Leuchtenhersteller Osram steht vor dem Verkauf

dpa München. „Osram - hell wie der lichte Tag“ war früher ein bekannter Werbespruch. Die Gegenwart sieht für den Beleuchtungshersteller eher trüb aus. Das Traditionsunternehmen gerät wahrscheinlich in Kontrolle von US-Finanzinvestoren.

Leuchtenhersteller Osram steht vor dem Verkauf

Osram soll für geschätzte 3,4 Milliarden Euro von Finanzinvestoren übernommen werden. Foto: Matthias Balk

Nach nur sechs Jahren Eigenständigkeit wird Osram, eine der bekanntesten Industriefirmen Deutschlands, voraussichtlich an Finanzinvestoren verkauft.

Der Aufsichtsrat des Münchner Beleuchtungsherstellers Osram wollte am Donnerstagabend über das 3,4 Milliarden Euro schwere Kaufangebot von Bain Capital und Carlyle beraten. Eine Stellungnahme des Unternehmens dazu gab es nicht.

Die beiden US-Investoren wollen mit Hilfe von Krediten sämtliche der knapp 96,86 Millionen Osram-Anteile für einen Preis von 35 Euro je Aktie kaufen - was einem Gesamtpreis von knapp 3,4 Milliarden Euro entsprechen würde. Möglich wird die geplante Übernahme wohl nur, weil Osram inzwischen weniger als halb so viel wert ist wie noch Anfang 2018: Damals kostete eine Aktie noch fast 80 Euro.

Was eine Übernahme für Osram, Chef Olaf Berlien und die weltweit gut 26.000 Mitarbeiter bedeuten würde, lässt sich noch nicht abschätzen. Klar ist das Hauptgeschäft der beiden Finanzinvestoren - die Wertsteigerung für die eigenen Kunden: Carlyle hat seinen Sitz in der US-Bundeshauptstadt Washington und verwaltet 222 Milliarden Dollar Vermögen, die etwa halb so große Bain Capital hat 105 Milliarden Dollar Finanzanlagen in den Büchern stehen und sitzt in Boston.

Ein bei manchen Finanzinvestoren beliebtes Mittel zur Wertsteigerung ist das Filetieren von Unternehmen samt anschließendem Verkauf in Einzelteilen. Die IG Metall will das naturgemäß verhindern: Der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft pochten schon im Februar auf langfristige Zusagen möglicher Investoren, um eine Zerschlagung zu verhindern.

Welche Absichten Carlyle und Bain Capital bei Osram verfolgen, ist unbekannt. Doch ist laut der knappen Osram-Mitteilung vom Mittwochabend eine Investorenvereinbarung in Vorbereitung. Damit könnten die Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten für einen bestimmten Zeitraum geregelt werden.

Das vor dem Ersten Weltkrieg gegründete Unternehmen wird damit voraussichtlich zum zweiten Mal seine Eigenständigkeit verlieren - und zwar in einem Abstand von ziemlich exakt 100 Jahren: 1919 hatte Siemens Osram übernommen und die Zügel bis zum Börsengang 2013 in der Hand behalten.

In den vergangenen sechs Jahren Selbstständigkeit hat Osram sehr schwierige Zeiten durchlaufen. Der technologische Wandel in der Beleuchtungsindustrie hat das Unternehmen hart getroffen. Die Glühbirne, die einst den Werbespruch „Osram - hell wie der lichte Tag“ inspirierte, ist längst Geschichte.

Der größte Teil des Geschäfts mit traditionellen „Leuchtmitteln“ wurde 2016 an einen chinesischen Konzern verkauft. Osram produziert heute hauptsächlich LEDs und Optoelektronik, Hauptabnehmer sind die Auto- und Elektronikindustrie.

Noch Ende 2017 sah die Zukunft rosig aus. Osram eröffnete 2018 ein großes neues Werk in Malaysia und kündigte eine Ausweitung der Produktion an. Doch dann folgte der Einbruch. Die gleichzeitige Schwächephase von Auto- und Smartphone-Herstellern hat Osram schwer in Mitleidenschaft gezogen, denn beide Branchen sind wichtige Kundengruppen.

Unerwartet brachen 2018 die Umsätze ein, auch dieses Jahr sieht es nicht gut aus: Anfang Mai gab Osram eine Gewinnwarnung heraus und senkte die Prognose für 2019. Der Umsatz könnte demnach um 11 bis 14 Prozent schrumpfen. Zuvor hatten Vorstandschef Olaf Berlien und seine Kollegen noch auf ein Plus von bis zu 3 Prozent gehofft.

Das Kaufangebot der Finanzinvestoren jedenfalls beflügelte bei Anlegern die Hoffnungen auf Mitnahmegewinne. Von Mittwoch- bis Donnerstagnachmittag legte die Osram-Aktie an der Frankfurter Börse um fast vier Euro von gut 29 auf knapp 33 Euro zu, ein Anstieg von mehr als zehn Prozent.

Zwischenzeitlich hatten die Papiere des Münchner Beleuchtungsherstellers sogar noch deutlich höher notiert. Der angebotene Kaufpreis von 35 Euro je Aktie würde für die Aktionäre dementsprechend einen deutlichen Aufschlag bedeuten.