Maas will Zuwanderung aus dem Kosovo fördern

20 Jahre nach dem Krieg: Immer mehr Kosovaren stellen Antrag auf Deutschland-Visum

Von Franz Feyderund Christoph Reisinger

ln der Pflege sollen Tausende neue Stellen in Deutschland besetzt werden. Doch wie lassen sich Interessenten anlocken? Außenminister Maas setzt auf schnelle Visa-Erteilungen für Kosovaren.

Pristina/Berlin Die Zahl der im Kosovo gestellten Visa-Anträge für Deutschland ist seit 2014 kontinuierlich von 4586 auf 16 216 jährlich gestiegen. Das zeigen aktuelle Zahlen des Auswärtigen Amtes, die unserer Zeitung vorliegen. Demnach haben in den vergangenen fünf Jahren 55 156 Kosovaren bei der deutschen Botschaft in der Hauptstadt Pristina ein Visum beantragt, um in Deutschland dauerhaft leben und arbeiten zu können.

Im selben Zeitraum stieg auch die Zahl der beantragten Visa für den Schengenraum, die mit 32 559 im vergangenen Jahr ihren Höchststand erreichte. Insgesamt wurden in den letzten fünf Jahren 149 298 Anträge in diplomatischen Vertretungen der EU eingereicht. Das sind 8,3 Prozent der 1,8 Millionen Einwohner des Kosovo.

Die Bundesregierung will Zuwanderung von dort fördern. Bundesaußenminister Heiko Maas sagte unserer Zeitung: „Wir brauchen in Deutschland Zuwanderung, um etwa im Pflegebereich Stellen zu besetzen. Daraus können sich viele Perspektiven für Menschen im Kosovo ergeben. Wir schaffen derzeit Voraussetzungen, den Zugang für kosovarische Fachkräfte zu erleichtern, durch personelle Aufstockung sowie durch Digitalisierung und Vereinfachung des Visa-Verfahrens.“

Die deutsche Botschaft in Pristina gehört, gemessen an den Visaanträgen für Deutschland, zu den größten deutschen Visastellen weltweit. Nur in den Botschaften im libanesischen Beirut, der türkischen Metropole Istanbul und Bosniens Hauptstadt Sarajevo werden mehr Visa beantragt als in Pristina. Die kleine deutsche Botschaft, 500 Meter vom Stadtzentrum entfernt, konnte wegen personeller und räumlicher Grenzen 2018 weniger Anträge bearbeiten als noch 2017.