Mannheims Nachtbürgermeister hält nichts von Verboten

dpa/lsw Mannheim. Rumlaufen, gucken, reden und notfalls die Polizei rufen? Nein, so geht der Job als Nachtbürgermeister nicht. Seine Mission ist Vermitteln. Als DJ kennt sich Robert Gaa mit heiklen Situationen aus.

Mannheims Nachtbürgermeister hält nichts von Verboten

Robert Gaa, Nachtbürgermeister von Mannheim. Foto: Uli Deck/dpa

Robert Gaa, neuer Nachtbürgermeister in Mannheim, hält nichts von Alkoholverboten oder Platzsperren, um nächtliche Randale in der City zu verhindern. „Die Probleme werden dadurch nur in andere Zonen verlagert, aber nicht beseitigt“, sagt der 30-Jährige. „Die Menschen brauchen Begegnungsorte, an denen sie in sozialen Kontakt treten können und sich mit anderen austauschen können.“

Weil corona-bedingt alle Clubs, Diskotheken und Livemusikspielstätten dicht sind, verlagere sich die soziale Interaktion in den öffentlichen Raum. Wichtig sei, dass Sicherheits- und Hygieneregeln eingehalten werden. „Wir alle haben es nun in der Hand, ob eine zweite Welle und damit ein eventueller zweiter Lockdown kommt.“

Der Discjockey und gelernte Maschinenbautechniker ist seit dieser Woche im Amt - zunächst noch mit Vorgänger Hendrik Meier, dem bundesweit ersten „Night Mayor“. Der Nachtbürgermeister soll das Miteinander von Nachtschwärmern, Anwohnern, Clubbetreibern, Kneipiers und Stadtverwaltung verbessern. „Zwischen diesen gilt es zu vermitteln.“

Gesucht werde immer nach Lösungen, mit der alle Seiten leben können, sagt Gaa. Als DJ und Organisator vieler Veranstaltungen hat er Erfahrung: „Dadurch kam ich immer wieder in Berührung mit schwierigen Situationen jeglicher Art.“

Nächtliche Ausschreitungen wie in Stuttgart oder Frankfurt befürchtet er für Mannheim derzeit nicht - wegen früher Präventionsarbeit von Stadt und Polizei. So gehen in Mannheim Sozialarbeiter abends durch das Ausgehviertel Jungbusch und sprechen Besucher auf Fehlverhalten an.

Sie machen zugleich bewusst, dass in diesem Viertel auch Menschen wohnen, die ein Recht auf ihre Nachtruhe haben. Gaa: „Das Augenmerk liegt dabei auf Deeskalation. Ich denke, dies ist der beste Weg, um Ausschreitungen zu verhindern und bis jetzt funktioniert dies auch sehr gut in Mannheim.“