Lenis tierisches Abenteuer

Kleine Murrhardterin bei Filmproduktion für Tierschutzorganisation Peta dabei – Das 90-Sekunden-Video ist mit der Filmakademie Ludwigsburg entstanden

„Best Friend: Die Geschichte einer ganz besonderen Freundschaft“ heißt der Film, bei dem Leni Gampper aus Murrhardt die menschliche Hauptrolle spielt. Ihr bester Freund ist Lucky, ein kleines Schwein. Bei der Entstehung des Kurzfilms war einiges anders, als man es vielleicht bei einer klassischen Produktion erwartet. Das hat mit der Botschaft, aber auch mit den Darstellern zu tun.

Lenis tierisches Abenteuer

Eine Szene aus „Best Friend“: Leni, die im Film Mara spielt, liest Lucky eine Gutenachtgeschichte vor. Fotos: Peta/Mackevision/Filmakademie Ludwigsburg

Von Christine Schick

MURRHARDT. „Der Film ist schon auch traurig“, sagt Leni Gampper. Der 90-Sekünder erzählt die Geschichte von Mara, die als Haustier ein kleines Schwein hat und mit ihm so selbstverständlich umgeht wie andere vielleicht mit einem Hund. Lucky bekommt beim Frühstück etwas zum Naschen, abends vorgelesen und schläft mit im Bett. Doch als Mara eines Tages von der Schule kommt, ist Lucky nirgends zu finden. Stattdessen wartet ein paniertes Schnitzel beim Mittagessen auf sie und ihr schwant Böses.

Peta will einerseits die Trennung von Haus- und Nutztieren hinterfragen, andererseits dazu motivieren, auf Fleisch zu verzichten. Auf der Homepage der Tierschutzorganisation findet sich neben „Best Friend“ ein weiter Film, der sich mit der industriellen Schweinefleischproduktion und veganer Ernährung als Alternative beschäftigt.

Für Leni liegen die Dreharbeiten mittlerweile schon länger zurück, sie gingen letztes Jahr über die Bühne. An ihr tierisches Abenteuer kann sie sich aber noch sehr gut erinnern. Der Neunjährigen macht es überhaupt Spaß, Teil einer Geschichte zu sein – in der Schule ist sie in der Musical-AG und hat schon Mogli, den Jungen aus dem Dschungelbuch, gespielt. „Da hatte ich eine schwarze Perücke“, sagt sie.

Und wie sie dann zum Film kam? Seit einem professionellen Fotoshooting, das sie gerne einmal machen wollte, ist sie in der Kartei einer Stuttgarter Modelagentur, und so meldete sich die Filmakademie Baden-Württemberg bei ihr beziehungsweise ihren Eltern. Studenten der Hochschule hatten den Zuschlag bekommen, für die Tierschutzorganisation Peta besagten Film zu drehen, und luden schließlich zum Casting nach Ludwigsburg ein.

„Genommen haben sie dann mich und ein anderes Mädchen“, erzählt Leni. Während die Neunjährige die Hauptrolle im Film spielte, sprang ihre kleine Kollegin ein, wenn auch mal nur ein paar bewegte Bilder mit Füßen oder Armen einzufangen waren. Ihre Mutter erklärt den Hintergrund: „Bei Kindern gibt es strenge Auflagen, sie dürfen nur drei Stunden am Tag drehen“, sagt Doris Gampper. Mal waren es die Eltern, mal die Großeltern, die Leni bei ihrem Filmabenteuer in Ludwigsburg während der Schulferien begleiteten. „Da sieht man auch mal, wie viel das an Arbeit und Aufwand allein für so einen kurzen Film bedeutet. Das komplette Team, Technik, Versorgung. Ich will ja nicht wissen, wie das dann bei einer größeren Produktion aussieht“, sagt Doris Gampper. Auch klar war, dass das Team bei der Versorgung nur vegane Lebensmittel aufgetischt und darauf geachtet hat, dass die Crew auch anziehtechnisch vorbildlich bleibt, sprich kein Leder trägt, ob es nun Kleidungsstücke oder Schuhe sind.

Und wie sahen die Drehbedingungen für den tierischen Hauptdarsteller aus? Es liegt nahe, dass sich der – und mögen Schweine noch so intelligent sein – mit der einen oder anderen Regieanweisung schwergetan hätte. Und so entschied sich das Team von vornhinein dafür, kein echtes Borstentier einzusetzen, sondern die Animationsspezialisten von Mackevision, die schon für visuelle Effekte bei der Serie „Games of Thrones“ einen Emmy bekommen haben, mit ins Boot zu holen. Als Double haben zwei Hunde fungiert. „Zum Beispiel, wenn ich Lucky Essen gegeben habe“, saß an der Stelle ein Vierbeiner, um die Szenerie auch für Leni einfacher und stimmiger zu machen. Ansonsten ist Lucky ein Mitspieler, der am Computer entstanden ist. Die neunjährige Murrhardterin konnte manchmal auch mithelfen – mal hat sie extra viele Bilder gemalt, die Teil der Dekoration wurden, mal die kleinen Matschtapser des Hausschweinchens mittels Kartoffelstempeldruck auf den Boden der Ludwigsburger Villa gesetzt, in der sie drehen konnten.

Leni bekam auch mit, dass Filmproduktionen manchmal viel Geduld bedeuten. Die Szene, in der sie im Bett aufwacht, Lucky sie weckt, brauchte seine Zeit, bis sie im Kasten war. „Da hab ich ganz schön lang im Bett gelegen, musste mich immer wieder anders hindrehen.“ Manches war auch im übertragenen Sinne eine Frage der Zeit. Der Dreh im Park konnte erst im Herbst stattfinden, da der Film aber im Sommer spielt, trat Leni in kurzer Hose auf, wanderte zuvor und danach schnell in eine Wolldecke. Das studentische Team um Regisseurin Nathalie Lamb und Produzent Veith Unger hat sich auch sonst Mühe gegeben, dass es den jungen Protagonisten gut ging, als Filmeltern wirkten sie selbst ganz am Rande mit, erzählt Doris Gampper.

Und wie sieht es mit der Botschaft des Films aus? Sie hat Leni nachdenklich gemacht, Fleisch isst sie aber schon noch. „Ich finde, es kommt auch darauf an, ob man es beim Metzger oder beim Discounter kauft“, sagt die Mutter. Zu bedenken seien auch die Haltungsbedingungen für die Tiere.

In diesem Zusammenhang hat Leni sich auch schon mal mit Freilandhaltung beschäftigt, ihre Rektorin hat nämlich selbst Hühner. Auf der Fahrt zu ihrer Heilbronner Schule haben Mutter und Tochter auch einmal gesehen, wie ein Rind bei einem Metzger angeliefert wurde. „Ich hab ihr schon gesagt, was da dann passiert. Wichtig finde ich, dass man bewusst damit umgeht. Letztlich sollte sie sich ihr eigenes Bild machen“, meint Doris Gampper.

Der Film und Hintergründe finden sich auf der Homepage von Peta unter der Adresse www.peta.de/best-friend.