Lobreden und Kränze für Manfred Rommel

Vertreter von Stuttgarts CDU gedenken des Altoberbürgermeisters an seinem Grab – Thomas Strobl würdigt ihn im Innenministerium

Von Georg Linsenmann

Ehrungen - Ein CDU-Trio geht ans Grab des Altoberbürgermeisters. Thomas Strobl würdigt ihn im Ministerium.

Stuttgart Er sei ja ein Christkindle gewesen, sagt Lieselotte Rommel am Grab ihres vor fünf Jahren verstorbenen Mannes, und deshalb sei an Heiligabend ihr Haus in Sillenbuch schon vom frühen Morgen an immer sehr voll gewesen: „Vor allem Männer sind gekommen, und die hat er ausgeschimpft, dass sie nur zum Gratulieren kommen würden, weil sie sich so davor drücken könnten, ihren Frauen zu Hause bei den letzten Weihnachtsvorbereitungen behilflich zu sein“, sagt Rommels Witwe amüsiert, als sie an diesem Heiligabend auf dem Ostfilderfriedhof in Sillenbuch steht. Das sei natürlich „im Scherz geschehen, und auch jetzt würde ihm bestimmt etwas Witziges einfallen“.

Dann aber wird auch Liselotte Rommel sehr ernst im Gedenken an ihren Mann und an Stuttgarts langjähriges Stadtoberhaupt, das an diesem Tag 90 Jahre alt geworden wäre. Vom CDU-Kreisverband Stuttgart ist der Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann gekommen, außerdem seine Bundestagskollegin Karin Maag sowie Roland Schmid, die beiden Stellvertreter, und Pressesprecherin Susanne Wetterich.

Ist die kleine Abordnung womöglich Ausdruck einer noch immer nicht völlig geklärten Erinnerungspolitik der Stuttgarter CDU bezüglich ihres einstigen Parteifreundes? Schließlich hatten die Christdemokraten wenig Interesse bewiesen, neben dem Flughafen noch eine Straße oder einen Platz nach Rommel zu benennen. Kaufmann jedoch verneint die Frage. Natürlich habe man per Rundmail eingeladen: „Aber Heiligabend ist ein schwieriger Termin.“ Das verstehe er.

Kurz streift er die Thematik in seiner Ansprache, als er feststellt, dass „die Stadt inzwischen einen Weg zur Würdigung von Manfred Rommel gefunden“ habe, und zwar „nicht zuletzt dank der Initiative von Klaus Lang“. Lang, einst Finanzbürgermeister und Rommels Stellvertreter, hatte sich gegen innerparteilichen Widerstand für eine Würdigung eingesetzt. Mit Erfolg: Ein Platz am künftigen Hauptbahnhof wird nach Manfred Rommel benannt sein. Klaus Lang steht ebenso am Grab wie sein Mitkombattant Roland Sauer und Familienmitglieder.

Kaufmann würdigt „einen großen Stuttgarter“: „Denn Manfred Rommel hat diese Stadt über zwei Dekaden geprägt wie kaum ein anderer.“ Er habe dabei „große Fußstapfen“ hinterlassen. Im Vergleich dazu regierten „dieser Tage Stillstand und Kleingeist die Stadt“. Besonders verweist Kaufmann auf „Rommels liberalen Geist, der bis heute in dieser Stadt wirkt“. Im Übrigen habe der Alt-OB „schon in den 1990er Jahren ein Einwanderungsgesetz gefordert. Toleranz war ihm nicht zuletzt angesichts der Erfahrungen aus dem Dritten Reich stets ein zentrales Anliegen.“ Das gelte auch „für die Verteidigung der Demokratie und für die Europäische Einheit“. Ausgezeichnet hätten Rommel zudem „Herzenswärme, scharfer Verstand und ein legendärer Humor“, wobei „Charme und Durchsetzungskraft Hand in Hand gingen“, so Kaufmann.

Ähnlich hatte bereits am Freitag zuvor Innenminister Thomas Strobl bei einer Feierstunde im Ministerium den Alt-OB gewürdigt: „Rommel hat Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt geprägt wie wenig andere. Er war seinen Mitmenschen zugewandt und hat sich auch deshalb für das Miteinander der Kulturen eingesetzt.“ Stuttgart habe sich unter Rommels Ägide als weltoffene und kulturell vielfältige Stadt einen Namen gemacht. „Für ihn war nie die Frage entscheidend, wo kommst du her? Ihn hat immer nur die Frage interessiert: Wo wollen wir gemeinsam hin?“

Am Grab lässt die CDU dann am Morgen des Heiligabends ein Gebinde aus orangefarbenen Gerbera platzieren, das so beeindruckend groß ist wie das Gebinde, das von der Landeshauptstadt kam. Lieselotte Rommel findet das alles „sehr schön“: „Es hätte ihm bestimmt gefallen. Er hatte ja schon gewollt, dass Menschen mit Blumen an sein Grab kommen.“

Strobl würdigt Rommels Wirken

für eine weltoffene Stadt