Lukas Gläser sucht das Gespräch mit den Bürgern

Aspacher Unternehmen stellt die Pläne für die Erweiterung des Steinbruchs bei Zwingelhausen in zwei Infoveranstaltungen vor

Lukas Gläser sucht das Gespräch mit den Bürgern

Der Steinbruch der Firma Lukas Gläser soll erweitert werden und die Abbaufläche noch näher an die Wohnbebauung heranrücken. Archivfoto: F. Muhl

Von Matthias Nothstein

BACKNANG/ASPACH. Heute schon sind die Beeinträchtigungen der Nachbarn des Steinbruchs der Aspacher Firma Lukas Gläser bei Zwingelhausen groß: Dreck, Staub, Lärm und Erschütterungen bei jeder neuen Sprengung. Und nun soll der Steinbruch erweitert und die Abbaufläche noch näher an die Wohnbebauung heranrücken. Kein Wunder, dass sich Unmut breitmacht in der betroffenen Bevölkerung. Und so ist es auch logisch, dass dieser Tage zwei Informationsveranstaltungen der Firma Lukas Gläser auf große Resonanz gestoßen sind. In der Werkstatthalle im Steinbruch versammelten sich jeweils mehr als 100 interessierte Bürger, in erster Linie aus dem Kirchberger Teilort Zwingelhausen und den Backnanger Stadtteilen Unter- und Mittelschöntal. Das Unternehmen stellte dabei seine Erweiterungspläne vor und versuchte, mit den Bürgern in einen Dialog zu treten, um so Lösungen für aktuelle und künftige Probleme zu suchen.

Geplant sind gleich zwei Projekte. Zum einen möchte Gläser ein neues und modernes Schotterwerk bauen und die innerbetriebliche Verkehrsführung überarbeiten. Zum anderen soll die Abbruchfläche um 5,5 Hektar erweitert werden. Gläser-Geschäftsführer Gerald Henkel erklärte, dass die anvisierte Abbaufläche für neun bis 15 Jahre reichen wird. Es handelt sich dabei um die Fläche, die heute schon eingezäunt ist. Axel Dörr vom gleichnamigen Planungsbüro aus Leinfelden-Echterdingen erklärte das komplexe Genehmigungsverfahren, das bei einer Steinbrucherweiterung notwendig ist. Grundsätzlich sei es möglich, bei der Erweiterung auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichten zu können. Im Fall von Lukas Gläser spricht Dörr gar von einer großen Wahrscheinlichkeit. Trotzdem lasse Gläser freiwillig alle Auswirkungen auf Flora, Fauna, Artenschutz, Fläche, Boden, Klima und Wasser untersuchen. So geht es darum, welche Immissionswerte auf den Gebieten Schall, Staub und Erschütterungen eingehalten werden müssen. Demnächst bittet Dörr bei der Genehmigungsbehörde, dem Landratsamt Rems-Murr, um einen Scoping-Termin. Bei einem solchen wird festgelegt, was untersucht werden soll. Er hofft, dass er noch vor den Sommerferien mit den Experten zusammenkommt. Dann erstellt er einen Antragsentwurf, der laut Plan bis Ende des Jahres beim Landratsamt eingereicht werden könnte.

Andreas Zink, Teilortsanwalt aus Mittelschöntal, sagte, etliche Nachbarn hätten die aktuell geplante Erweiterung bereits akzeptiert, „diese Kröte haben wir schon geschluckt“. Ihm ist es jedoch wichtig, dass dann der Flächenhunger des Steinbruchs gestillt sei, zumal die Abbruchkante dann den höchsten Punkt des Hangs überschreiten würde. Wenn die Bagger aber über den Kamm kämen, würde die Lärm- und Staubbelastung erst so richtig losgehen.

Aber genau dazu wird es wohl kommen. Henkel hatte eingangs bereits erklärt, dass sein Unternehmen, um ein neues Schotterwerk wirtschaftlich betreiben zu können, auch neue Flächen zum Abbau erwerben müsse. So gebe es jenseits der Fläche, für die Gläser jetzt die Abbaugenehmigung beantragen möchte, eine weitere Vorragfläche für die Rohstoffsicherung. Sie würde noch deutlich weiter an die Bebauung heranreichen, „aber hierfür ist ein weiteres Genehmigungsverfahren notwendig“. Die Fläche ist im Regionalplan als Rohstoffsicherungsfläche ausgewiesen. Die Chancen, dass Gläser sich auch hierhin erweitert, sind groß. Dörr: „Gläser ist ein standortgebundenes Unternehmen, das Rohstoff abbaut und nicht umziehen kann. Wenn die bisherige Abbaufläche erschöpft ist und alle Voraussetzungen vorliegen, dann hat das Landratsamt zu genehmigen.“ Mehr noch: Auch dann ist noch kein Ende in Sicht. Denn der Regionalplan wird alle 15 Jahre fortgeschrieben. Das heißt, dass das Vorranggebiet noch viel, viel näher an die Bebauung heranrücken könnte.

Da in der Thematik viel Sprengstoff steckt, hatte Gläser die Moderation des Infoabends in die Hand eines Profis gelegt. Und so versuchte Piet Sellke, seines Zeichens zertifizierter Mediator des Unternehmens Adribo, in der angespannten Stimmung dafür zu sorgen, dass es immer sachlich zuging. Die Besucher wurden in vier Gruppen aufgeteilt und konnten dort ihre Fragen stellen. Diese wurden von Adribo-Mitarbeitern aufgeschrieben und werden bis Mitte Juni schriftlich auf der Homepage www.dialog-lukasglaeser.de beantwortet. Wobei Sellke einräumte: „Nicht auf jede Frage gibt es eine Antwort.“ In den Gruppen war laut Sellke ganz bewusst kein Mitarbeiter von Gläser vertreten, insofern konnte auch niemand bei Fragen spontan Stellung beziehen.

Während die Steinbrucherweiterung für Ärger sorgt, könnte der Umbau des Schotterwerks Entlastung bringen. So ist das alte Werk derzeit 35 Meter hoch. Das neue würde hingegen hinter einer 20 Meter hohen Abbaukante nur noch 15 Meter über das Geländeprofil hinausragen und wäre von Zwingelhausen nicht mehr zu sehen. Es käme zu einer Staub- und Lärmminderung. Zudem soll die Sprengtechnik geändert werden. Dank neuester, elektronischer Zündung kann sich Henkel vorstellen, dass nur noch die Hälfte der Sprengungen notwendig ist. Und die sollen auch noch weniger spürbar sein.