Datenpanne

Lehrerstellen-Debakel sorgt für Fassungslosigkeit

Nach dem Lehrerdebakel zeigt sich: Hinweisen auf Unstimmigkeiten wurde über Jahre nicht nachgegangen.

Lehrerstellen-Debakel sorgt  für Fassungslosigkeit

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte, sie sei selbst über den Datenfehler schockiert.

Von Annika Grah

Der Datenfehler, der in der Kultusverwaltung zum Fund von 1440 unbesetzten Lehrerstellen geführt hat, sorgt auf breiter Front für Fassungslosigkeit. „Die schiere Größe hätte auffallen müssen“, sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats Sebastian Kölsch unserer Zeitung. Dem Landesschülerbeirat waren bereits 2024 auf nicht abgerufene Haushaltsmittel des Kultusministeriums aufgefallen. Die damals gestellte Anfrage sei allerdings nie beantwortet worden. „Das wirft viele Fragen auf“, sagt Joshua Meisel, Vorsitzender des Landesschülerbeirats.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass über Jahre Stellen in der Kultusverwaltung fälschlicherweise als belegt ausgewiesen wurden, die an den Schulen zur Verfügung stehen könnten. Aktuell geht die Verwaltung davon aus, dass 2005 ein Fehler in der Datenübertragung passiert ist. Eine Arbeitsgruppe zusammen mit dem Finanzministerium und dem Rechnungshof soll das Ganze nun aufklären. Das Finanzministerium hatte einem Sprecher zufolge aus den Daten, die ihm vorlagen, bisher nicht auf den Fehler schließen können. 

Allerdings hat es laut Kultusministerium immer wieder Unstimmigkeiten gegeben.  Laut der Landesvorsitzendem des Philologenverbands, Martina Scherer, hat man sich immer schon über die Diskrepanz zwischen offizieller Statistik und Unterdeckung bei der Unterrichtsversorgung gewundert.

Rechnungshof forderte schon 2018 valide Daten

Der Rechnungshof hatte sich 2018 in einem Gutachten mit der Ressourcenplanung an Schulen beschäftigt. Untersucht wurden zwar andere Systeme, aber die Prüfer monierten damals schon, das Ministerium müsse für valide und aufeinander abgestimmte Daten sorgen. „Spätestens da hätte man reagieren können“, sagt Landeselternbeirats, Sebastian Kölsch. Das Kultusministerium geht davon aus, dass die Zahl der nicht besetzten Stellen erst über die Jahre auf 1440 angewachsen ist. Kultusministerin Theresia Schopper (Grüne) sagte dem SWR, sie wisse nicht, ob man die freien Stellen in der Vergangenheit wegen des Bewerbermangels hätte besetzen können.

SPD und FDP fordern Sondersitzung

In der Politik wird der Ruf nach Aufklärung laut. FDP und SPD forderten am Donnerstag eine Sondersitzung des Bildungsausschusses: „Die Ministerin muss sich den vielen ungeklärten Fragen der Abgeordneten stellen und die bisher gewonnenen Erkenntnisse zu dieser beispiellosen Datenpanne offenlegen“, fordert der bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Stefan Fulst-Blei. Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Timm Kern sagte: „Das Vertrauen in eine funktionierende Bildungsverwaltung steht auf dem Spiel.“ Die FDP schließt auch einen Untersuchungsausschuss nicht aus.