84 Prozent haben sich gegen eine Art „Vietnam-Lotterie“ beim Militärdienst ausgesprochen. Auch die Union rückt nun wohl vom Losverfahren ab, aber was will die Kanzlerpartei genau?
Von mic/AFP
Nach dem Vorstoß von Generalinspekteur Carsten Breuer für eine allgemeine Musterung rückt auch der Vorsitzende des Bundestagsverteidigungsausschusses und CDU-Wehrexperte Thomas Röwekamp von dem in der Koalition angedachten Losverfahren ab.
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"Ich teile die Einschätzung des Generalinspekteurs: Eine einheitliche Musterung aller jungen Männer ist ein notwendiger Schritt, um im Krisenfall schnell und zielgerichtet handeln zu können", sagte Röwekamp der "Augsburger Allgemeinen" vom Dienstag.
„Lieber Musterung als Losverfahren“
"Angesichts der verschärften Sicherheitslage in Europa müssen wir sicherstellen, dass die Bundeswehr über verlässliche Daten und Strukturen verfügt", sagte Röwekamp. "Eine allgemeine Musterung ist daher nicht nur sinnvoll, sondern sicherheitspolitisch geboten."
CDU/CSU immer noch für allgemeine Wehrpflicht?
"Neben der reinen Erfassung müssen wir jedoch auch den personellen Aufwuchs in der aktiven Truppe von derzeit 180.000 auf 260.000 Soldaten sicherstellen – und dazu erforderlichenfalls auch auf die Wehrpflicht zurückgreifen können", fuhr Röwekamp fort.
Generalinspekteur gegen Losverfahren
In der Debatte über den neuen Wehrdienst hatte sich der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, zuletzt entschieden gegen ein Losverfahren bei der Musterung ausgesprochen. "Aus militärischer Sicht ist es entscheidend, dass jeweils der gesamte Jahrgang gemustert wird", sagte Breuer.
Auch hatten sich in einer repräsentativen Umfrage 84 Prozent der befragten Deutschen gegen das Losverfahren ausgesprochen. Davon muss nun offenbar auch die Union Notiz nehmen, obwohl auch SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius im Gegensatz zur öffentlichen Meinung durchaus Offenheit für eine Kriegsdienst-Lotterie signalisiert hatte.
Jüngste Erhebungen hatten zudem ergeben, dass der Personalbedarf der Bundeswehr wohl relativ gut durch Freiwillige gedeckt werden kann, zumal auch die Bezahlung erhöht wird.