Lebensräume im Weissacher Tal werden erfahrbar

Aus dem 20 Jahre alten Biotop-Lehrpfad wird jetzt ein Biotop-Erlebnisweg – Neu gestaltete Infotafeln lassen heimische Natur lebendig werden

Lebensräume im Weissacher Tal werden erfahrbar

Rathausmitarbeiterin Sandra Krauß zeigt den Entwurf für die neu gestaltete Infotafel am Standort Streuobstwiese. Foto: J. Fiedler

Von Armin Fechter

WEISSACH IM TAL. Die Gemeinde krempelt ihren über 20 Jahre alten Biotop-Lehrpfad um. Aus der 17 Kilometer langen Rundstrecke, die 1997 angelegt wurde, soll ein Biotop-Erlebnisweg werden. An künftig 18 Stationen – bisher sind es 17 – können Spaziergänger und Wanderer dann abseits der Hauptverkehrsstraße die Besonderheiten der heimischen Flora und Fauna entdecken.

Dem Rundweg soll mit der Umgestaltung der belehrende Charakter genommen werden, erläutert Sandra Krauß, im Weissacher Rathaus für Umwelt und Naturschutz zuständig. Im neuen Konzept setzt man auf eine lockerere Präsentation, die dem Betrachter das Naturerlebnis nahebringen soll.

Das wird schon in den von der Weissacher Werbeagentur Geffken gestalteten Infotafeln deutlich, die in den nächsten Wochen aufgestellt werden: Sie sprechen mit den abgebildeten Pflanzen und Tieren das Auge an, lassen aber gleichzeitig genügend Platz, damit keine wichtige Information verloren geht. Für die entsprechenden Inhalte sorgt die Biologin Nadja Schäfer vom Büro Roosplan, Backnang, das im Bereich Stadt- und Landschaftsplanung tätig ist. Mit der Neugestaltung hofft Sandra Krauß, insbesondere auch jüngere Generationen wieder besser ansprechen zu können.

Nach 20 Jahren ist es Zeit zu sehen, was aus den Biotopen geworden ist

Anlass, den Biotop-Lehrpfad zu überholen, gaben im Grunde die im Rathaus noch vorhandenen alten Flyer. „Stand: März 1999“ ist darauf vermerkt. Das gab Sandra Krauß zu denken. Müsste man nicht 20 Jahre später einmal nachsehen, was aus den Biotopen geworden ist? Ohnedies waren die alten Schilder mit den Erläuterungen teilweise kaputt gemacht oder verunstaltet worden.

Der Mühe, mit Kennerblick die Lage vor Ort anzusehen, unterzog sich Nadja Schäfer. Sie machte sich auf den Weg und klapperte einen Standort nach dem anderen ab. Und es zeigte sich, dass sich so mancher Platz nach dieser Zeit weiterentwickelt hat. Was vor Jahren einmal beschrieben wurde, ist an einigen Stellen so nicht mehr erkennbar. Ein Beispiel ist die Birnbaumreihe an einem Feldweg bei Oberweissach. Da sind einige Bäume altersbedingt ausgefallen, gleichzeitig ist die Wohnbebauung näher herangerückt. Der Lebensraum ist damit nicht mehr der gleiche wie seinerzeit.

Dafür haben sich oftmals neue Lebensräume ergeben – Fundgruben für die Expertin. Das beste Beispiel dafür ist die alte Lehmgrube Blindenreisach. Dort hat sich ein großflächiges Biotop entwickelt, und dort wurde auch bereits ein Holzsteg mit Aussichtsplattform errichtet, um das Gelände Besuchern näherzubringen. Die Fläche, auf der einst Ton abgebaut wurde, sollte nach dem Willen der Bergbaubehörde im Land ursprünglich wieder aufgefüllt werden. Nach einem Biodiversitätscheck hat man sich aber für einen anderen Weg entschieden, den auch das Land Baden-Württemberg unterstützt hat: Das Gebiet wurde im Zuge der Renaturierung in drei Zonen eingeteilt – eine Streuobstwiese auf bereits früher aufgefülltem Grund, einen verbuschten Bereich mit Teichen und Tümpeln sowie – ökologisches Highlight des Projekts – eine acht Meter hohe Wand aus Lösslehm. In dem Steilhang finden Wildbienen und andere Erdbewohner Unterschlupf, die trockenes und sonniges Gelände bevorzugen. Allerdings liegt die Lehmgrube nicht unmittelbar auf der Wegstrecke, sondern es bedarf eines Abstechers, um hinzugelangen.

„Das Weissacher Thema schlechthin“, so Sandra Krauß, sind die Streuobstwiesen. Ihnen ist insbesondere die Station 11 am sogenannten Äpple-Platz gewidmet. Er befindet sich in Verlängerung der von Oberweissach kommenden Wattenweiler Straße am Waldrand, der Wanderweg „’sÄpple“ führt dort vorbei, ein Tisch und Bänke laden zur Rast am Rand der Streuobstwiese ein. Der Blick geht hinüber zu Schloss Ebersberg. Die neue Tafel klärt mit farbigen Illustrationen darüber auf, welche besonderen Pflanzen- und Tierarten in dem Lebensraum anzutreffen sind – von Blindschleiche und Waldeidechse bis Mittelspecht und von Wilder Möhre und Wiesensalbei bis Ziest.

Der Ausgangspunkt des Biotop-Erlebniswegs befindet sich – wie seither auch – am Rathaus in Unterweissach. Ganz in der Nähe gibt es den Bauerngarten am Heimatmuseum. Die weiteren Themen, die im Verlauf des Rundwegs behandelt werden, sind breit gefächert: Löss-Hohlweg, Lehmgrube Blindenreisach, Aue, Hart-Wäldchen, Zwetschgenhecke, Vogelschutzgehölz, Feuchtgebiet, Einzelbäume, Agrarlandschaft, Streuobstwiese, Klingen, Mittelgebirgsbach, Feldgehölz, Hohlwege sowie Streuobstwiese Bruckenhau mit Hochzich- ond Kendleswies und Streuobstlehrgarten. Zu guter Letzt wird noch ein Auwaldstreifen erreicht.

Das Projekt Biotop-Erlebnisweg kostet unterm Strich an die 10000 Euro – eine Summe, die nur dank Sponsorenhilfe aufgebracht werden kann. Namentlich nennt Sandra Krauß die Talbau in Oberweissach als Hauptsponsor.

Der Biotop-Erlebnisweg wird am Freitag, 13.September, offiziell eröffnet – passend zum Tag des Schwäbischen Waldes, der am darauffolgenden Sonntag begangen wird. Zum Erlebnisweg wird noch ein Flyer aufgelegt, der dann im Rathaus zu haben ist oder von der Seite www.weissach-im-tal.de heruntergeladen werden kann.