Habemus Papam: Nach nur 24 Stunden Konklave steigt aus dem Schornstein auf der Sixtinischen Kapelle weißer Rauch auf. Erstmals kommt ein Pontifex aus den USA.
Ein Gruß, ein Lächeln, die ersten Worte: Wann kann die Kirche und die Welt von diesem 267. Papst erwarten?
Von Markus Brauer/dpa
Es gibt einen neuen Papst: Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost wurde nach nur 24 Stunden Konklave in der Sixtinischen Kapelle zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt. Als Pontifex wird er den Namen Leo XIV. tragen.
The first American Pope, Pope Leo XIV, is Robert Prevost from Chicago, and he gets emotional on the balcony of St. Peter's Basilica at the Vatican. He is 69 years old and is viewed as a centrist, but is progressive on some key social issues. Like Pope Francis who championed… pic.twitter.com/SqXqIk0Vdo — Art Candee (@ArtCandee) May 8, 2025
Bislang hat Prevost im Vatikan als Kurienkardinal das wichtige Dikasterium – gewissermaßen das vatikanische Ministerium – für alle Bischöfe weltweit geleitet. Früher war er als Missionar und Bischof in Peru tätig sowie Generalprior des Augustinerordens. Der 69-Jährige gilt als jemand, der zwischen dem konservativen Lager und dem für Reformen offenen Lager in der katholischen Kirche gut vermitteln kann.
Erster Papst aus den USA
Damit kommt zum ersten Mal in 2000 Jahren Kirchengeschichte ein Pontifex aus den Vereinigten Staaten. Die vergangenen zwölf Jahre hatte der argentinische Papst Franziskus – von 2013 bis 2025 – an der Spitze von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken gestanden.
Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg um 18.08 Uhr weißer Rauch auf. Es war das Zeichen, auf das alle gewartet hatten. Die 133 Kardinäle aus aller Welt hatten sich zuvor in der Sixtinischen Kapelle mit Zweidrittelmehrheit geeinigt. Dazu reichten vier Wahlgänge.
Auf dem Petersplatz, wo zu diesem Zeitpunkt mehr als 15.000 Menschen warteten, brach lauter Jubel aus. Dazu läuteten vom Petersdom sämtliche Glocken.
Habemus Papam! We have a Pope! The Cardinals gathered in the Vatican’s Sistine Chapel have elected Cardinal Robert Francis Prevost as the 267th Pope, who took the name Pope Leo XIV. pic.twitter.com/7COawsKvWu — Vatican News (@VaticanNews) May 8, 2025
Papabile -und doch eine große Überraschung
Robert Francis Prevost hatte bereits vor dem Konklave zum Kreis der Favoriten gezählt. Auf den meisten Listen, die veröffentlicht wurden, lag er aber nicht ganz vorn.
Nach seiner Wahl wurde der neue Papst in der Sakristei der Kapelle in die weiße Soutane des Papstes eingekleidet. Alle Kardinäle schworen ihm Gehorsam. Nach einem gemeinsamen Gebet ging es für ihn zur Mittelloggia des Petersdoms.
Dort wurde das „Habemus Papam“ („Wir haben einen (neuen) Papst“) verkündet – und sein Name. Leo XIV. Anders als sein Vorgänger Franziskus trug er bei seinem Auftritt dann auch wie frühere Päpste eine Stola aus Goldbrokat.
Pope Leo XIV greets the world for the first time to grant his Urbi et Orbi blessing. Cardinal Robert Francis Prevost was elected as the 267th Successor of Peter by the 133 Cardinal electors on Thursday, May 8. pic.twitter.com/Xzusx6gLoe — Vatican News (@VaticanNews) May 8, 2025
Papstwahl begann am Mittwoch
Leo XIV. ist der 267. Pontifex in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Vom Balkon aus spendete er dann erstmals auch den Segen „Urbi et Orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“). Der Petersplatz war dann schon mit mehr als 100.000 Menschen gefüllt. Viele Römer und Touristen hatten sich nach der Nachricht vom weißen Rauch in größter Eile auf den Weg zum zentralen Platz des kleinen Kirchenstaats im Herzen der italienischen Hauptstadt gemacht.
