Das Haus des Tourismus zeigt erstmals Gesicht: Zur Marktplatz-Seite ist jetzt das Gerüst gefallen – und schon beginnt eine Debatte über die Optik des Blickfangs.
Von Uwe Bogen
Stuttgart - Der Chef hat bereits sein neues Büro am Marktplatz eingerichtet. „Wir sind umgezogen“, heißt es in der Mail-Signatur von Armin Dellnitz. „Sie erreichen uns unter folgender Adresse: Marktstraße 2.“
Darauf hat der Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH und der Regio Stuttgart-Marketing und Tourismus GmbH über ein Jahr länger warten müssen als geplant. Wäre das alte Gebäude des Modehauses Breitling unweit des Rathaus einfach abgerissen und das Haus des Tourismus neu gebaut worden, wäre alles schneller gegangen. Doch die nachhaltige Bauweise mit historischen Elementen stellte die Baufirma immer wieder vor Herausforderungen: Das Stahlbetonskelett, das runde Treppenhaus auf der Rückseite und die Kellergeschosse blieben erhalten – und wollten nicht immer so, wie von den Architekten vorgesehen.
Die Tourist Information, der i-Punkt an der Königstraße 1a, hat bereits zugemacht. „Es gibt jetzt keinen Plan B mehr“, sagt Dellnitz. Ein großer Teil seines 60-köpfigen Teams ist bereits zum Marktplatz umgezogen und nutzt die neuen Büros – inklusive des neuen Tagungsraums. Alle anderen packen, füllen unzählige Kartons, mit denen sie nun den Standort wechseln, von der Bahnhofs- zur Rathausnähe.
Start des neuen i-Punkts steht kurz bevor
Die Türen für den neuen i-Punkt sollen an diesem Donnerstag pünktlich zum Start des Weindorfs aufgehen – zum „Soft-Opening“. Ob alles planmäßig klappt, hängt von der Begehung des Baurechtsamts an diesem Mittwoch ab. Entweder gibt es da grünes Licht – oder noch nichgt. „Bei uns ist alles mit heißer Nadel gestrickt, und wir werden sprichwörtlich erst auf den letzten Drücker fertig“, sagt Armin Dellnitz. Auch die offizielle Eröffnungsfeier des Tourismus-Hauses wird erst im September nach den Sommerferien sein. Eines aber ist jetzt schon sicher: Das Restaurant Knitz öffnet erst nach dem Weindorf.
Die „Hüllen“ zur Marktplatz-Seite sind gefallen, nur an den Seiten und der Rückseite stehen noch Gerüste. Damit ist die Diskussion über die Optik des Gebäudes eröffnet. Wie das meistens so ist: Die Meinungen gehen auseinander. Allerdings soll das Haus soll mit grüner Bepflanzung und gelben Markisen noch schöner werden.
Die Asp-Architekten haben die Fassade in vier Segmente unterteilt, um die „Kleinteiligkeit der umliegenden Gebäude“ aufzugreifen. Ziel war es, keinen „großen Klotz“ hinzustellen, sondern sich optisch dem Rathaus sowie dem Breuninger-Gebäude unterzuordnen. „Ab dem dritten Stockwerk haben wir komplett mit Holz weitergebaut“, erläutert Dellnitz. Auch die Dachterrasse besteht aus Holz – inklusive Unterkonstruktion, Boden und Wänden. Das Material solle elegant und langlebig wirken. so der Geschäftsführer.
Helles Gelb-Beige soll „maximale Eleganz“ bringen
In ersten Entwürfen war das Gebäude deutlich gelber. „Der Farbton war damals zu intensiv“, sagt Dellnitz. Man entschied sich für ein milderes Gelb-Beige, das Helligkeit und Eleganz auf dem Marktplatz bringe, ohne dominant zu wirken.
Jedes Fenster wird Außenmarkisen in Gelb haben. Werden diese heruntergelassen, wirkt das Haus noch gelber – eine bewusste, aber dezente Farbgestaltung. Ziel war es, nicht mit dem Stuttgarter Rathaus in Konkurrenz zu treten.
Ein besonderer Höhepunkt dürfte die Dachterrasse sein, die Teil der Gastronomie ist. Aus dem Plan der Brüder Ferdinand und Maximilian Trautwein (bekannt aus der Linde in Möhringen), ihr schwäbisches Restaurant Knitz noch vor dem Weindorf zu eröffnen, wird zwar nichts, aber startklar sind sie. Die beiden sind auch mit einer Laube auf dem Weinfest vertreten.
Das Knitz startet nun im September. Im Erdgeschoss und im Außenbereich auf dem Marktplatz wird das komplette Speisenangebot serviert, während es auf der Dachterrasse Drinks und Snacks geben wird. Denn für ganz oben gibt es keine vollständige Gastro-Konzession. Dennoch dürften After-Work-Treffs mit Panorama-Aussicht auf die City auf Interesse stoßen. Reservieren soll man erst können, wenn sich alles eingespielt hat.
Was das schwäbische Wort Knitz bedeutet
Laut dem Duden wird das Wort Knitz im Süddeutschen verwendet und bedeutet: „Auf liebenswerte Weise raffiniert, schlau, gewitzt.“ Der Großvater der Trautwein-Brüder liebte dieses Wort, weil es so schön und lobend ausdrücke, „wie mir Schwoba send“, so die Wirte. Diese fünf Buchstaben sollen also künftig auch für kulinarische Qualität stehen.