Ausgeplanscht: Badesee nach Massenansturm gesperrt

dpa/lsw Obersulm. Scharenweise strömen die Menschen derzeit in die Natur und an die Badeseen - und ignorieren die Corona-Regeln. Erste Kommunen ziehen Konsequenzen.

Ausgeplanscht: Badesee nach Massenansturm gesperrt

Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen), Minister für Soziales und Integration von Baden-Württemberg. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Archivbild

Bei schönstem Sommerwetter kamen zuletzt Tausende Erfrischungssuchende an die Badeseen im Land - von Abstand und Masken konnte da oft keine Rede mehr sein. Allein am Breitenauer See im Kreis Heilbronn tummelten sich am vergangenen Wochenende nach Polizeiangaben etwa 10 000 Menschen. Viele Badegäste hielten sich nicht an die Vorgaben der Corona-Verordnung des Landes. Vor allem im Badebereich und in den Warteschlagen vor den Toiletten, dem Kiosk, und dem Bootsverleih seien die Regeln missachtet worden. Die umliegenden Gemeinden ziehen nun Konsequenzen: Der See wird vorerst dicht gemacht. Nicht überall erwägt man solch drastische Schritte.

Am Breitenauer See sind von Freitag an Bade- und Wassersport bis auf Weiteres verboten und die Liegewiesen gesperrt, wie die Gemeinden Löwenstein und Obersulm sowie die Polizei am Mittwoch mitteilten. Außerdem werden alle Parkplätze am See geschlossen. Bei einem erneuten massenhaften Andrang von Menschen könnten Abstandsregeln und Maskenpflicht nicht kontrolliert werden, hieß es zur Begründung. Zudem sei es nicht möglich, die Besucherzahl mit Zugangskontrollen zu regulieren.

Sozialminister Manne Lucha (Grüne) zeigte Verständnis für die Entscheidung. „Ich hatte gehofft, dass die Menschen aus der Erkenntnis der vergangenen Wochen und Monate heraus Disziplin und Eigenverantwortung walten lassen bei ihren Freizeitaktivitäten“, sagte er. „Die Realität holt uns leider ein Stück weit ein.“

Schafften es die Menschen nicht, einfache Regeln zu Abständen, Masken und Hygiene zu beachten, riskierten sie nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch zurückeroberte Freiheiten. „Dann wird es leider so kommen, dass wir dort, wo Disziplin, Umsicht und Eigenverantwortung offensichtlich nicht wirken, klare ordnungsrechtliche Vorgaben machen müssen“, sagte Lucha.

Wasserratten haben in diesem Sommer weniger Alternativen. Aufgrund der Corona-Pandemie bleiben viele Freibäder geschlossen - oder sie lassen nur eine eingeschränkte Zahl von Besuchern ins Becken. So war es auch am Aileswasensee bei Neckartailfingen (Kreis Esslingen) am vergangenen Wochenende sehr voll - und es gab massive Verkehrsbehinderungen. Wie ein Polizeisprecher sagte, kann bei Überfüllung mit mehreren Tausend Menschen aber schwerlich das ganze Gelände geräumt werden.

Auch im großen Ufergebiet an den Konstanzer Badebuchten am Bodensee werden auf den Liegeflächen und im Wasser Abstände häufig nicht eingehalten. Sperrungen ganzer Badebereiche seien aber bisher nicht vorgesehen, sagte ein Polizeisprecher aus Konstanz. „Wir versuchen, mit den Leuten zu reden und sie auf den Abstand hinzuweisen.“

Die Wasserrettungsorganisation DLRG zeigte sich angesichts der geschlossenen Schwimmbäder noch wegen eines anderes Themas besorgt: Nur als geübter Schwimmer solle man im See jenseits der Hüfttiefe schwimmen, hieß es zuletzt in einer Mitteilung. Und auch dann sei man nicht vor einem Unfall gefeit. Ein fünfjähriger Junge ging am Aileswasensee im Wasser unter und musste wiederbelebt werden.

Laut Armin Flohr, Präsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Württemberg (DLRG), bergen Sperrungen von Badeseen allerdings die Gefahr, dass die Menschen zum Schwimmen an Fließgewässer ausweichen - wo es keine Badeaufsicht gibt.

Die Bergwacht spricht indes trotz eines Ansturms von Touristen und Einheimischen auf die Wanderwege im Schwarzwald von einer normalen Einsatzlage. Die Parkplätze seien voll. Für das Wochenende sei man wie immer vorbereitet, sagte eine Sprecherin. Probleme könne es geben, wenn Wanderer Strecken unterschätzen - etwa in der Wutachschlucht, die zum Teil alpinen Charakter habe.

Ausgeplanscht: Badesee nach Massenansturm gesperrt

Besucher baden im Breitenauer See. Foto: Sebastian Gollnow/dpa