Magier plant gegen Influencer vor Gericht zu ziehen

Sergey Stupaklov kämpft um seine Existenz und will nach Vorwürfen gegen seine Tauben-Show beim Weltweihnachtscircus klagen.

Von Uwe Bogen

STuttgart - Der ukrainische Magier Sergey Stupakov, der im Weltweihnachtscircus in Stuttgart mit einer Tauben-Nummer aufgetreten ist, will rechtlich gegen den Influencer Malte Zierden vorgehen. Dies kündigt er im Gespräch mit unserer Redaktion an. Der Hamburger Aktivist Zierden mit 1,1 Millionen Followern bei Instagram hatte im Netz behauptet, der Zauberkünstler quäle seine Tiere in der Show. Das Instagram-Video löste eine Protestwelle aus. Nach Angaben des Veterinäramts der Stadt Stuttgart treffen diese Vorwürfe jedoch nicht zu.

„Für mich ist eine ganz schlimme Situation entstanden“, sagt Stupakov, „nach reiflicher Überlegung und in aller Ruhe habe ich mich zur Klage entschieden.“ Dies falle ihm nicht leicht, weil er noch nie ein Gericht angerufen habe und sich damit überhaupt nicht auskenne. Doch jetzt bleibe ihm keine andere Wahl, weil er seinen Ruf wiederherstellen und seine Familie ernähren müsse.

Die Anschuldigungen hatten für den Künstler gravierende Folgen. Seit der Veröffentlichung des Videos sieht sich Stupakov massiven Anfeindungen ausgesetzt. Nach Angaben seines Umfelds erhielt der Familienvater Morddrohungen, wird im Netz beschimpft und bedroht. Er fürchtet nun um seine berufliche Zukunft in Deutschland.

„Er hat große Angst, künftig keine Engagements mehr zu bekommen, weil bei Auftritten immer wieder Aktivisten auftauchen könnten, die ihm das Leben zur Hölle machen“, heißt es aus Zirkuskreisen. Der Weltweihnachtscircus stellt sich hinter seinen Künstler. Zirkusdirektor Dalien Cohen erklärte, man werde Stupakov bei der geplanten Klage „selbstverständlich in jeder Form“ unterstützen. Konkret habe man dem Magier zwei Anwälte vermittelt. Zugleich betont Cohen, man wolle aber dem Influencer keine zusätzliche öffentliche Bühne geben. Ein zentraler Vorwurf lautet, Malte Zierden habe sich vor Veröffentlichung seines Videos nicht informiert, wie die Tauben-Tricks technisch und tierschutzgerecht umgesetzt werden. Er habe nicht in Stuttgart recherchiert und auch nicht den Magier befragt. Stattdessen seien falsche Erklärungen ungeprüft verbreitet worden. Nachdem die Vorwürfe im Netz hohe Wellen geschlagen hatten, gingen beim Zirkus und beim Magier unzählige Mails ein – darunter viele, die ein juristisches Vorgehen ausdrücklich fordern.

Auch die Stadt Stuttgart widerspricht den Anschuldigungen des Influencers. Nach Angaben der Verwaltung entspreche das Video Zierdens nicht der Wahrheit und sei möglicherweise manipuliert. Die Amtstierärzte hätten den beanstandeten Sachverhalt geprüft. Es liege kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor, so ihr Schluss.

Dennoch bleibt für Stupakov ein bitterer Beigeschmack. Kritiker sehen die Gefahr, dass der Magier trotz entlastender Prüfungen künftig bei weiteren Gastspielen ungeschützt ähnlichen Angriffen ausgesetzt sein könnte – während der Influencer seine Vorwürfe weiter aufrechterhalte. Ein Zirkusbesucher schreibt dazu: „Durch den Verzicht auf eine Klage gibt man auch für die Zukunft Leute im Internet ‚zum Abschuss frei‘ und ermutigt potenzielle Täter. Wenn in einem solchen, wohl offensichtlichen Fall nichts geschieht – wann dann?“

Aus Sicherheitsgründen wurde die Tauben-Nummer aus dem Programm genommen. Aktuell dauert der Weltweihnachtscircus inklusive Pause etwa drei Stunden und 15 Minuten – „je nachdem, wie lange der Applaus ist“, sagt Cohen. Der Zuspruch des Publikums ist ungebrochen: Die meisten Vorstellungen sind ausverkauft. Karten gibt es noch für die 10.30-Uhr-Auftritte sowie für beide Shows am 1. Januar. Gespielt wird bis 6. Januar. Nach Angaben des Zirkus wurden trotz der Kontroverse weder weniger Karten verkauft noch Tickets zurückgegeben. Man spüre eine Welle der Solidarität.

Unsere Redaktion hat Malte Zierden um eine Stellungnahme zur angekündigten Klage gebeten. Eine Antwort ist bisher ausgeblieben.