Marx gibt Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz ab

dpa Bonn/München. Die katholische Kirche in Deutschland sucht eine neue Führungspersönlichkeit: Kardinal Reinhard Marx steht überraschend nicht mehr als Chef der Bischofskonferenz zur Verfügung. Dabei hatte er gerade einen wichtigen Reformprozess angestoßen.

Marx gibt Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz ab

Reinhard Kardinal Marx gibt das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ab. Foto: Tobias Hase/dpa

Mitten in einem tiefgreifenden Reformprozess verliert die katholische Kirche in Deutschland ihre wichtigste Führungspersönlichkeit: Der Münchner Kardinal Reinhard Marx gibt das Amt des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ab.

Er stehe für eine zweite Amtszeit nicht mehr zur Verfügung, teilte die DBK in Bonn mit. Marx hätte sich bei der Frühjahrsvollversammlung der DBK in Mainz zur Wiederwahl stellen müssen. Jetzt werde dort am 3. März ein anderer Bischof gewählt werden müssen, sagte eine DBK-Sprecherin.

In einem Brief an die deutschen Bischöfe teilte Marx mit, dass er für eine eventuelle zweite Amtszeit nicht zur Verfügung stehe. „Schon seit einiger Zeit steht das für mich fest“, schrieb er. „Meine Überlegung ist, dass ich am Ende einer möglichen zweiten Amtszeit 72 Jahre alt wäre, und dann auch das Ende meiner Aufgabe als Erzbischof von München und Freising nahe sein wird. Ich finde, es sollte die jüngere Generation an die Reihe kommen. Und vielleicht ist es auch gut, wenn es häufiger einen Wechsel in dieser Aufgabe gibt.“ Er habe das Amt sehr gern ausgeübt, aber alles habe seine Zeit.

Marx galt bisher als die treibende Kraft hinter dem Synodalen Weg, dem auf zwei Jahre angelegten Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland. Darin geht es unter anderem um die Sexualmoral der Kirche, die Stellung der Frau und den Zölibat, die verpflichtende Ehelosigkeit der Priester. Marx hatte den Prozess als Reaktion auf den Missbrauchsskandal wesentlich mit initiiert.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bedauerte den Rückzug. Mit Marx verbinde ihn nicht nur eine lange, vertrauensvolle Zusammenarbeit - „zwischen uns ist auch eine echte Freundschaft entstanden“, teilte er in München mit.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, sagte, Marx habe „Großartiges geleistet für die Rückgewinnung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche“. Er verkörpere „die Hoffnung auf ein neues Bild der Kirche in Deutschland“. Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ warnte: „Der anstehende Wechsel darf auf keinen Fall den gerade so mühsam begonnenen Reformprozess des Synodalen Weges in Deutschland gefährden, der unbedingt in der gleichen Offenheit wie die erste Synodalversammlung weiterzuführen ist.“

Der 66-jährige Marx hatte die Deutsche Bischofskonferenz seit 2014 geleitet. Die DBK ist das Führungsgremium der katholischen Kirche in Deutschland. Allerdings kann sie den einzelnen Bischöfen nichts vorschreiben, dementsprechend trat Marx eher als Initiator und Moderator auf. Der gebürtige Westfale bleibt Erzbischof von München und Freising.