„Flux libre“

Mautfallen in Frankreich: Was Autofahrer wissen müssen

Frankreichs Autobahnen werden digital, auch die A4 (Strasbourg-Paris): Man muss sich in 72 Stunden um die Bezahlung der Maut kümmern – und darf dabei nicht auf Betrug hereinfallen.

Mautfallen in Frankreich: Was Autofahrer wissen müssen

Änderungen bei der Maut in Frankreich.

Von Michael Maier

Wer mit dem Auto nach Frankreich reist, kennt das klassische Prozedere: Ticket ziehen, an der Schranke bezahlen, weiterfahren. Doch diese Zeiten gehen auf französischen Autobahnen nach und nach zu Ende. Das neue „Free-Flow“-System, auf Französisch „péage en flux libre“, revolutioniert die Mauterhebung - und bringt für deutsche Urlauber neue Herausforderungen mit sich.

Auf den Strecken A13 und A14 zwischen Paris und Caen/Normandie, der A4 (Strasbourg/Saarbrücken-Paris) bei Boulay sowie auf der A79 in Zentralfrankreich zwischen Montmarault und Digoin sind die klassischen Mautschranken größtenteils schon verschwunden. Stattdessen erfassen Kameras beim Durchfahren automatisch das Kennzeichen und die Fahrzeugklasse. Der Eindruck täuscht: Obwohl keine Schranken mehr da sind, ist die Fahrt keineswegs kostenlos.

Die neue Technik soll Staus vermeiden und den Verkehr flüssiger machen. Für Autofahrer bedeutet das jedoch: Sie müssen selbst daran denken, die Maut zu bezahlen - und zwar innerhalb von nur 72 Stunden nach der Durchfahrt. Sonst hagelt es Bußgelder und Säumnisgebühren.

Autobahn-Maut in Frankreich (automatisch) bezahlen

Deutsche Autofahrer haben mehrere Möglichkeiten, ihre Mautgebühren zu begleichen. Am einfachsten ist die Online-Zahlung über die Websites der jeweiligen Autobahnbetreiber. Für die A79 ist das der Anbieter ALIAE, für die anderen Strecken SANEF. Dort gibt man einfach sein Kennzeichen ein und bezahlt per Kreditkarte.

Wer lieber offline zahlt, kann dies in vielen französischen Tabakgeschäften tun. Auf einzelnen Strecken gibt es zusätzlich Bezahlautomaten – etwa auf einem Parkplatz an der A4 bei Boulay (Lothringen). Eine weitere Option ist die Registrierung des Kennzeichens vorab auf den Websites der Betreiber - dann wird automatisch abgebucht, sobald man eine mautpflichtige Strecke befährt.

Wichtig für deutsche Kennzeichen: Umlaute müssen als normale Buchstaben eingegeben werden, also Ä als A, Ö als O und Ü als U. Außerdem ist am Anfang ein Bindestrich erforderlich, und am Ende werden Buchstaben und Zahlen ohne Leerzeichen zusammen geschrieben - Beispiel: XY-ZX123

„Flux libre“ – neue elektronische Maut in Frankreich

Maut in Frankreich in 72 Stunden bezahlen

Wer die 72-Stunden-Frist versäumt, muss tief in die Tasche greifen. Die Bußgelder steigen drastisch an: Bis zum 15. Tag nach der Durchfahrt werden 10 Euro fällig, danach bis zu zwei Monaten 90 Euro. Noch später zahlt man zusätzlich zur ursprünglichen Mautgebühr satte 375 Euro Strafe.

Besonders umständlich: Für jede Nutzung einer Mautstrecke wird eine separate Zahlung fällig. Bei einer Hin- und Rückfahrt handelt es sich also um zwei Zahlungsbescheide mit entsprechend doppelten Strafgebühren bei Nichtzahlung.

SMS- und E-Mail-Betrug mit Maut in Frankreich

Die neue Technik sorgt nicht nur für Verwirrung bei Autofahrern, sondern lockt auch Kriminelle an. Deutsche Urlauber erhalten zunehmend gefälschte Mautforderungen per E-Mail oder SMS, die täuschend echt aussehen. Die Betrüger geben sich als seriöse Mautbetreiber wie Ulys oder Vinci Autoroutes aus und fordern meist kleine Beträge um die 6,80 Euro.

Echte Nachrichten erkennt man an den Absenderadressen: Sie enden auf @ulys.com, @vinci-autoroutes.com sowie verschiedene Unterdomains. Offizielle SMS kommen nur von der Kurzwahl 36035 oder mit dem Absendernamen VINCI. Nachrichten von französischen Handynummern, die mit 06 oder 07 beginnen, sind dagegen immer verdächtig.

Wichtig: Kein seriöser Anbieter fordert zur Zahlung über einen Link in einer Nachricht auf. Wer einem Link folgt und darüber bezahlt, überlässt seine Bankdaten samt PIN einer Betrüger-Bande. Die korrekte Bezahlung erfolgt ausschließlich über die offiziellen Websites der Betreiber.

Mautbox für Frankreich („Badge de Télépéage“)

Häufige Frankreich-Besucher können weiterhin auf eine Mautbox setzen. Diese kleine Elektronikbox („Badge de Télépéage“) wird an der Windschutzscheibe befestigt und ermöglicht die automatische Abbuchung aller Mautgebühren. Die Preise bleiben gleich, man spart aber Zeit und Aufwand. Aus Deutschland kann eine solche Box ebenfalls bestellt werden, allerdings fallen meist monatliche Grundgebühren von etwa zwei Euro an. Es gibt aber auch einen Anbieter, der die Grundgebühr lediglich in Monaten mit Fahrten kassiert. Praktischerweise funktioniert dieses Gerät auch in Spanien, Portugal und Italien.

Stressfreie Fahrt auf der Autobahn in Frankreich

Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten deutsche Autofahrer ihr Kennzeichen vorab bei den Betreibern registrieren. So erhalten sie eine Benachrichtigung, sobald sie eine mautpflichtige Strecke genutzt haben. Bei Unsicherheiten hilft der telefonische Kundenservice der offiziellen Betreiber weiter.

Eine klassische Kreditkarte sollte übrigens immer dabei sein, da viele französische Automaten ausländische Debitkarten ablehnen. Die Karte muss zudem auf den Namen des Fahrers ausgestellt sein.

Registrierung für Citymaut in London

Das neue System in Frankreich mag zunächst verwirrend erscheinen, bietet aber durchaus Vorteile. Staus an Mautstellen gehören damit der Vergangenheit an, und der Verkehr fließt deutlich flüssiger, gerade auch zu Stoßzeiten am Beginn und Ende der Ferien.

Schattenseite ist die umständliche Registrierung. Die Probleme sind dabei ähnlich gelagert wie bei der 15 Pfund teuren Citymaut in London. Nur, dass es in England noch umständlicher ist – und auch teurer, wenn man nicht rechtzeitig bezahlt.