Lieber gehen als marschieren: Wandervereinigung wird 50

dpa Albstadt. Grenzen überschreiten: Das war das Ziel von Wanderern unterschiedlicher Herkunft nach dem Zweiten Weltkrieg. Vor 50 Jahren gründeten sie auf der Schwäbischen Alb die Europäische Wandervereinigung.

Lieber gehen als marschieren: Wandervereinigung wird 50

Zwei Personen laufen mit Wanderschuhen, Wanderstöcken und kurzer Hose auf einem Wanderweg. Foto: Patrick Seeger/dpa/Archivbild

Ein Schauplatz der europäischen Idee liegt rund 960 Meter über dem Meeresspiegel auf der Schwäbischen Alb. In einem Wanderheim hatte eine länderübergreifende Organisation vor 50 Jahren ihre Geburtsstunde: Vertreter von sieben Nationen gründeten im Nägelehaus auf dem Raichberg bei Albstadt (Zollernalbkreis) im Oktober 1969 die Europäische Wandervereinigung (EWV).

Initiator war Georg Fahrbach, Stuttgarter Bankdirektor und damals Vorsitzender des Schwäbischen Albvereins. Sein Anliegen war, im Zweiten Weltkrieg erstandene Gräben zu überwinden und Grenzen zu überschreiten - ganz buchstäblich und gerade auch in der Freizeit. „Es ist besser, miteinander zu wandern, als gegeneinander zu marschieren“, lautete Fahrbachs Motto.

Fernwanderungen mit grenzenloser Freiheit waren in der Nachkriegszeit nicht möglich. Deutschland war Besatzungszone, eine spontane Tour ins Nachbarland nicht erlaubt. Schon 1952 legten Franzosen, Schweizer und Deutsche eine erste Grundlage für eine europäische Annäherung auch zu Fuß. Zwischen Alpen, Schwarzwald und Vogesen schufen sie den Dreiländerweg „Rund um Basel“. Auf diesem ersten internationalen Wanderweg durften Wanderer zu Fuß die Grenze überschreiten.

In den Jahrzehnten nach ihrer Gründung organisierte die EWV beispielsweise internationale Jugendbegegnungen oder Hilfe beim Ausbau alpiner Wanderwege. Heute gehören dem Dachverband rund 5 Millionen Mitglieder aus 63 Vereinen in 33 Nationen an. Neben der Entwicklung des Wander- und Bergsports will die EWV auch das Bewusstsein für Landschaftsschutz und das kulturelle Erbe Europas stärken.

Von Freitag an (18.10.) treffen sich Delegierte der Mitgliedsverbände zur Jahrestagung in Bad Urach (Kreis Reutlingen). Der Gründungsort auf der Alb ist am Sonntag (20.10.) auch Austragungsort der Jubiläumsfeier. Im Festzelt beim Nägelehaus wird unter anderem Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) erwartet.