aktuelle, „Transparency“, von dänischen Beziehungen. Der „Brother“ ist ein lebhafter Geselle, dem Rosendahl originelle Melodieminiaturen einwebt, die „Daughter“ gibt sich kontemplativ versunken und ein wenig „blue“, um dann fröhlich ins Leben zu hüpfen. Dem „Son“ spendiert Johansen einen explosiven funky Super-Groove, das dünne Eis unter dem Titel „Woman“ überquert das Trio souverän mit einer harmonisch komplexen Hymne. Die drei haben den amerikanischen Jazz verinnerlicht und klingen doch sehr europäisch in ihrem lautmalerischen Erzählen. In „Psalm“, gewidmet der Tradition des Singens, spielt Doky eine wunderbare Melodie, die die Hörer umarmt wie ein alter Freund – das Lied klingt nach der warmen Stube, als die viele die Kirche sich ersehnen.

Nur selten weht hier eine nordische Brise, in „Lyset“ („Licht“) scheint milde die Sonne, in „Havet“ (Meer“) tänzeln sanft die Wellen – man muss wohl einem Seefahrer-Volk angehören, um die rauen Gestade an Nord- und Ostsee so zu sehen.