Sondervermögen

Lehrerpräsident: „Den großen Wurf für die Schulen sehe ich nicht“

Lehrerpräsident Stefan Düll fordert, es müsse zügig in die Schulen investiert werden. Er sieht dabei aber gleich mehrere Probleme.

Lehrerpräsident: „Den großen Wurf für die Schulen sehe ich nicht“

Stefan Düll ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

Von Tobias Peter

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, sieht Chancen für die Schulen durch die neuen Schulden. Er bezweifelt aber, dass das Geld reicht.

Herr Düll, macht Deutschland gerade nur Schulden auf Kosten der jungen Generation – oder profitiert sie zum Beispiel in den Schulen auch davon?

Wer heute in die neunte Klasse geht, profitiert noch vom Geld, das aus dem Sondervermögen in die digitale Ausstattung der Schulen fließt. Von der Sanierung der Schulen, so sie denn hoffentlich geschieht, hat er natürlich selbst vielfach nichts mehr. Das geht nicht so schnell. Aber wer heute zur Schule geht, hat ja später vielleicht auch mal Kinder, denen das zugutekommt.

Rechnen Sie damit, dass der Sanierungsstau in den Schulen mit Hilfe von zusätzlichen Schulden bei Bund und Ländern nun nach und nach weitgehend aufgelöst wird?

Der Investitionsstau in den Schulen beträgt mehr als 67 Milliarden Euro – so haben es Städte und Gemeinden selbst bei der jährlichen Befragung zum KfW-Kommunalpanel berichtet. Es soll jetzt in alles Mögliche investiert werden: in Straßen, Brücken und die Schiene. Das ist richtig. Und die Schulen werden auch immer mitgenannt. Aber den großen Wurf für die Schulen sehe ich nicht. Am Ende ist das Geld begrenzt.

Welche Hindernisse sehen Sie noch?

Jeder weiß, wie schwierig es ist, einen Handwerker für eine kleine Reparatur im Haushalt zu bekommen. Ich war schon bei der Sanierung einer Schule dabei: Auch da muss man selbst große Aufträge schon mal mehrfach ausschreiben, weil sich erst keiner darauf bewirbt. Der Fachkräftemangel ist auch hier ein echtes Problem.

Was ist Ihr wichtigster Wunsch an die Politik?

Gebt möglichst viel Geld direkt an die Kommunen! Nur so kann es funktionieren, dass die Schulen zügig saniert werden. Und: Die Regierungen in den Ländern und auch im Bund dürfen nicht vergessen, dass Gebäude allein noch keine gute Schule ausmachen. Wenn nicht auch in Köpfe investiert wird, also in zusätzliche Sozialarbeiter, qualifizierte Lehrkräfte und Entlastung von unterrichtsfremden Aufgaben, dann nützt das alles nichts. Dann gibt es am Ende bloß viele Schulden – und keine bessere Bildung.