Mahnung zum Frieden

Auf vielen Friedhöfen wird am Volkstrauertag der Kriegsopfer gedacht – Aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen

„Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.“ Mit diesem Zitat des Philosophen Wilhelm von Humboldt unterstrich Backnangs Erster Bürgermeister Siegfried Janocha die Notwendigkeit, sich auch heute noch an die Opfer vergangener Kriege zu erinnern. Auf dem Stadtfriedhof und an vielen anderen Orten in der Region fanden Gedenkfeiern zum Volkstrauertag statt.

Mahnung zum Frieden

Fünf Kränze werden am Mahnmal auf dem Backnanger Stadtfriedhof niedergelegt, unter anderem von Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha (links) und Roland Idler vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge (rechts). Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Neben Siegfried Janocha legten bei der Feierstunde auf dem Backnanger Stadtfriedhof auch Vertreter des Roten Kreuzes, des Sozialverbands VdK, des Volksbunds für Kriegsgräberfürsorge und vom Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr Kränze nieder. Das Städtische Blasorchester intonierte dazu „Ich hatt einen Kameraden“. An der Gedenkfeier nahmen etwa 100 Menschen teil. Auch die Liedertafel Backnang leistete einen musikalischen Beitrag, Andrej Sidorow, Stabsfeldwebel der Reserve, sprach die Gedenkworte.

2018 jähren sich der Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs zum 400. und das Ende des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal. Siegfried Janocha erinnerte in seiner Gedenkrede an das unermessliche Leid, das diese beiden Kriege – wie später auch der Zweite Weltkrieg – ausgelöst haben. Die Erinnerung daran müsse man wach halten und versuchen, die Lehren daraus zu ziehen, forderte der Erste Bürgermeister: „Damit unsere Zukunft friedvoll bleibt, dürfen wir nie aufhören, über unsere Vergangenheit nachzudenken und darüber zu reden.“

Der Volkstrauertag sei deshalb nicht nur ein Tag des Rückblicks, sondern entwickle sich mehr und mehr zu einem Tag, „der allen Opfern politischer Gewalt gewidmet ist“, erklärte Siegfried Janocha: „Er mahnt auch in der Gegenwart zum Frieden.“

Diesen Ball nahm der katholische Pfarrer Wolfgang Beck auf: Er erinnerte an aktuelle Kriege, etwa in Syrien und im Jemen. „Deutsche sind nicht mehr daran beteiligt, aber unsere Waffen sind immer noch tötend dabei“, sagte Beck und forderte einen Verzicht auf Waffenexporte. Im Evangelium stehe die Nächstenliebe an erster Stelle, erklärte der Geistliche: „Sie steht vor allem Heldentum und Märtyrertum.“

Alleine im Ersten Weltkrieg starben neun Millionen Soldaten. Roland Idler vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erinnerte bei der Gedenkfeier an einen von ihnen: Rudolf Schlaile starb wenige Tage vor Kriegsende an Bord eines U-Boots, das die Marineleitung ohne Rücksprache mit der Reichsregierung in die Schlacht geschickt hatte, „um die Ehre der Marine zu retten“. Schlailes Tod war ebenso sinnlos wie der von sechs spielenden Kindern, die am 15. April 1945 bei einem Luftangriff auf Backnang getötet wurden. Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer habe die Soldatengräber einmal als „die großen Prediger des Friedens“ bezeichnet, zitierte Idler. Deshalb kümmere sich der Volksbund Kriegsgräberfürsorge bis heute um mehr als 800 Gräberstätten in 45 Ländern.