Der Nachfolger des am 21. April mit 88 Jahren gestorbenen Papstes Franziskus wurde damit verhältnismäßig schnell gekürt. Die Kardinäle waren erst am Mittwoch (7. Mai) gegen 17.45 Uhr in die Sixtinische Kapelle eingezogen, wo sie dann strikt abgeschottet von der Außenwelt berieten. Sie durften keinerlei Kontakt nach draußen haben, auch in den Pausen und in der Nacht nicht.
I announce to you a great joy; we have a Pope: The Most Eminent and Most Reverend Lord, Lord Robert Francis Cardinal of the Holy Roman Church Prevost who has taken the name Leo XIV. Cardinal Protodeacon Dominique Mamberti announces that the Cardinals have elected Cardinal Robert… pic.twitter.com/u3lDDlk1L4 — Vatican News (@VaticanNews) May 8, 2025
Kardinäle waren sich schnell einig
Damit dauerte seit den 1960er Jahren kein Konklave länger als drei Tage. Es ging sogar noch schneller als 2013 bei der Wahl von Franziskus, der fünf Wahlgänge brauchte. Dabei war das Wahlgremium mit 133 Kardinälen so groß wie noch nie.
Am ersten Abend hatte es mehr als drei Stunden gedauert, bis erstmals schwarzer Rauch in den Abendhimmel über dem Vatikan stieg. Auch am zweiten Tag gab es zur Mittagsstunde noch einmal das Signal: keine Einigung. Doch schon am Abend war es dann so weit.
Habemus Papam! With great joy, we welcome Pope Leo XIV as the new Supreme Pontiff of the Catholic Church. The Knights of Columbus unite in prayer for our Holy Father, asking the Lord to strengthen him as he shepherds the people of God with wisdom, compassion, and… pic.twitter.com/qt01aDQiXz — Knights of Columbus (@KofC) May 8, 2025
Wird Leo XIV. den Kurs von Franziskus fortsetzen?
Damit hat die katholische Kirche nach zwölf Jahren unter Franziskus und zweieinhalb Wochen Sedisvakanz (Zeit des unbesetzten Stuhls) einen neuen Pontifex. Mit Spannung wird erwartet, ob Papst Leo XIV. den vorsichtigen Reformkurs des Argentiniers fortsetzen wird. Von konservativen Kardinälen hatte es zuvor Forderungen gegeben, zu einem traditionelleren Kurs zurückzukehren.
Papst ist laut Glaubenslehre Nachfolger des Apostels Petrus
In Europa verlor die katholische Kirche in den vergangenen Jahren erheblich an Mitgliedern, befördert durch zahlreiche Missbrauchsskandale. Auf anderen Kontinenten nimmt die Zahl der Katholiken stetig zu. Im Vorfeld wurde deshalb viel spekuliert, dass der neue Papst wieder nicht aus Italien kommen könnte. Seit 1978 waren der Pole Johannes Paul II., der deutsche Benedikt XVI. und der Argentinier Franziskus im Amt.
Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.
"Congratulations to Cardinal Robert Francis Prevost, who was just named Pope. It is such an honor to realize that he is the first American Pope. What excitement, and what a Great Honor for our Country. I look forward to meeting Pope Leo XIV. It will be a very meaningful moment!"… pic.twitter.com/q6kNcSOqAT — The White House (@WhiteHouse) May 8, 2025
Am Sonntag Angelus-Gebet
Franziskus hatte mehr als zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche gestanden. Er starb am Ostermontag an den Folgen eines Schlaganfalls im Vatikan, nachdem er am Tag zuvor noch mit seinem Papamobil über den Petersplatz gefahren worden war. Zuvor hatte er mehr als einen Monat mit einer lebensgefährlichen Lungenentzündung in Rom im Gemelli-Krankenhaus gelegen. Nun liegt er in der Kirche Santa Maria Maggiore begraben, seiner Lieblingskirche in Rom.
Erwartet wird, dass der neue Papst Leo XIV. dort bald seinem Vorgänger noch einmal die Reverenz erweisen wird. Ansonsten steht am Sonntag mit dem traditionellen Angelus-Gebet vor Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz ein öffentlicher Auftritt auf dem Programm. Zur Amtseinführung wird es dann vermutlich nächste Woche eine große Messe geben, zu der zahlreiche Staatsgäste erwartet werden.