Macron will schnelle Normalisierung nach Corona-Krise

dpa Paris. Frankreichs Staatschef hat es eilig: Angesichts eines Wirtschaftseinbruchs soll sein Land rasch wieder in Gang kommen. Symbolträchtig dürfen in Paris Lokale früher öffnen als erwartet.

Macron will schnelle Normalisierung nach Corona-Krise

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich in einer Fernsehansprache an das Land gewandt. Foto: Ludovic Marin/POOL AFP/dpa

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron drückt beim Lockern der coronabedingten Beschränkungen aufs Tempo. So könnten Restaurants und Cafés im Großraum Paris schon ab morgen wieder komplett öffnen, kündigte der 42-Jährige bei einer Fernsehansprache an.

Da die Hauptstadtregion besonders von der Covid-19-Pandemie betroffen ist, darf bisher nur auf Außenterrassen von Lokalen gegessen und getrunken werden. Bisher wurde mit einer Normalisierung in der Gastronomie frühestens zum 22. Juni gerechnet.

„Von morgen an können wir das Kapitel der ersten Phase der Krise schließen, die wir durchmachen“, sagte der Staatschef. Er rief gleichzeitig seine Landsleute zur Einheit auf, um den Wiederaufbau im Land zu meistern.

Seine Ansprache war die vierte seit Beginn der schweren Gesundheitskrise Mitte März. Frankreich ist mit über 29.000 Toten besonders stark von der Pandemie betroffen. Laut Industriestaatenorganisation OECD könnte die Wirtschaft 2020 im schlimmsten Fall um über 14 Prozent schrumpfen.

Viele Schulen sollten vom 22. Juni an wieder für alle Schüler öffnen, sagte Macron. In Frankreich beginnen in der Regel allerdings Anfang Juli die Sommerferien. Steuererhöhungen solle es nicht geben, um die Milliardenkosten der Krise zu bewältigen, sagte der Staatschef. Insgesamt kämpfe der Staat mit rund 500 Milliarden Euro gegen die Krise.

Vor dem Hintergrund von Protesten sagte Macron, man werde unerbittlich sein bei Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierungen. Gleichzeitig stellte sich der einstige Senkrechtstarter hinter die Sicherheitskräfte. In der internationalen Debatte um Kolonial- und Sklavereigeschichte sagte Macron: „Die Republik wird keine Spur und keinen Namen ihrer Geschichte löschen.“

Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA hatten auch in Frankreich viele Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert. Erst am Samstag waren Tausende in Paris auf die Straße gegangen. Aufgerufen zu dem Protest in der Hauptstadt hatte die Schwester des 2016 bei einer Festnahme gestorbenen Adama Traoré. Sie verglich den Fall ihres Bruders mit dem gewaltsamen Tod Floyds in den USA.

Macron wies darauf hin, dass von diesem Montag an Reisen in europäische Länder wieder möglich seien. Von 1. Juli an könnten Menschen in außereuropäische Länder reisen, in denen die Pandemie unter Kontrolle sei. Erneut lobte der mächtigste Franzose den gemeinsam mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorgelegten Plan für ein EU-Wiederaufbaupaket von 500 Milliarden Euro.