Leben und leben lassen im Plattenwald

Das Naherholungsgebiet Plattenwald im Nordosten der Stadt Backnang wirkt an heißen, schwülen Sommertagen wie ein Magnet für Menschen aus Backnang und Umgebung. Erholung, Spiel und Spaß im kühlenden Schatten.

Leben und leben lassen im Plattenwald

Geburtstagsgesellschaft: Die Großeltern Franz und Hannelore Gabel mit den Enkeln Adrian und Ronja. Fotos: J. Fiedler

Von Gabriella Lambrecht

BACKNANG. An diesem Samstagnachmittag gibt es kein Entkommen vor der drückenden Hitze: In der Innenstadt spürt und sieht man förmlich das Flirren in der Luft. Auch im Plattenwald ist es erdrückend schwül. Angekündigt waren Regen und Gewitter, die sich wie so oft in letzter Zeit nicht über Backnang ergießen. Dafür könnte man die Luft nun beinahe mit einem Butterbrotmesser durchschneiden, so schwül ist es. Doch der Wald ist voller Leben und gut besucht.

Direkt am Parkplatz sind die ersten Spaziergängerinnen anzutreffen. Carolin Gruber aus Backnang ist mit ihrer Freundin aus Murrhardt unterwegs, die heute das erste Mal im Plattenwald ist. Die beiden sind sportlich gekleidet und lassen sich von der Hitze nicht schrecken – im Gegenteil: „Ich zeige heute mal meiner Freundin den Plattenwald. Das ist immerhin die grüne Lunge Backnangs! Ein wunderbares Naherholungsgebiet, das uns hoffentlich noch sehr lange erhalten bleibt. Für Tage wie heute ist es wunderbar. Man kann im Schatten spazieren, Flora und Fauna genießen – und danach natürlich im Biergarten einkehren“, merkt Gruber lachend an. Ihre Freundin ist bereits gespannt, sie kennt den Wald bislang nur aus den lebendigen Berichten ihrer Freundin.

In der Tat ist der Biergarten am Waldheim für die meisten Spaziergänger, Wanderer und Biker ein Highlight ihrer Tour durch den Plattenwald. So geht es auch Werner Reichert und Domenico Arcurio. Die beiden Männer aus Oppenweiler sind auf ihren E-Mountainbikes unterwegs gewesen und sitzen nun gemütlich bei einem Radler bei Milan Stanimirovic. Er stellt sich als der Vater der Besitzerin Vesna vor und begrüßt alle Biergartenbesucher freundlich. Die Gesellschaft weiß auch Reichert sehr zu schätzen: „Im Wald kann man super eine entspannte Runde fahren und danach trifft man sich hier zum nett Schwätzen und den Durst zu löschen. Schöner könnte es nicht sein.“ Er und Arcurio beschreiben noch die Routen, die geeignet für Mountainbikes sind, und stellen fest: „Im Plattenwald kann man gut fahren, aber hier sind auch viele Fußgänger, auf die wir natürlich auch Rücksicht nehmen. Wenn man richtig das Mountainbike-Feeling will, sollte man eher auf weniger gut besuchten Wegen unterwegs sein.“

Geburtstagsfeier mit der ganzen Familie an einem besonderen Ort.
Eben diese gegenseitige Rücksicht, das „Leben und Lebenlassen“, macht den Plattenwald zu einem ganz besonderen Ort. Er ist Zuflucht vor der Hitze, Ort der Entspannung, der Gelassenheit, Spielplatz, Sportplatz, das Zuhause artenreicher Flora und Fauna – und gelegentlich auch ein „Festsaal“ im Freien: Auf dem Spielplatz ist Franz Gabel aus Auenwald anzutreffen. Er feiert an diesem Samstag seinen 67. Geburtstag – eigentlich im Waldheim – ist jetzt aber mit seinen vier Kindern und fünf Enkeln sowie mit seiner Frau Hannelore beim Spielen anzutreffen. Er genießt es sehr, die gesamte Familie um sich zu haben, und die Enkel gehen in der Anwesenheit ihrer Großeltern ganz auf, während die vier Geschwister ausgelassen am Rand der Spielwiese plaudern. Franz Gabel erzählt, wieso er seinen Geburtstag im Plattenwald feiert: „Wir sind eben eine große Familie, und zu Hause wird es langsam etwas zu eng. Hier im Plattenwald haben wir eine richtig gute Gastro und viel Platz zum Feiern und Spielen. Könnte man seinen Geburtstag denn anders schöner feiern?!“ Und das heitere Lachen der Kinder schallt über die gesamte Lichtung, als wolle es die Aussage des Großvaters bestätigen.

Auf dem Spielplatz ist auch George Topor, wie an so vielen Tagen im Jahr, zugange. Der zweifache Vater ist mit seiner dreijährigen Tochter Karla und seinem einjährigen Sohn Oscar regelmäßig auf dem Plattenwaldspielplatz. „Wenn es nicht regnet, sind wir mindestens drei- bis viermal die Woche nach der Arbeit hier“, schmunzelt Topor und erzählt weiter: „Meistens frage ich meine Tochter Karla, wo es hingehen soll, und sie möchte unbedingt hierher kommen. Für sie ist das der schönste Ort in der Stadt. Die vielen Spielgeräte bieten ihr und Oscar einfach unglaublich viele Möglichkeiten.“ Der junge Vater trägt Oscar in der Bauchtrage zum Klettergerüst, an dem Karla fleißig übt. Den Stolz auf seine Kinder spürt man förmlich, und die beiden Kinder freuen sich über die vielen Entfaltungsmöglichkeiten, die sie hier mit ihrem Vater erleben.

Gegenüber auf der Wiese ist die Stimmung besonders heiter: Partymusik klirrt aus den Boxen, und es wird fleißig gekickt. Görkan Kuraf ist mit Familie und Freunden hier. Der junge Backnanger ist gerne im Plattenwald und schätzt trotz der Feierei die Ruhe: „Es tut gut, manchmal aus der Stadt rauszukommen und schnell in der Natur zu sein. Hier am Spielplatz kann man natürlich auch grillen und feiern; wenn man aber seine Ruhe will, braucht man nur ein paar Meter in den Wald zu gehen. Das ist toll.“ Entspannt kickt er mir Emrah Demiri und dessen Neffen Mehmet Avci den Fußball hin und her. Avci ist leidenschaftlicher Fußballer aus Frankfurt, trainiert täglich und freut sich, auch hier bei seinem Onkel spielen zu können. Er zaubert ein bisschen mit dem Ball und zeigt seine Fußballtricks. Kinder kommen angerannt und wollen die Kunststücke selbst versuchen.

All das ist der Plattenwald: Schattenspender für Menschen, Habitat für die Fauna, Ruhequelle, der größte Spielplatz der Stadt – ein großes entspanntes Miteinander.

Leben und leben lassen im Plattenwald

Freunde aus Oppenweiler in der Waldheim-Gaststätte (von links): Werner Reichert, Domenico Arcurio sowie Milan Stanimirovic.

Leben und leben lassen im Plattenwald

Fußballspielen im Plattenwald (von links): Mehmet Avci, Emrah Demiri und Görkan Kuraf.